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Leebanon

Walkingstreet Veteran
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15 Juni 2009
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Dark Side zwischen floating market & Phönix Golf
Jemanden von seinen Zielen abzubringen, bedeutet in der Regel, das menschliche Betrienssystem der Person zu verändern,
also neuronal neu vernetzen.

Die Sovietunion hatte in den 80 ger Jahren die Erfahrung mit den, von den Taliban freigelassenen Gefangenen gemacht,
das Alle, wirklich Alle neuronal neu vernetzt waren, mit anderen Worten, sie waren Taliban in einem russischen Körper.

Alle Versuche, sie wieder neu neuronal zu vernetzen, scheiterten, es gab keinen Weg zurück.

Aus diesem Grund, und natürlich angesichts der Opferzahlen, welche die freigelassenen Russen mit Taliban-Hirn verursachten,
gab der russische General den Befehl heraus, alle, von den Taliban freigelassenen Gefangenen sofort zu erschiessen.

Was bedeutet dies für einen Deutschen, der 30 Jahre mit seiner Thai-Ehefrau in Deutschland zusammen gelebt und gearbeitet hat,
wenn beide nach Thailand auswandern, und sich nahe des Heimatdorfes der Ehefrau niederlassen ?

Das hängt von dem Betriebssystem der Frau ab, war ihre Prägung durch den Familienclan neuronal derart stark,
dass die Wiederkehr in die Heimat die sofortige Unterwerfung unter den Familien-Clan-Willen zur Folge hat,
oder ist die, aus 30 gemeinsamen Jahren Deutschland geschaffene Bindung so stark,
dass sie sich dem eigenen Clan wiedersetzen kann ?

Wenn sie in ihrer Jugend hart vernetzt wurde, wird nichts die Reaktivierung aufhalten können.

Wir erleben dies mit den deutschen Jugendlichen, die mit gewaltfreier Ponyhof-Erziehung von ihren Eltern ins Leben geschickt wurden,
und die dann von der ISIS neuronal neu vernetzt wurden.

Auch hier zeigt die Erfahrung, keiner kommt vom IS los, man kann dieses Betriebssystem im Kopf nicht löschen.

Die RAF Terroristen, die nach der Geiselnahme in der Stockholmer Botschaft, 20 Jahre nach der Tat, von ihren Geiseln als Alleinerben eingesetzt wurden,
weil ... " das sind doch unsere Kinder" ... konnte keiner aus den Opfern weglöschen,
das Stockholm-Syndrome hatte die Geisel neuronal neu Vernetzt, die eine gewaltfreie, unformatierte Festplatte im Hirn hatten,
wäre unter den Geiseln ein IS Anhänger gewesen, hätte dies für den keinen Eindruck gemacht, weil seine Festplatte im Hirn bereits formatiert war.

Was braucht es folglich ... über Tage das Gefühl von Todesangst, das das eigene Leben nur von diesen Personen abhängig ist,
das reicht, damit der " gepfählte Elephant eingebrochen ist", und seinen Mahmoud lebenslang als Führer akzeptiert.
 

Sam4

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28 November 2024
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Das sind, auch wenn ganz andere Lebensbereiche, alles sehr schöne Beispiele.

Meine Frau wollte und will ich nicht im geringsten manipulieren. Sie hat von mir einen hohen Betrag erhalten, damit kann sie tun und lassen was sie will. Sollte sie mich irgendwann rausschmeissen ist das Geld halt weg, ich habe ja noch genügend auf der Seite, dass mich sowas nicht aus der Bahn werfen würde. Durch deine Worte von wegen Fluss und so, habe ich mich entschieden, ihr alle Freiheiten zu lassen. Damals lebten wir noch in der Schweiz und wir beide haben noch gearbeitet. Sie 100%, ich 40% obwohl wir es nicht nötig gehabt hätten.

Irgendwann hat sie mir gesagt, dass sie mir vertraut. Rückblickend gesehen hat für mich und unsere Partnerschaft viel mehr wert, als wenn sie mir gesagt hätte, dass sie mich liebt. Mit dem Vertrauen kann man arbeiten. So sagen wir nach aussen, dass ich der Finanzchef bin. Das schützt uns vor Leuten, die um Kredite fragen. Wir könnten zwar ein gutes Geschäft mit Krediten machen, aber am Ende sind das die unbeliebten Zeitgenossen, weil sie das Geld auf jeden Fall zurückholen. Das gäbe im Dorf grosse Unruhe. Irgendwie hat es sich so ergeben, dass wir uns ein gegenseitiger Ratgeber sind, das hat uns beiden sehr geholfen, sowohl individuell als auch in der Partnerschaft.

Meine Frau hat mich nie beim Fremdgehen erwischt. Ich weiss nicht, ob sie es vermutete, das war nie ein Thema bei uns. Da ich seit 8 Jahren treu bin hat sich unsere Partnerschaft noch weiter gefestigt. Ihre 25 Jahre Leben in der Schweiz hat sie zu einer kleinen Schweizerin gemacht und heute ist sie mehr Schweizerin als ich. Mich hat Thailand zu einem kleinen Thai gemacht. Während sie manchmal an Gesellschaft, Organisation und Nachbarn herummäkelt, kommt mir immer öfter "mai pen rai" oder halt das isaanische "bo pen yang" über die Lippen.

Wir leben bei ihr auf dem Dorf, der eine Nachbar ist ihre ältere Schwester, die auf unserem Land in unserem ersten Haus lebt. Wir können es uns leisten die Schwester dort kostenlos leben zu lassen, sogar den Strom und das Wasser bezahlen wir. Im Gegenzug kocht die Schwester sehr oft für uns und hilft meiner Frau freiwillig im Garten. Ich werde die Familienstory posten, sobald ich sie fertig niedergeschrieben habe.
 

Hardy641

Schreibwütig
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Vieles ist halt nur Schein

Untertitel: Meine ist anders

Unteruntertitel: Es gibt Menschen, die wollten verarscht werden



Tiger Tiger, Flammenpracht
in der Wälder dunkler Nacht:
Welcher Schöpfer, welcher Gott
schuf dich, der Angst gebiert und Tod?


Zürich, die grösste Stadt der Schweiz hat einige Asia-Shops wo nicht nur Thailänder einkaufen gehen. Im Kreis 4, wo auch ein Teil des Rotlichtbezirks angesiedelt ist, hat es auf engem Raum ein paar solcher Shops und Restaurants.

Protagonisten der heutigen Erzählung sind Peter, Schweizer in Pilot bei der damaligen Swissair. Seine Frau Nok, Thai und Schweizerin, die Peter ein Kind geschenkt hat, welches noch im Kinderwagen durch Zürich geschoben wurde. Drittens war(en) noch Veena, Thairestaurantbesitzerin und ihr Staff. Veena hatte gleich neben ihrem Restaurant einen Thailebensmittelladen und in dessen Keller ein Shorttime Zimmer.

In der warmen Jahreszeit hockten jeden Tag Thais und Schweizer vor Veenas Restaurant, auf mich machte es den Eindruck, als hätte man ein Restaurant aus Pattaya, 1 zu 1 nach Zürich gebeamt. Die Thaiweiberei sass an einem Tisch, die Schweizer an einem anderen. Wenn Peter dabei war, erzählte er immer, wie glücklich er mit seiner Nok war. „Meine ist anders“ war sein Lieblingssatz. Er hatte sich so in dieses Mantra rein begeben, dass er sämtliche rote Flaggen einfach ausblendete. Wenn ihm mal einer einen Wink mit dem Zaunpfahl gab, hatte er sofort eine Erklärung für das Verhalten seiner Nok zur Hand.

Veenas Business bestand nicht nur aus Restaurant und Lebensmittelladen, sie war auch sowas wie eine Zuhälterin. Es war vielen Freiern bekannt, dass sie im Keller des Shops eine Shorttimezimmer hatte. Wenn so ein Freier ankam, fragte Veena ihre Landsmänninen (oder heisst das in der Genderspache neuerdings Landsfrauinnen???), wer sich ein paar Franken verdienen wollte. Meldete sich niemand, wurde kurz rumtelefoniert und eine ihrer Kontakte hatte immer Zeit.

Nok hatte meistens Zeit, sogar dann wenn Peter anwesend war nahm sie den Auftrag an. Irgend ein Grund hatte sie immer, wieso sie ihn und Kind mal eben für 30 Minuten alleine lies. Meistens genügte es, dass sie ihm glaubhaft erklärte, im Shop einkaufen zu gehen.

Peter gab seiner Nok kein Geld, damit sie ihre Familie unterstützen konnte. Er erkannte aber auch nicht, dass sie sehr viele Schweizer Franken nach Thailand überwies und den Rest auf ihr Konto einzahlte. Von dem Geld brauchte sie nichts, denn alles was sie für ihren Sohn und sich brauchte, zahlte Peter und er war stolz darauf, dies ohne jeglichen Geiz zu tun.

War Peter nicht vor Ort und hatte Veena einen Job für Nok, hüteten die Angestellten des Shops das Baby. Der Hütedienst und die Vermittlung durch Veena kostete natürlich einen Obolus, trotzdem blieb noch genügend Kohle übrig, dass für alle eine Win-Win Situation entstand.

Wenn ich den Gesprächen der Schweizer an einem Tisch und jener der Thais am anderen verfolgte, dann sprachen beide Parteien über die gleiche Sache, aber die Aussagen waren oft unterschiedlich. Damals verstand ich mittelmässig Thai, vielleicht 40% des Gesagten. Zuwenig um durchzublicken, genügend um neugierig zu werden und so beschloss ich, mich mit hoher Priorität der Sprache anzunehmen. Mir war es halt wichtig, Informationen aus erster Hand zu erhalten und nicht auf eine Übersetzerin angewiesen zu sein. Übersetzungen beinhalten immer ein Risiko, auch wenn da keine schlechte Absicht dahinter ist. Aber wenn mit unlauteren Hintergedanken übersetzt wird, kann man den Übersetzungen überhaupt nicht trauen.

Ob mich meine Exfrau hinters Licht geführt hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen und ist mir heute egal. Aber damals hat sie manchmal ausführlich übersetzt und manchmal eine 5 Minuten Diskussion in wenigen Sätzen zusammengefasst. Ähnlich habe ich es mit ihr gemacht, als sie noch nicht Schweizerdeutsch sprach. Dies war die Initialzündung für uns beide, die Sprache des anderen zu lernen.

Zum Schluss möchte ich noch ein kleines aber wichtiges Detail von Veena erzählen, welches ich später bei anderen Thais wiederfand und ich bis heute beobachte.

Bei Veena sassen ja nicht nur Schweizer, die keinen Zugang zur thailändischen Sprache hatten. Einige konnten die Sprache fliessend und die unterteilten sich in zwei Gruppen. Die Verschwiegenen und die Schwätzer. Die Schwätzer waren die, die Thaigeheimnisse ausplauderten. Sass so einer im Restaurant und ein(e) Thai kam dazu, erzählte Veena lächelnd dem/der Ankömmling, dass dieser Farang Thai sprechen kann. Was der Schweizer dann als Lob auffasste und vor lauter Stolz fast vom Stuhl fiel war für die Thais eine deutliche Warnung ja nichts Geheimes auszuplaudern.

Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Habe unzählige solcher Beispiele sowohl in Thailand als auch Deutschland erlebt.

Wenn in Frankfurt die Nutten in der Elbestraße ein paar Tage frei machen wollten, haben sie "Freundinnen" angerufen, die in Beziehungen lebten, welche sie für diese Zeit vertreten. War für viele die normalste Sache der Welt. Und nicht alle waren ehemalige Bargirls.

In Thailand habe ich selbst hunderte dieser Fälle erlebt. Habe mich sogar jahrelang (Ende der 90er bis etwa 2010) auf solche "Hobby" Freelancer spezialisiert.

Warum ist dieses Phänomen so weit verbreitet? Ein langjährige Expat hat mir als Newbie in Bangkok einmal erzählt. Sex ist für Thais wie Händewaschen oder Zähneputzen. Einfach etwas ganz normales, alltägliches. Ganz anders als die Einstellung vieler westlicher Frauen.

Einen einzigen Grund gibt es sicherlich auch nicht. Langweile (für mich der Hauptgrund), Abwechslung, Selbstbestätigung, Excitement neue Leute kennenzulernen, Gier sind wohl die Hauptgründe. Nymphoman oder notgeil waren die wenigsten.

Diese Girls waren im Grunde genommen ideal. Sie legten viel Wert auf Diskretion, da sie nicht gesehen werden wollten. Sie kamen daher meist direkt in meine Wohnung und wollten gar nicht ausgehen in Discos, Bars, Restaurants oder Malls. Passte super für mich, wir konnten uns auf das Wesentliche Zuhause beschränken. :poppen
Auch gab es (so gut wie) keine Eifersucht oder Fragen nach Beziehung bzw. Zukunft. Dies hatten sie ja mit anderen Typen.
Da diese Girls sehr vorsichtig sein mussten, hatten sie auch lange nicht so viele Kerle wie die normalen Freelancer. Somit hatten viele auch mehr Lust auf Sex als die Profis, die jeden Tag ein paar Kunden hatten.

Mit dem Einzug der Smartphone und Messenger bzw Videochat Apps war diese wunderbare Zeit leider vorbei, da die Sponsoren/Bf immer häufiger und stärker kontrollierten. Geblieben sind jedoch viele tolle Erinnerungen.
 

Leebanon

Walkingstreet Veteran
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15 Juni 2009
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Dark Side zwischen floating market & Phönix Golf
ist natürlich der Klassiker, fällt mir zB der Member Herzrobbe ein, 20 Jahre in Frankfurt mit Thaifrau in Bäckerei gearbeitet,
viele Ersparnisse ins Haus gesteckt, und dann wurde der Stecker gezogen.

Die Meisten glaubten an ein "Wir", das stärker sein sollte, als eine befürchtete Clan-Hörigkeit,
wobei für Aussenstehende sofort der Rosarote Brillen-Effekt vermutet wird,

wenn ein 4 Mio THB Haus in eine Gegend ohne Nachfragewert gebaut wird,
wo die umliegenden Häuser maximal 1 Mio THB gekostet haben.
Werden diese Häuser dann so gebaut, das kein Thai drinnen wohnen würde,
dann wurden diese Häuser oft überhaupt nur gebaut,
damit "Andere" durch den Bau und dem Materialschwund verdienen konnten.

Ist die Zeit abgelaufen, beginnt das Ya Mo Ritual,
weil das Schwert an ihrer Seite, wie ein Wanderstock bemahlt wurde,
und die Zeit der Schlachtung sich nähert,
wird im einfachsten Fall eine Fremdgehsituation beim Mann geschaffen,
damit der Rauswurf und die Trennung mit dem "Grund" ... DU BIST SCHULD ...
enden kann, und man ihn, weg vom Dorf, auf die Wanderschaft ohne Rückkehr schicken kann.

Wer zur Ausnahme zählt, kann sich glücklich schätzen,
aber klar ist, wenn eine Dorfgemeinschaft einen nicht haben will,
muss es gar nicht mal an der Frau liegen,
wenn diese dann unter Druck gesetzt wird ... er muss weg.

Wurde man vorher mit Augen voller Respekt, voller Anerkennung, voller Freude angesehen,
findet man im Dorf nur noch Personen, die einen mit Augen ansehen, voller Abscheu, voller Verachtung, voller Geringschätzigkeit,
oder eben völlig ignorieren.

Das sind dann die Momente, wenn die Sonne im Dorf für einen unter geht, und man sein Haus überhaupt nicht mehr verlässt.

Wir kennen ja solche Charactere,


aber Menschen können auch ohne Gift schnell eingehen, indem man sie psychisch verkümmern lässt.

Wer in dem Moment, wo er das feststellt, keine finanziellen Reserven mehr hat,
und daher die Kurve nicht mehr kriegen kann,
indem man sich sofort auf Reisen begibt, ist erledigt.
Aber auch das psychische Gift muss gereinigt werden, sonst endet man nach einer verzweifelten Pattaya-reise nur als weiterer Springer.

In diesem Sinne,
immer finanziell flexibel bleiben
und immer eine Exit-Strategie haben,
denn ein Leben ohne einen Plan B hat keine Zukunft.
 

Sam4

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28 November 2024
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Das Familiendrama und ich


Protagonisten
Lek, die ältere Schwester meiner Ehefrau
Som, meine Ehefrau
Ich selbst
Put, die älteste Schwester meiner Frau
Jon und Pong, Brüder meiner Frau
Töng, entfernter Verwandter meiner Frau


Zum besseren Verständnis der Story erzähle ich erst, wie Som, meine Frau und ich zusammengekommen sind. So war Barmädel in Pattaya und hat einen Schweizer geheiratet. Ihre Ehe ging in die Brüche und wir kamen in der Schweiz in Kontakt und wurden dann später ein Paar. Ihre Tochter ist im gleichen Alter wie meine Kinder.

Als der Vater von Som starb, hat sich Put, die älteste Schwester alles Geld und vor allem alles Land unter den Nagel gerissen. Ist halt so in Thailand, wer das Bankbuch und die Chanots im Besitz hat, ist rechtlich gesehen der Besitzer von Geld und Land.

Die restlichen Geschwister rebellierten und es gab so manches Telefonat zwischen Thailand und Som. Aus den Gesprächen entnahm ich, dass sie rechtlich gegen Put vorgehen wollten und alle Geschwister der Meinung waren, dass Som die finanziellen Ausgaben tragen sollte. Da Som das jüngste Kind ist, konnte sie sich gegen diese Idee nicht offen wehren.

Aus zahlreichen Gesprächen mit Som erfuhr ich, dass sie an ihrem Land hing, dort hatte sie neben dem Haus von Put und jenem von Lek, ihr eigenes, wenn auch kleines Häuschen gebaut. Zu jener Zeit lebten Mutter und Vater noch und es war normal, dass es das Land der Familie war und nicht einer einzelnen Person gehörte, auch wenn die Chanots beim Vater waren. Als Polizist war er klar das Familienoberhaupt, auch wenn die Mutter ihren Einfluss geltend machte und vor allem das Oberhaupt über Finanzen und Haushalt war.

Som hing an ihrem Land und ihrem Haus, hängten doch sehr viele, schöne Kindheitserinnerungen daran. Widerstand gegen die „Diebin“ Put aber regte sich vor allem aus Gründen von Gier, welche auch bei allen ihren Geschwistern zutraf.

Eigentlich ging mich die ganze Geschichte nichts an, aber sie beeinflusste kurzzeitig unser Zusammenleben, weil sie zum Thema Nummer 1 wurde. Das nervte mich und so begann ich zu recherchieren. Ein namhafter Bangkoker Anwalt bestätigte mir den Sachverhalt, dass wer Bankbuch und Landtitel besitzt, der rechtmässige Besitzer von Geld und Land ist. Vor Gericht zu ziehen würde bedeuten, dass man verliert und zwar den Prozess und die Kosten des Prozesses.

Nur, wie bekommt man die betrogenen Geschwister von der Idee runter, dass man Put vor Gericht ziehen sollte?

Ich entschied mich, nicht gegen die Idee anzugehen, sondern voll dafür zu sein. Som sagte ich, dass sie alle Geschwister informieren soll, Geld bereitzuhalten um in den Krieg zu ziehen. Ein guter Anwalt kostet auch in Thailand sehr viel Geld und wer profitieren will, soll auch das Risiko auf sich nehmen und investieren. Zum Beispiel könnten ihre Geschwister Som 1 Rai Land überschreiben und im Gegenzug würde Som alle Gerichtskosten bar bezahlen. Ich erklärte Som, dass sie so überprüfen kann, wie ernst es ihren Geschwistern ist.

Som und ich hatten zu der Zeit schon ein sehr grosses Vertrauensverhältnis und so setzte sie meinen Plan um, ich selbst blieb aussen vor. Das Resultat war, dass das Thema nicht weitergeführt wurde. Was mir mein Grossvater mal sagte, nämlich dass man Menschen anhand ihrer Taten und nicht anhand ihrer Worte beurteilen sollte, war wiedermal Gold wert. Und als wir über Grossvaters weise Worte sprachen lehrte mich Som, dass in Thailand ein ähnliches Sprichwort besteht.

Das Thema als Ganzes war aber noch nicht gegessen. Som war wütend, enttäuscht und auch traurig, dass sie von Put hopsgenommen wurde. Zwar hat Put die Eltern bis in den Tod betreut, aber Som hat immer wieder darauf hingewiesen, dass sie dies mit Soms Geld getan hat. Gestritten wurde nicht öffentlich und auch nicht offen. Som hat Put fortan einfach ignoriert und das hält bis heute an. An manchen Tagen spenden Put und Som im Abstand von einem Meter Essen an die Mönche, die beim Dorfmarkt vorbeikommen. Die beiden sprechen nicht miteinander und sie sehen sich nicht an.

Jon, der älteste Bruder hatte eine gut gehende Schreinerei in Bangkok. Wieso er angefangen hat zu trinken, weiss ich nicht. Durch das Saufen aber ging sein Geschäft zu Grunde. Seine Kinder leben bis heute in Bangkok, wo sie geboren und aufgewachsen sind. Jon lebt wieder im Isaan, ein paar Dörfer weiter weg von seinem Geburtsort. Lebt ist vielleicht zu hoch gegriffen, eigentlich vegetiert er vor sich hin. Bei uns bekommt er jederzeit Essen und ein offenes Ohr.

Pong arbeitete lange Jahre in Pattaya, wo er letztlich in einem Motorradunfall ums Leben kam. Bleibt noch Lek, um sie wird es ein wenig später gehen.

Und nun komme ich ins Spiel. Bisher hatte ich ja nur im Hintergrund meiner Som den Rücken gestützt. Jetzt ging ich in die Offensive. Auch wieder im Hintergrund, es schien für andere so, als sei ich unbeteiligt. Wir reisten für 3 Wochen nach Thailand, für ganze 3 Wochen in Soms Dorf. Mein Plan war es, das Gesicht von Som zu mehren und so begann sie auf meine Idee hin, Landparzellen zu suchen.

Ein entfernter Verwandter namens Töng, Som nannte ihn Onkel, obwohl er das biologisch nicht war, wollte 1.5 Rai Land mit Haus verkaufen. Er hatte ein Nierenleiden und musste X Mal pro Woche zu Blutwäsche. Damit das Geld für den Verkauf von Land und Haus seiner Gesundheit zu gute kam, wollte er, dass Som den Kaufpreis abstottert. Das war ein cleverer Move, denn seine geldgierige Frau hätte das Geld für seine Behandlung schneller aus dem Fenster geblasen als er Pip sagen konnte. Sage einer noch, alle Thais seien dumm und ungebildet. Beim Treffen Som, Onkel mit seiner Frau und der allerbesten Freundin von meiner Frau war ich auch dabei. Aber ich sass nicht mit den Thais zusammen, sondern setzte mich etwas weiter weg hin. Ich wollte das Signal senden, dass ich mich da nicht einmische. Als der Deal beschlossen war, blickte ich zu Töng und verbeugte meinen Kopf in seine Richtung zum Zeichen von Respekt und Anerkennung. Er tat gleiches in meine Richtung.

Als wir noch in der Schweiz waren, habe ich Som eine grosse Summe auf ihr Konto überwiesen. Somit war es ihr Geld, sie kaufte Land mit Haus von ihrem Geld und ich war aussen vor. Damit das das ganze Dorf erfährt, fuhr die ganze Gruppe in die Stadt in die Thai Farmer Bank. Die einzige Bank, die in unserem Dorf einen ATM hatte. Für Onkel und Som wurde je ein neues Konto eröffnet, Som überwies viele Thaibath von der Schweiz nach Thailand und zahlte auch die erste Rate direkt an Onkel.

Damit keine Probleme entstehen konnte, hinterlegte Onkel Töng das Chanot in der Bank. Und nur er selbst oder Som hatten das Recht, den Landbuch dort abzuholen. Wie die Abmachung genau gemacht wurde entzieht sich meiner Kenntnis, ich war da bewusst nicht vor Ort.

Som hatte noch nicht mal 10% ihres Geldes ausgegeben und so machten wir uns auf die Suche nach weiteren Ländereien. Da Thailand ein kleines Dorf ist sprach es sich bis Pattaya zu Lek rum, dass Som „reich“ ist. Som lebte damals mit dem Deutschen Karlheinz in Pattaya und weil er kaum Kohle hatte, betrieb Lek ein Hinterhofrestaurant. Lek kann richtig gut kochen, aber mit Geld kann sie überhaupt nicht umgehen. Kein Wunder dass sie ständig im Minus war und überall Schulden hatte. Manche Gläubiger verstehen keinen Spass, wenn die Schulden nicht bezahlt werden. Lek wollte also, dass Som ihre Schulden begleicht.

Hier kommt eine Situation zum Tragen, dass Lek als ältere Schwester in der Hierarchie höher steht als Som und sie somit „gezwungen“ war zu helfen. In Thailand hilft man, wenn man helfen kann. Solange der andere nichts Falsches macht, hilft man ihm. Das ist normal und weitherum Usus. So ist Thailand nun mal, selbst wir Ausländer sollten das akzeptieren.

Karlheinz konnte seiner Frau nicht helfen. Damit er sein Rentnervisum verlängern kann, muss er sich Geld leihen, damit er die benötigte Summe bei der Immigration vorweisen kann. Das scheint in Pattaya so einigen Farangrentnern genau so zu ergehen und komische Agenturen machen damit ein Geschäft.

Som hätte Lek helfen können, aber dann wäre das Geld verloren gewesen. Also haben wir einen Abend nachgedacht und diskutiert und letztlich hat Som entschieden, ihrer Schwester auf andere Art zu helfen. Die Lösung war aber nicht Geld verbrennen, sondern ihrer Schwester (und Karlheinz) das neu erworbene Land mit Haus zur Verfügung zu stellen. Für Lek war das eine Flucht aus Pattaya und noch viel mehr eine Flucht vor ihren Schulden.

Eine Flucht in eine grosse Sicherheit, da Land und Haus in den Händen von Som blieb. Lek musste keine Miete bezahlen und bekam die ersten Monate auch heimliche Unterstützung durch Som. Karlheinz war nicht für Thailand geschaffen. Schon in Pattaya fühlte er sich unwohl, auf dem Dorf hielt er es nur maximal zwei Wochen aus. So führten die beiden eine Fernbeziehung, Karlheinz besuchte seine Lek alle drei Monate für 2 Wochen. Damit konnte Lek recht gut leben.

Da das Dach vom Haus dicht war, kaufte Som für Lek nur einen Kühlschrank und einen Gaskocher mit 4 Reservegasflaschen und Lebensmittel wie Reis, Fisch, Fleisch und Gemüse. Ihr Bett nahm Lek von Pattaya mit, ein Moskitonetz war schnell gekauft und somit war schon fast alles erledigt.

Als Schwager liess ich es mir nicht nehmen, der Lek einen grossen Fernseher mit Satellitenanlage zu schenken. Und natürlich lud ich die ganze Familie zum Essen ein. Solche Essorgien sind eine wichtige, soziale Angelegenheit, nicht zu unterschätzen in Thailand.

Zurück zu Som, die hatte ja immer noch viel Geld und unser Ziel war, noch ein paar Rai zu kaufen. Mit der neuen Situation um Lek, die nun in „unserem Haus“ lebte war für mich klar, dass wir Lek nie wieder aus dem Haus bekamen. Also musste für Som und mich eine neue Lösung her. Neben Soms Land waren ein paar unbebaute Parzellen und ich hatte die Idee, diese zu kaufen, so dass man in Leks Nachbarschaft unser eigenes Haus bauen konnte.

Das Problem war nur, dass die Nachbarn ihr Land nicht verkaufen mussten. Wer nicht verkaufen muss ruft hohe Preise auf. Eigentlich ein Unding solches Land zu kaufen. Nur, das Land wäre halt schon ein schönes Fleckchen Erde, abseits vom Trubel gelegen und dennoch mit dem Motorrad nur 5 Minuten vom Markt entfernt.

Für mich die beste Lösung wäre gewesen, draussen in den Reisfeldern zu kaufen und zu bauen. Som aber meinte, dass dies im Alter zu abgelegen sein würde. What the fuck, eine Thai die ihren Horizont auf Jahrzehnte ausdehnt, das gibt es selten.

So kamen wir zum Schluss, mit den Eigentümern der Nachbargrundstücke Verhandlungen aufzunehmen. Total waren das fast 5 Rai, alles zusammenhängend und alles eingezäunt. Perfekt, wir mussten nur die mittleren Zäune entfernen und im hinteren Teil das Land aufschütten um dann später unser eigenes Haus drauf zu bauen.

Bei den anstehenden Verhandlungen hielt ich mich wie immer zurück. Das hatte den Vorteil, dass ich zuhören, beobachten und nachdenken konnte, während Som in die Gespräche verwickelt war. Sie im Tunnelblick, ihre Verhandlungspartner im Tunnelblick und ich mit freier Sicht. Ein deutlicher Vorteil für Som und mich. Dennoch war der Kauf teuer, wie gesagt, wer nicht verkaufen muss ist klar im Vorteil.

Som hatte immer noch ein paar Säcke voll Kohle und kaufte sich ein paar Reisfelder und Land wo ein Bauer Tapioka anbauen wollte. Die Miete für das Land sollte in Form von Reis direkt an Lek bezahlt werden. So stellte Som sicher, dass Lek trotz ihrem Problem das Geld zusammenzuhalten wenigstens das Grundnahrungsmittel Reis zur Verfügung hatte. Das Land auf dem sie lebte war gross genug, Kräuter und Gemüse anzubauen, ein paar Hühner sorgten für Eier und Fleisch und wenn es Lek schafte, hatte sie genügend Geld für andere Lebensmittel.

Som war es wichtig ihrer Schwester zu helfen, aber ihr nicht alle Probleme abzunehmen sondern Leks freie Entscheidungsmöglichkeit zu respektieren. Sie sagte mir, dass wenn Lek komplett von ihr abhängig würde, es viele Probleme nach sich ziehen würde. Erstens war Lek ja immer noch älter, aber am Geldtropf der Schwester hängend verschieben sich Hierarchien in komplizierte Gebilde. Also gibt man gerade soviel, dass der Geholfenen Person die gebratenen Tauben nicht wie im Schlaraffenland in den Mund fliegen.

Lek arbeitet noch heute für einen Teil ihres Einkommens, auch wenn sie seit unserem Umzug nach Thailand kein Geld mehr für Essen aufwenden muss. Sie hat nun freie Kost und Logie. Dafür kocht sie meistens, da sie das besser als Som kann. Wir konnten wieder eine Win-Win Situation herstellen. Was man nicht alles erreicht, wenn man als Team agiert.

Zum Abschluss unserer dreiwöchigen Reise in Soms Dorf gingen wir am Morgen ins Kloster um den Mönchen Essen zu spenden. Wir gaben Lek einen Umschlag mit Geld, damit sie für Vater und Mutter Tambun machen konnte. Soms Umschlag enthielt sehr viel mehr Geld, auch sie machte für ihr Eltern Tambun und auch ich trug meine Spendierhosen, bei mir galt der Tambun für meine Eltern.

Solche Spenden sind öffentlich, alle Leute, die an diesem Morgen im Kloster waren erfuhren direkt vom Abt, welche Summen gespendet wurden. Alle wussten auch, das Put das Erbe ihrer Geschwister unter den Nagel gerissen hatte. Sowas wird unweigerlich zum Dorfgespräch, sind es nun gute oder schlechte News, diese Nachrichten verbreiten sich in Windeseile.

Fazit dieser Aktion:

Som hat ihre Niederlage in einen Sieg umgewandelt und dadurch ihre älteste Schwester gehörig unter Druck gesetzt. Sie hat gehörig an Gesicht gewonnen, da die Nachricht gestreut wurde, Som hätte das alles aus ihrer eigenen Tasche bezahlt. Das stimmt ja zu 100%, denn im Moment als ich ihr Geld auf ihr Konto überwiesen habe, wechselte der Besitz von mir zu ihr.

Ich weiss, einige von Euch behaupten das Gegenteil. Aber dann seid konsequent und gestattet Eurem Chef, nachdem er sein Geld auf Euer Konto überwiesen hat, Euch vorzuschreiben, wie ihr mit dem Geld umzugehen habt. Das wäre eine konsequente Umsetzung eurer Idee. Alles andere ist Quatsch mit Sosse.

Die ganze Aktion hatte noch einen Effekt. Ich wollte nach Thailand ziehen und den Resten meines Lebens vorwiegend dort verbringen. Som wollte bis zur Rente in der Schweiz arbeiten und alles an Geld mitnehmen, was es mitzunehmen gibt. Jetzt aber mit einem grossen Ansehen kam sie ins Grübeln. Eineinhalb Jahre später hatte sie sich dann durchgerungen und wir brachen unsere Zelte in der Schweiz ab.
 

Santa

อย่าวัดระยะทางวัดความรักทีผมมีให้คุณ
   Autor
7 März 2017
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Das Familiendrama und ich


Protagonisten
Lek, die ältere Schwester meiner Ehefrau
Som, meine Ehefrau
Ich selbst
Put, die älteste Schwester meiner Frau
Jon und Pong, Brüder meiner Frau
Töng, entfernter Verwandter meiner Frau



Zum besseren Verständnis der Story erzähle ich erst, wie Som, meine Frau und ich zusammengekommen sind. So war Barmädel in Pattaya und hat einen Schweizer geheiratet. Ihre Ehe ging in die Brüche und wir kamen in der Schweiz in Kontakt und wurden dann später ein Paar. Ihre Tochter ist im gleichen Alter wie meine Kinder.

Als der Vater von Som starb, hat sich Put, die älteste Schwester alles Geld und vor allem alles Land unter den Nagel gerissen. Ist halt so in Thailand, wer das Bankbuch und die Chanots im Besitz hat, ist rechtlich gesehen der Besitzer von Geld und Land.

Die restlichen Geschwister rebellierten und es gab so manches Telefonat zwischen Thailand und Som. Aus den Gesprächen entnahm ich, dass sie rechtlich gegen Put vorgehen wollten und alle Geschwister der Meinung waren, dass Som die finanziellen Ausgaben tragen sollte. Da Som das jüngste Kind ist, konnte sie sich gegen diese Idee nicht offen wehren.

Aus zahlreichen Gesprächen mit Som erfuhr ich, dass sie an ihrem Land hing, dort hatte sie neben dem Haus von Put und jenem von Lek, ihr eigenes, wenn auch kleines Häuschen gebaut. Zu jener Zeit lebten Mutter und Vater noch und es war normal, dass es das Land der Familie war und nicht einer einzelnen Person gehörte, auch wenn die Chanots beim Vater waren. Als Polizist war er klar das Familienoberhaupt, auch wenn die Mutter ihren Einfluss geltend machte und vor allem das Oberhaupt über Finanzen und Haushalt war.

Som hing an ihrem Land und ihrem Haus, hängten doch sehr viele, schöne Kindheitserinnerungen daran. Widerstand gegen die „Diebin“ Put aber regte sich vor allem aus Gründen von Gier, welche auch bei allen ihren Geschwistern zutraf.

Eigentlich ging mich die ganze Geschichte nichts an, aber sie beeinflusste kurzzeitig unser Zusammenleben, weil sie zum Thema Nummer 1 wurde. Das nervte mich und so begann ich zu recherchieren. Ein namhafter Bangkoker Anwalt bestätigte mir den Sachverhalt, dass wer Bankbuch und Landtitel besitzt, der rechtmässige Besitzer von Geld und Land ist. Vor Gericht zu ziehen würde bedeuten, dass man verliert und zwar den Prozess und die Kosten des Prozesses.

Nur, wie bekommt man die betrogenen Geschwister von der Idee runter, dass man Put vor Gericht ziehen sollte?

Ich entschied mich, nicht gegen die Idee anzugehen, sondern voll dafür zu sein. Som sagte ich, dass sie alle Geschwister informieren soll, Geld bereitzuhalten um in den Krieg zu ziehen. Ein guter Anwalt kostet auch in Thailand sehr viel Geld und wer profitieren will, soll auch das Risiko auf sich nehmen und investieren. Zum Beispiel könnten ihre Geschwister Som 1 Rai Land überschreiben und im Gegenzug würde Som alle Gerichtskosten bar bezahlen. Ich erklärte Som, dass sie so überprüfen kann, wie ernst es ihren Geschwistern ist.

Som und ich hatten zu der Zeit schon ein sehr grosses Vertrauensverhältnis und so setzte sie meinen Plan um, ich selbst blieb aussen vor. Das Resultat war, dass das Thema nicht weitergeführt wurde. Was mir mein Grossvater mal sagte, nämlich dass man Menschen anhand ihrer Taten und nicht anhand ihrer Worte beurteilen sollte, war wiedermal Gold wert. Und als wir über Grossvaters weise Worte sprachen lehrte mich Som, dass in Thailand ein ähnliches Sprichwort besteht.


Das Thema als Ganzes war aber noch nicht gegessen. Som war wütend, enttäuscht und auch traurig, dass sie von Put hopsgenommen wurde. Zwar hat Put die Eltern bis in den Tod betreut, aber Som hat immer wieder darauf hingewiesen, dass sie dies mit Soms Geld getan hat. Gestritten wurde nicht öffentlich und auch nicht offen. Som hat Put fortan einfach ignoriert und das hält bis heute an. An manchen Tagen spenden Put und Som im Abstand von einem Meter Essen an die Mönche, die beim Dorfmarkt vorbeikommen. Die beiden sprechen nicht miteinander und sie sehen sich nicht an.

Jon, der älteste Bruder hatte eine gut gehende Schreinerei in Bangkok. Wieso er angefangen hat zu trinken, weiss ich nicht. Durch das Saufen aber ging sein Geschäft zu Grunde. Seine Kinder leben bis heute in Bangkok, wo sie geboren und aufgewachsen sind. Jon lebt wieder im Isaan, ein paar Dörfer weiter weg von seinem Geburtsort. Lebt ist vielleicht zu hoch gegriffen, eigentlich vegetiert er vor sich hin. Bei uns bekommt er jederzeit Essen und ein offenes Ohr.

Pong arbeitete lange Jahre in Pattaya, wo er letztlich in einem Motorradunfall ums Leben kam. Bleibt noch Lek, um sie wird es ein wenig später gehen.

Und nun komme ich ins Spiel. Bisher hatte ich ja nur im Hintergrund meiner Som den Rücken gestützt. Jetzt ging ich in die Offensive. Auch wieder im Hintergrund, es schien für andere so, als sei ich unbeteiligt. Wir reisten für 3 Wochen nach Thailand, für ganze 3 Wochen in Soms Dorf. Mein Plan war es, das Gesicht von Som zu mehren und so begann sie auf meine Idee hin, Landparzellen zu suchen.

Ein entfernter Verwandter namens Töng, Som nannte ihn Onkel, obwohl er das biologisch nicht war, wollte 1.5 Rai Land mit Haus verkaufen. Er hatte ein Nierenleiden und musste X Mal pro Woche zu Blutwäsche. Damit das Geld für den Verkauf von Land und Haus seiner Gesundheit zu gute kam, wollte er, dass Som den Kaufpreis abstottert. Das war ein cleverer Move, denn seine geldgierige Frau hätte das Geld für seine Behandlung schneller aus dem Fenster geblasen als er Pip sagen konnte. Sage einer noch, alle Thais seien dumm und ungebildet. Beim Treffen Som, Onkel mit seiner Frau und der allerbesten Freundin von meiner Frau war ich auch dabei. Aber ich sass nicht mit den Thais zusammen, sondern setzte mich etwas weiter weg hin. Ich wollte das Signal senden, dass ich mich da nicht einmische. Als der Deal beschlossen war, blickte ich zu Töng und verbeugte meinen Kopf in seine Richtung zum Zeichen von Respekt und Anerkennung. Er tat gleiches in meine Richtung.

Als wir noch in der Schweiz waren, habe ich Som eine grosse Summe auf ihr Konto überwiesen. Somit war es ihr Geld, sie kaufte Land mit Haus von ihrem Geld und ich war aussen vor. Damit das das ganze Dorf erfährt, fuhr die ganze Gruppe in die Stadt in die Thai Farmer Bank. Die einzige Bank, die in unserem Dorf einen ATM hatte. Für Onkel und Som wurde je ein neues Konto eröffnet, Som überwies viele Thaibath von der Schweiz nach Thailand und zahlte auch die erste Rate direkt an Onkel.

Damit keine Probleme entstehen konnte, hinterlegte Onkel Töng das Chanot in der Bank. Und nur er selbst oder Som hatten das Recht, den Landbuch dort abzuholen. Wie die Abmachung genau gemacht wurde entzieht sich meiner Kenntnis, ich war da bewusst nicht vor Ort.

Som hatte noch nicht mal 10% ihres Geldes ausgegeben und so machten wir uns auf die Suche nach weiteren Ländereien. Da Thailand ein kleines Dorf ist sprach es sich bis Pattaya zu Lek rum, dass Som „reich“ ist. Som lebte damals mit dem Deutschen Karlheinz in Pattaya und weil er kaum Kohle hatte, betrieb Lek ein Hinterhofrestaurant. Lek kann richtig gut kochen, aber mit Geld kann sie überhaupt nicht umgehen. Kein Wunder dass sie ständig im Minus war und überall Schulden hatte. Manche Gläubiger verstehen keinen Spass, wenn die Schulden nicht bezahlt werden. Lek wollte also, dass Som ihre Schulden begleicht.

Hier kommt eine Situation zum Tragen, dass Lek als ältere Schwester in der Hierarchie höher steht als Som und sie somit „gezwungen“ war zu helfen. In Thailand hilft man, wenn man helfen kann. Solange der andere nichts Falsches macht, hilft man ihm. Das ist normal und weitherum Usus. So ist Thailand nun mal, selbst wir Ausländer sollten das akzeptieren.

Karlheinz konnte seiner Frau nicht helfen. Damit er sein Rentnervisum verlängern kann, muss er sich Geld leihen, damit er die benötigte Summe bei der Immigration vorweisen kann. Das scheint in Pattaya so einigen Farangrentnern genau so zu ergehen und komische Agenturen machen damit ein Geschäft.


Som hätte Lek helfen können, aber dann wäre das Geld verloren gewesen. Also haben wir einen Abend nachgedacht und diskutiert und letztlich hat Som entschieden, ihrer Schwester auf andere Art zu helfen. Die Lösung war aber nicht Geld verbrennen, sondern ihrer Schwester (und Karlheinz) das neu erworbene Land mit Haus zur Verfügung zu stellen. Für Lek war das eine Flucht aus Pattaya und noch viel mehr eine Flucht vor ihren Schulden.

Eine Flucht in eine grosse Sicherheit, da Land und Haus in den Händen von Som blieb. Lek musste keine Miete bezahlen und bekam die ersten Monate auch heimliche Unterstützung durch Som. Karlheinz war nicht für Thailand geschaffen. Schon in Pattaya fühlte er sich unwohl, auf dem Dorf hielt er es nur maximal zwei Wochen aus. So führten die beiden eine Fernbeziehung, Karlheinz besuchte seine Lek alle drei Monate für 2 Wochen. Damit konnte Lek recht gut leben.

Da das Dach vom Haus dicht war, kaufte Som für Lek nur einen Kühlschrank und einen Gaskocher mit 4 Reservegasflaschen und Lebensmittel wie Reis, Fisch, Fleisch und Gemüse. Ihr Bett nahm Lek von Pattaya mit, ein Moskitonetz war schnell gekauft und somit war schon fast alles erledigt.

Als Schwager liess ich es mir nicht nehmen, der Lek einen grossen Fernseher mit Satellitenanlage zu schenken. Und natürlich lud ich die ganze Familie zum Essen ein. Solche Essorgien sind eine wichtige, soziale Angelegenheit, nicht zu unterschätzen in Thailand.

Zurück zu Som, die hatte ja immer noch viel Geld und unser Ziel war, noch ein paar Rai zu kaufen. Mit der neuen Situation um Lek, die nun in „unserem Haus“ lebte war für mich klar, dass wir Lek nie wieder aus dem Haus bekamen. Also musste für Som und mich eine neue Lösung her. Neben Soms Land waren ein paar unbebaute Parzellen und ich hatte die Idee, diese zu kaufen, so dass man in Leks Nachbarschaft unser eigenes Haus bauen konnte.

Das Problem war nur, dass die Nachbarn ihr Land nicht verkaufen mussten. Wer nicht verkaufen muss ruft hohe Preise auf. Eigentlich ein Unding solches Land zu kaufen. Nur, das Land wäre halt schon ein schönes Fleckchen Erde, abseits vom Trubel gelegen und dennoch mit dem Motorrad nur 5 Minuten vom Markt entfernt.

Für mich die beste Lösung wäre gewesen, draussen in den Reisfeldern zu kaufen und zu bauen. Som aber meinte, dass dies im Alter zu abgelegen sein würde. What the fuck, eine Thai die ihren Horizont auf Jahrzehnte ausdehnt, das gibt es selten.

So kamen wir zum Schluss, mit den Eigentümern der Nachbargrundstücke Verhandlungen aufzunehmen. Total waren das fast 5 Rai, alles zusammenhängend und alles eingezäunt. Perfekt, wir mussten nur die mittleren Zäune entfernen und im hinteren Teil das Land aufschütten um dann später unser eigenes Haus drauf zu bauen.

Bei den anstehenden Verhandlungen hielt ich mich wie immer zurück. Das hatte den Vorteil, dass ich zuhören, beobachten und nachdenken konnte, während Som in die Gespräche verwickelt war. Sie im Tunnelblick, ihre Verhandlungspartner im Tunnelblick und ich mit freier Sicht. Ein deutlicher Vorteil für Som und mich. Dennoch war der Kauf teuer, wie gesagt, wer nicht verkaufen muss ist klar im Vorteil.

Som hatte immer noch ein paar Säcke voll Kohle und kaufte sich ein paar Reisfelder und Land wo ein Bauer Tapioka anbauen wollte. Die Miete für das Land sollte in Form von Reis direkt an Lek bezahlt werden. So stellte Som sicher, dass Lek trotz ihrem Problem das Geld zusammenzuhalten wenigstens das Grundnahrungsmittel Reis zur Verfügung hatte. Das Land auf dem sie lebte war gross genug, Kräuter und Gemüse anzubauen, ein paar Hühner sorgten für Eier und Fleisch und wenn es Lek schafte, hatte sie genügend Geld für andere Lebensmittel.

Som war es wichtig ihrer Schwester zu helfen, aber ihr nicht alle Probleme abzunehmen sondern Leks freie Entscheidungsmöglichkeit zu respektieren. Sie sagte mir, dass wenn Lek komplett von ihr abhängig würde, es viele Probleme nach sich ziehen würde. Erstens war Lek ja immer noch älter, aber am Geldtropf der Schwester hängend verschieben sich Hierarchien in komplizierte Gebilde. Also gibt man gerade soviel, dass der Geholfenen Person die gebratenen Tauben nicht wie im Schlaraffenland in den Mund fliegen.

Lek arbeitet noch heute für einen Teil ihres Einkommens, auch wenn sie seit unserem Umzug nach Thailand kein Geld mehr für Essen aufwenden muss. Sie hat nun freie Kost und Logie. Dafür kocht sie meistens, da sie das besser als Som kann. Wir konnten wieder eine Win-Win Situation herstellen. Was man nicht alles erreicht, wenn man als Team agiert.


Zum Abschluss unserer dreiwöchigen Reise in Soms Dorf gingen wir am Morgen ins Kloster um den Mönchen Essen zu spenden. Wir gaben Lek einen Umschlag mit Geld, damit sie für Vater und Mutter Tambun machen konnte. Soms Umschlag enthielt sehr viel mehr Geld, auch sie machte für ihr Eltern Tambun und auch ich trug meine Spendierhosen, bei mir galt der Tambun für meine Eltern.

Solche Spenden sind öffentlich, alle Leute, die an diesem Morgen im Kloster waren erfuhren direkt vom Abt, welche Summen gespendet wurden. Alle wussten auch, das Put das Erbe ihrer Geschwister unter den Nagel gerissen hatte. Sowas wird unweigerlich zum Dorfgespräch, sind es nun gute oder schlechte News, diese Nachrichten verbreiten sich in Windeseile.

Fazit dieser Aktion:

Som hat ihre Niederlage in einen Sieg umgewandelt und dadurch ihre älteste Schwester gehörig unter Druck gesetzt. Sie hat gehörig an Gesicht gewonnen, da die Nachricht gestreut wurde, Som hätte das alles aus ihrer eigenen Tasche bezahlt. Das stimmt ja zu 100%, denn im Moment als ich ihr Geld auf ihr Konto überwiesen habe, wechselte der Besitz von mir zu ihr.

Ich weiss, einige von Euch behaupten das Gegenteil. Aber dann seid konsequent und gestattet Eurem Chef, nachdem er sein Geld auf Euer Konto überwiesen hat, Euch vorzuschreiben, wie ihr mit dem Geld umzugehen habt. Das wäre eine konsequente Umsetzung eurer Idee. Alles andere ist Quatsch mit Sosse.

Die ganze Aktion hatte noch einen Effekt. Ich wollte nach Thailand ziehen und den Resten meines Lebens vorwiegend dort verbringen. Som wollte bis zur Rente in der Schweiz arbeiten und alles an Geld mitnehmen, was es mitzunehmen gibt. Jetzt aber mit einem grossen Ansehen kam sie ins Grübeln. Eineinhalb Jahre später hatte sie sich dann durchgerungen und wir brachen unsere Zelte in der Schweiz ab.
Das Drama hatten wir schon am Mittwoch letzter Woche :keine Ahnung
 

Sam4

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28 November 2024
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Mein Leben

Jemand hier im Forum hat mich gebeten, meinen Werdegang als Mensch niederzuschreiben. Ich tue das in Auszügen, mal chronologisch und mal thematisch.

Mein Vater war ein sehr dominanter Mensch, alles musste nach seinem Willen gehen weil er dachte, er hatte die richtige Meinung und alle anderen Meinungen wären falsch. Er war Beamtenkind und selbst Beamter. Chefbeamter sogar und er war der Meinung, alle seine Kinder müssten auch Beamten werden. Als jüngstes Kind hatte ich es einerseits am Einfachsten, denn meine zwei Geschwister haben vor mir rebelliert und vorgespurt. Andererseits hatte ich es am Schwersten, denn ich war seine letzte Hoffnung.

Mir war früh klar, dass ich mich so schnell wie möglich von Zuhause verpissen und selbstständig respektive erwachsen werden muss. Das hat mich angetrieben, in der Schule sehr gute Leistungen zu zeigen. Lange war das auch gar kein Problem, denn es fiel mir leicht, den Stoff zu kapieren.

Während der Pubertät hatte ich ein paar Hänger, da mich die Mädels viel mehr interessierten als der Schulstoff, wir hatten auch zwei Sahneschnittchen in der Klasse. Aber auch mit dem Hänger hatte ich immer noch gute bis sehr gute Noten, also hatte ich keinen Grund zur Sorge.

Als ich die Matura im Sack hatte zog ich von den Bergen runter ins Tal und in die grösste Stadt der Schweiz, nach Zürich. Ich war dankbar, dass ich während dem Studium nicht arbeiten musste, so studierte ich neben meinem Hauptstudium BWL noch Psychologie und besuchte die Studienfächer Strategie und Menschenführung. Manchmal setzte ich mich auch bei den Juristen rein. Nicht um die Details zu lernen, sondern einfach um ein Gefühl für die Jurisprudenz zu bekommen. Recht haben und Recht bekommen ist ja nicht immer das Gleiche.

Mit 14 habe ich mir Gedanken über mein Leben und meine Karriere gemacht. Ich wollte so schnell wie möglich eine Firma im Finanzsektor gründen und so reich werden, dass ich mit 40ig aufhören zu arbeiten würde können. Finanzsektor und BWL Studium macht ja Sinn, und für mich machte es damals auch Sinn Psychologie zu studieren. Ich wollte mich selbst kennenlernen. Dass ich die Psychologie aber auch im Business, bei Mitarbeitern und Kunden sehr gut gebrauchen konnte, merkte ich erst später. Mit der Strategievorlesung habe ich voll ins Schwarze getroffen, vor allem von Sun Tzu kann man viel lernen, geschäftlich aber auch privat. Und Menschenführung macht auch Sinn, wenn man eine Firma aufbauen und leiten will, die im Haifischbecken des Schweizerischen Finanzplatzes im vorderen Drittel angesiedelt sein will.

Kommen wir zurück zu meinem Vater. Mit meiner Mutter hatte ich eine sehr enge Verbindung und deshalb reiste ich während dem Studium öfter zurück in die Berge. Dort konnte ich im Winter skifahren, im Sommer wandern und mich von Mama bekochen und betüteln lassen. Wo andere Menschen sehr viel Geld liegen lassen um Ferien zu machen, hatte ich (fast) alles gratis. Getrübt haben diese Wochen nur mein Vater, der mir (und übrigens auch meinen Geschwistern) den Respekt verweigerte. Man muss sich das mal vorstellen, auf meinem geschäftlichen Höhepunkt verdiente ich an einem Tag das, was er als Chefbeamter in einem Jahr heimholte. Dass er sich bei seinen Kindern vertan hat, hat er bis zu seinem Tod nicht zugeben mögen. Sollte es Karma wirklich geben, dann hat er mein volles Mitgefühl, denn er wird das erleben, was er uns angetan hat.

Kürzlich wurde ich hier im Forum als Küchenpsychologe tituliert. Das kann schon sein, dass meine acht Semester Psychologie in der Küche landeten, ich habe mich ja nie als Psychologe betätigt. Aber wenn ich meine Psychologie in der Küche betreibe, dann wohl mit mindestens einem Stern von Gault Millaut. Denn ... der Erfolg meines Unternehmens war ja nicht meine alleinige Leistung. Natürlich ist der Chef für alles verantwortlich, aber ohne sehr gute Mitarbeiter kann auch der beste Chef nichts bewirken. Meine Menschenkenntnis hat mir so viel geholfen, die richtigen Leute einzustellen, die gleich verrückt waren wie ich.

Unsere Arbeit war ja zu mindestens 70% das Beobachten und Analysieren der Welt. Und das beschränkten wir nicht nur auf Aktienmärkte, das ging hin bis zur Geopolitik. Der Fall der Mauer beispielsweise zusammen mit dem Crash der Sowjetunion und des Sozialismus und seine Auswirkung auf unsere Firma war vorhersehbar und je früher man das sieht, desto früher kann man Pläne erarbeiten um sich vor Risiken zu schützen und Chance wahrzunehmen. Ich mache da mal ein Beispiel welches nur ein paar Jahre zurückliegt.

Damals hatte ich die Firma schon verlassen und mich in Rente zurückgezogen. Wir lebten schon in unserem Haus in Thailand, weit weg von Städten und vor allem weit weg von Touristen. Nachdem alles Neue erkundet war, ich die Menschen und das Dorf 'verstanden' hatte, wurde mir langweilig. Mir kam die Idee, es noch ein letztes Mal wissen zu wollen. Ich habe drei Jahre lang die Welt allgemein und die Welt der Finanzen beobachtet. Am Ende habe ich drei sichere und eine Risikoinvestition auf meinem Bürotisch. Bitcoin, Beyond Meat, Tesla und Sonnenenergie.

Bitcoin und Tesla waren und sind 'sichere' Investitionen, Beyond Meat als Startup welches gepusht wurde auch und ich ging davon aus, dass mit der grünen Politik, welche damals aufkam auch die Sonnenenergie gutes Geld abwirft. Irren ist menschlich, auch im Finanzwesen. Todsichere Investitionen gibt es nicht oder sie werfen zu wenig ab. Wenn aber 3 von 4 Investitionen klappen und so durch die Decke gehen wie Tesla, Bitcoin und Beyond Meat, dann kann man einen Verlust wie Sonnenenergie locker verkraften.

Als ich feststellte, dass ich es immer noch kann, habe ich die Investitionen abgestossen. Es war ja nur ein Test und ich gräme mich nicht, dass ich viel zu früh ausgestiegen bin. In der Finanzwelt kann man unanständig viel verdienen, aber der Druck und der Stress ist enorm hoch. Mir war es dann doch lieber meine Ruhe zu haben. Das war wohl der Hauptgrund, weshalb ich meine Firma für einen mehr als fairen Preis an einige meiner Mitarbeiter verkaufte. Ich selbst halte nur noch 10% daran und bin sowas wie stiller Teilhaber.

Aufm thailändischen Dorf habe ich zurück zur Natur gefunden. Zwar kann ich dort nicht skifahren und Wanderungen im schweizerischen Sinn kann ich auch nicht machen. Aber es gibt genügend andere Dinge, die man in der Natur machen kann. Zum Beispiel Reis pflanzen. Wir machen das nicht selbst, das wäre mir zu aufwändig und vor allem zu anstrengend. Manchmal liest man im Forum, dass die thailändische Familie faul ist und den Farang als ATM sieht. Solch dummen Aussagen kommen nur von Leuten, die noch nie wirklich auf dem Dorf waren und wie die Menschen dort gelebt haben.

Mal mit einem Bauern mitzugehen und selbst den Acker zu pflügen, ob nun Schwerstarbeit mit den Büffeln oder bequemer mit dem Traktor, öffnet die Augen. Den Reis ansähen und später umsetzen, die Wasserkanäle aufzumachen und wieder zu verschliessen, jäten und dann letztlich den Reis zu ernten, da ist nicht mit faul auf der Haut rumzuliegen gleichzusetzen. Oder die Frauen, die im Schatten hinter dem Haus stundenlang Erdnüsse schälen, abpacken und dann für wenige Baht am Markt zu verkaufen auch nicht.

Von denen auf dem Dorf macht keiner 1 Mal pro Jahr 4 Wochen Ferien, wie es ihre Kritiker tun. Sie haben auch keine 5 Tagewoche und wegen der Hitze wird anstrengende Arbeit vor Sonnenaufgang begonnen und bis 8 oder 9 Uhr erledigt. Das ist die Zeit, wo Farang in seinem Hotelzimmer aufwacht und bis er dann bei der Familie seiner Liebsten ankommt, ein total falsches Bild bekommt. Was ist eine Meinung, die auf keine Ahnung beruht eigentlich wert?

In unserem Dorf gibt es faule Leute, die ihren Kindern auf der Tasche liegen, keine Frage. Handgelenk mal Phi sind das aber höchstens 10%. Alle anderen sind mehr oder weniger strebsam. Vielleicht lebe ich halt einfach im falschen Dorf, wo die Ausnahme die Regel bestätigt. Vielleicht reist aber Farang auch zur falschen Zeit nach Thailand. Sind schulpflichtig Kinder dabei, ist das wahrscheinlich der Juli und vielleicht noch der August. Da sind die Felder längst gepflügt, der Reis längst gesät und längst umgepflanzt. In der Zeit wächst der Reis und das tut er ganz von alleine. Dann ist es klar, dass die Familie es gechillter angehen lässt und nicht den ganzen Tag bei 33 Grad an der Sonne auf dem Feld ackert. Ist doch irgendwie logisch, oder?

Wenn ich schon am Kopfschütteln und Schimpfen bin, machen wir gleich weiter mit dem lieben Geld. Dumme Leute höre ich oft sagen, die Thais seien geldgierig. Fünf Minuten später diskutieren die gleichen Leute, wo das Bier am billigsten ist, wo man für wenig Geld das beste Frühstück bekommt, mit welcher Fluggesellschaft man am günstigsten nach Thailand fliegt und natürlich wo man für lau oder ein paar wenige Moneten ficken kann. Ich lese gerade von @wooolf seinen 2020er Bericht. Da outen sich einige Dummbatzen in diesen und anderen Themen. Die Welt hört doch nicht da auf, wo unser Verstandesrahmen endet. Wieso ist das uns noch nicht aufgefallen?

Es ist – für mich – keine Schmach, aus dem was wir haben das beste daraus zu machen, im Gegenteil zeugt das von ein wenig Intelligenz. Was aber zynisch daherkommt ist der Umstand, dass man sein eigenes Verhalten bei anderen beobachtet, kritisiert und herabwürdigt.

Natürlich wollen die Mädels aus dem Sexgewerbe das meiste Geld aus dem Farang rausholen. Bist du schon mal zu deinem Chef gegangen und hast ihm gesagt, er bräuchte dir nicht so viel Gehalt zu zahlen? Diese Heuchelei stinkt zum Himmel.

Dann kommen noch diejenigen ihr Fett weg, die ihre Familie in Thailand unterstützen, daran aber Bedingungen knüpfen. Überlegt mal ob du es akzeptieren würdest, wenn dein Arbeitgeber mit der Lohntüte in der Hand zu dir kommt und Bedingungen stellt, wie du „sein Geld“ auszugeben hast. Ahhh, du meinst es sei dein Geld? Ja, da gebe ich dir Recht. Aber wieso hälst du es bei deiner thailändischen Familie dann nicht nach dem gleichen Prinzip? Im Augenblick, wo das Geld deine Hand, dein Konto verlässt, ändern sich die Besitzverhältnisse und der neue Besitzer kann tun und lassen was er will.

Meine Frau hat von mir sehr viel Geld erhalten, Land gekauft, Haus (für Schwester) gebaut, noch mehr Land gekauft, unser Haus gebaut und noch mehr Land gekauft. Das alles läuft auf ihren Namen. Zwar dürfte ich rechtlich gesehen das Haus auf ihrem Land in meinem Besitz halten, aber das ist nicht meine Idee. In meinem Sinn ist alles unser und nicht meines oder ihres. Ich habe auch keinen Niesbrauchvertrag mit meiner Frau, der mir 33 Jahre Wohnrecht garantiert. Ich bin da ein kalkuliertes Risiko eingegangen und habe mich ihr ausgeliefert. Beweisen kann ich nur, dass unser Auto von mir auf meinen Namen gekauft wurde. Von Smartphone, Computer und alle anderen Dinge habe ich keine Kaufbelege aufbewahrt. Das kommt einerseits davon, dass ich meine Zeit für sowas nicht aufwenden will und zweitens will ich nicht in einem Mindeset leben wo Misstrauen eine Rolle spielt.

Jedoch muss ich festhalten, dass ich nicht in die Obdachlosigkeit falle, sollte mich meine Frau rauswerfen. Im Hintergrund ist noch genügend Kohle vorhanden, um noch ein paar Mal von Vorne zu beginnen. Ich bin mir bewusst, dass ich gut reden habe mit dem goldenen Fallschirm.

Wo wir schon bei meiner Frau sind, ich habe ja meine erste und auch meine jetzige Frau betrogen. Vor 8 Jahren habe ich damit aufgehört. Untreue, jedenfalls bei mir, kommt daher, dass Mann beziehungsweise Frau mit dem Sex nicht zufrieden ist. Was mir bei Frauen aufgefallen ist, ist dass eine Frau gut ohne Sex leben kann und trotzdem einen ausgeglichenen Eindruck macht. Aber wehe, wenn sie schlechten Sex hat ... unbefriedigenden Sex, dann ist nicht gut Kirschen essen mit ihr. Für uns Männer sollte diese Erkenntnis Verpflichtung sein und auf die Dame und nicht auf sich selbst zu fokussieren.

Apropos Fokus, das habe ich seit meiner Jugend getan. Mich auf das Wesentliche fokussiert und dann Vollgas aufs Ziel losgestürmt. Dazu muss man natürlich herausfinden, was das Wesentliche ist und was das Ziel. Wobei die Herangehensweise umgekehrt ist. Zuerst muss das Ziel definiert werden, dann das Wesentliche bestimmt werden. Wenn immer ich nach diesen Regel agiert habe, kam es gut. Ziel und Plan immer im Hinterkopf halten und alles was da nicht reinpasst aussortieren.

Bei meiner ersten Thailandreise wollte ich Land und Leute kennenlernen. Von verlieben und heiraten war nie die Rede. Am ersten Tag in Patong habe ich mich verliebt und 15 Monate später geheiratet. Ziellos, planlos, einer der Gründe weshalb die Ehe scheiterte.

Bei meiner jetzigen Frau hatte ich ein Ziel und ein Plan. Beides musste ich mit Som justieren, so dass ihr und mein Ziel zum Selben wurde und folgerichtig entwickelten wir einen Plan um UNSER Ziel zu erreichen. Unser Ziel war Thailand, unser Dorf, unser Haus unser Land als Basis. Und dann ein Leben führen, wo Zufriedenheit im Zentrum steht. Wird einer der Beiden im Dorf unzufrieden packt man die Koffer und unternimmt eine Reise. Thailand bietet ja so viel Abwechslung. Bis zur Pandemie sind wir ungefähr alle 4 bis 5 Monate von Zuhause weg. Wir haben den Norden, den Süden, den Nord-Osten, Zentralthailand, Bangkok und sogar Pattaya bereist.

Wir wohnten in Bangkok in 5 Sterne Hotels, aber auch in Love Resorts wenn wir unterwegs waren. Wir machten was wir wollten und wenn wir genug hatten, kehrten wir nach Hause zurück. Bei diesen Reisen hatten wir nie einen Reiseplan. Das Ziel war Zufriedenheit durch Abwechslung, der Plan das zu tun, wozu man gerade Lust hat. Da stört ein Reiseplan mit auf die Minute klar definierter Route wo festgeschrieben steht, wann die nächste Pause stattfindet. Wir fuhren los und wenn wir etwas interessantes entdeckten, nahmen wir uns genau die Zeit, die wir benötigten.

Dann kam die Pandemie und wir zogen uns nach Hause zurück. Während der ganzen Zeit hatten wir in unserem Dorf einen einzigen Infizierten. Das heisst wir hatten die Maske sehr selten auf und Corona war kaum ein Thema. Der Virus war weit, weit weg. Vor 33 Jahren, als ich das erste Mal auf dem Land im Dorf meiner späteren, ersten Frau war, fiel mir nach 2 Tagen die Decke auf den Kopf. Davor hatte ich am Beginn der Pandemie ein wenig schiss. Aber es kam gut und sogar noch besser. Seit Ende der Pandemie haben wir ganz genau eine einzige Reise unternommen, jene zurück in die Schweiz um Familie zu besuchen und die Geburt meines Enkels mitzuerleben.

Das Ziel und der Plan, Zufriedenheit zu erlangen und dauerhaft zu halten hatte sich während der Pandemie nicht verändert. Weiss der Teufel warum, wir waren etwas über 4 Jahre nicht auf Reisen und trotzdem zufrieden. Hier in der Schweiz ist meine Frau zufriedener als ich, jedoch sind wir beide nicht ganz Zufrieden. Ein Punkt ist natürlich das kalte Wetter. Nach so vielen Jahren wieder Winterschuhe zu tragen fühlt sich echt komisch an, ich habe das Gefühl als würde ich gehen wie ein Roboter. Mütze, dicke Jacke und Handschuhe sind sowas von ungewohnt, ich fühle mich in meiner eigenen Kleidung eingesperrt.

Und das obwohl ich in Thailand nie legere angezogen bin, ausser wenn ich Zuhause im Büro „arbeite“, auf der Veranda chille, oder im Wohnzimmer auf der Couch rumlümmle und Netflix schaue. Draussen trage ich immer lange Hosen, ein Poloshirt oder Hemd, in seltenen Fällen ein T-Shirt und feste Schuhe. Da Kleider Leute machen würde ich mich in kurzen Hosen und Muskelshirt wie ein Assi vorkommen. However, wir sind gerade daran zu überlegen, ob wir bis Ende März eine Reise in ein wärmeres Land unternehmen wollen, die Schweiz kennen wir ja schon.

Som würde gerne nach Ägypten reisen und sich die Pyramiden anschauen. Darauf habe ich aber überhaupt keine Lust. Wenn es nach mir ginge, würden wir schnell mal nach Hause fliegen, ich habe irgendwie Heimweh. Für mich ist das irre. Bis zur Pandemie hatte ich unser Dorf nicht als Heim im Sinn. Dort war unser Zuhause, wo ich sehr gerne gelebt habe, aber ich hatte diese Verbundenheit noch nicht so tief gespürt wie jetzt. Da musste ich 57 Jahre alt werden um einen Ort auf dieser Welt als Heim zu empfinden und dann ist es auch noch ein Dorf weit weg von der Zivilisation. Mir fehlen unsere 3 Hunde und die zwei Katzen. Mir fehlt mein Garten wo ganz hinten ein Hühnerstall steht und wo die drei Hähne jeden fucking morgen ihre Kehlen heiser schreien. Mit fehlt meine Veranda, wo ich mitten in der Nacht nach dem Aufstehen mich mit einem Kaffee hinsetze, einige Zigaretten rauche und der stillen Nacht der thailändischen Nacht lausche.

Früher als Student habe ich angefangen wenig zu schlafen. Später im Arbeitsmodus habe ich es bis auf 5 Stunden reduziert. Wenn ich in den Ferien war, habe ich das beibehalten, sowohl wenn wir als Familie unterwegs waren, als auch wenn ich alleine in Bangkok unterwegs war. Spätestens nach 5 Stunden bin ich wach. Som gefällt das nicht, mit mir hat sie gelernt, im Bett nackt zu schlafen und zu kuscheln und wenn ich aufstehe, dass fehlt ihr das Kuschelmonster. Aber was solls, ich finde Schlafen Zeitverschwendung. Auf der Veranda zu sitzen und in die dunkle Nacht hinaus zu schauen ist purer Luxus. Vor vier – halb fünf sind da nur die Geräusche der Nacht und ich habe Zeit über Dinge nachzudenken. Dinge gibt es in meiner Welt genug, daher ist es mir nie langweilig. Spätestens um halb fünf geht bei Lek (ältere Schwester von Som und in unserem Nachbarhaus wohnend, die Lichter an. Dann beginnt sie mit dem Kochen diverser Speisen. Wir spenden jeden Tag Essen für die Mönche vom Kloster und die bekommen neben Reis jeden Tag 3 verschiedene Gerichte.

Lek ist komisch. Sie war ja mit einem Ossi verheiratet und der ass selten Thai. Als ehemaliger Bäcker wollte er seine deutschen Gerichte nicht missen. Bei Lek hat sich in irgendeiner Hirnwindung eingebrannt, dass alle Farang Farangfood essen wollen, jeden Tag. Und so kocht sie mir jeden Tag Farangfood, ganz egal ob ich es essen oder nicht. Als ich sie kennen gelernt habe reisten wir am Mekong im östlichen Isaan hoch nach Nong Kai. Auf dieser Reise gab es nur Thaifood und sie hat es miterlebt, dass ich und was ich gerne esse. Aber ihr Irrglaube ist stärker. Sie als Thai liebt ihren Thaifood, dann ist es doch logisch, dass ich als Farang Farangfood liebe. Das Thema ist mir ja nicht neu, denn wir Deutschsprachigen schauen auch viel zu oft mit unserer Logik auf die Thais und werten mit unserer Logik, so falsch sie auch sein mag. Dass wir uns dadurch einer anderen Sichtweise verschliessen und so nie die Chance bekommen, dem Thai-Way-of-Life näher zu kommen, begreifen wir nicht.

Nach meiner Verandameditation steige ich unter die Dusche und rasiere mich. Som besteht darauf, dass ich mich täglich rasiere. Mit einem frischen Kaffee gehe ich dann in mein Büro, böse Zungen würden sagen ins Spielzimmer. Das ist nicht nur ein Gerücht, das ist mehr als nur ein Quäntchen Wahrheit drin. Mein Herz lebt in einem 57 jährigen Körper, ist aber das Wesen eines Teenagers, jedenfalls was spielen anbelangt. In diesem Punkt werde ich wohl nie erwachsen.

Gegen sechs Uhr ist Som wach und bereit auf den Markt zu gehen, Lek hat für die Mönche gekocht und wir machen uns auf den Weg. Die Frauen kaufen ein, alles frische Sachen die wir für die Mahlzeiten für diesen Tag brauchen und Dinge, die Lek für das Essen der Mönche für den kommenden Tag braucht. Ich setze mich bei Su an ihrem Stand hin. Sie hat einen Stand für Patonggo, das ist ein frittiertes Süssgebäck welches es in ganz Thailand meist nur zwischen 6 und 8 Uhr gibt. Dazu reicht sie einen Kakao und einen Tee. Das ist mein Frühstück, eine liebgewordene Tradition.

Wenn die Mönche auf ihrer Almosenrunde am Markt vorbeikommen wird alles stehen und liegen gelassen. Die Frauen unterbrechen ihren Einkauf und ich mein Frühstück. Wir gehen gemeinsam Essen spenden und erhalten der Mönche Segen dafür. Dann geht es zurück an den Punkt, wo unterbrochen wurde. Diese tägliche Form der Grosszügigkeit ist ein besonderes Ereignis. Die Thais haben das grosse Glück, das von klein auf lernen und leben zu dürfen. Wir Westler merken gar nicht, dass wir geizig sind. Es sagt uns ja niemand. Wir werden zum geizigen Egoisten erzogen, während die Thais zur freigiebigen Selbstlosigkeit angehalten werden.

Nach dem Markt geht's zurück nach Hause. Die Schwestern essen, werkeln im Haushalt, im Garten, füttern die Tiere und beginnen mit dem Kochen für die nächste Mahlzeit. Ich verkrümle mich in mein Office und arbeite. Ja wirklich, ich arbeite jeden Tag eine ganze Stunde. Zwar macht meine Firma die Verwaltung meiner Finanzen, aber ich kann es nicht lassen und hab da ein Auge drauf. Das sind 5 Minuten Kontrolltätigkeit. Den Rest verwende ich auf das Beobachten der weltweiten Lage und der Analyse langfristiger Veränderung. Einmal pro Monat halten wir eine Eigentümerversammlung ab. Früher, als mir die Firma zu 100% gehörte, nannte ich es Brainmeeting. Ich sah es nicht ein, dass ich als Chef alles alleine entscheiden sollte und meine Mitarbeiter nur als Zuträger arbeiten sollten. Wenn an einem Problem einer arbeitet, ist weniger IQ am Prozess beteiligt als wenn es 5 oder 7 tun. Man muss halt nur die richtigen Leute anstellen, die nicht nur arbeiten, sondern mitarbeiten wollen. Jetzt, da ich mich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen habe, mache ich an diesen monatlichen Meeting nur zum Spass mit. Dennoch können meine Nachfolger ab und zu von meiner Erfahrung profitieren. Und damit ich nicht in ein früher, früher, früher falle, muss ich mich halt täglich über den Lauf der Welt informieren. Ich mach da mal ein Beispiel davon. Im Moment haben wir in Deutschland die Situation, dass Kanzler Scholz das Vertrauen entzogen wurde. Die Ampel ist weg und ich vermute, dass bei der Neuwahl die FDP aus dem Bundestag fliegt. Die Grünen werden zu wenig Stimmen erhalten, als dass sie in die neue Regierung einziehen werden. Bleiben noch AfD, CDU und SPD. Das sind zwei gegensätzliche Gruppen. Auf der einen Seite die bürgerliche AfD. Auf der anderen die sozialistische Merkel CDU und die SPD. Wenn der Wahlkampf so weiter geht, wie bisher wird die nächste Regierung aus CDU und SPD gebildet.

Ich befasse mich also damit, welche Politik Deutschland in den nächsten Jahren macht und was das für Einfluss auf unsere Firma hat. Gelder, die wir als Investitionen im Deutschen Markt haben, werden bereits jetzt, vor der Wahl abgezogen oder Neuinvestitionen getätigt. Das stimmt so nicht ganz, denn das hat schon längst stattgefunden. Wer das nach der Wahl tut ist halt zu spät.

Nach der Arbeit mache ich einen Spaziergang. Da wir am Dorfrand leben habe ich 3 Möglichkeiten. Erstens ich gehe über den Feldweg in den Wald, oder zweitens über den Feldweg auf die Reisfelder raus, oder drittens ich gehe ins Dorf rein. Beim Gehen kann ich meine Arbeit verarbeiten, man nennt es auch durchdenken. Gehe ich ins Dorf, treffe ich viele Menschen und sehr oft findet ein kurzer Schwatz statt.

Danach ist dann auch schon Zeit für das Mittagessen. Mal essen wir zu dritt, mal mit Gästen. Som ist Mitglied der Fünfergruppe. Diese Gruppe fand sich während ihrer Schulzeit und hat bis heute bestand, auch wenn Som über 20 Jahre in der Schweiz lebte. Ein bis zweimal pro Woche kommen alle 5 oder Teile davon bei uns zum Essen zusammen. Solche Essen sind ja in Thailand ein gesellschaftliches Ereignis. Da wird nicht nur gegessen, sondern es wird geredet, diskutiert und gegessen. Eine der 5 Freundinnen nennen wir intern 'die Lehrerin'. Das war sie auch mal, hat aber angefangen Land zu kaufen, zu kultivieren und wieder zu verkaufen. Oder sie kauft Land, wartet bis einer Erde verkaufen will, lässt das Land dann aufschütten und verkauft es dann wieder. Als sie dann genügend Geld hatte, begann sie Kredite zu gewähren. Als Sicherheit nimmt sie nur Land und so kam es über die Jahre, dass sie für wenig Geld an viel Land gekommen ist, welches sie aufgewertet und wieder verkauft hat. Das bringt ihr so viel Geld ein, dass sie jedes Jahr eine Reise in ferne Länder macht. Sie war beispielsweise schon zweimal in der Schweiz. Von ihren Reisen bringt sie auch immer Waren mit nach Hause. Eine Louis Vuitton Tasche aus Paris, Gucci Sonnenbrille aus Mailand, Kosmetika aus New York und viele andere Andenken aus aller Welt. Benutzen tut sie die Dinge selten bis nie. Aufm Dorf gibt es ja fast keine Gelegenheit dazu, ausser den Tempelfesten und den Buddhatagen vielleicht, so so manche Frau ein Showlaufen veranstaltet.

Wenn sie aber zu uns zum Mittagessen kommt, dann trägt sie Gummistiefel, lange Adidashosen, ein Pullover, eine Mütze die auch das Gesicht einhüllen und nur die Augen rausschauen und darüber ein grosser Sonnenhut. Wer sie so sieht denkt im Leben nicht daran, dass sie eine reiche Person ist, sondern geht davon aus, dass sie eine arme Bäuerin ist.

Die anderen drei Member der Fünferbande sind geerdete Frauen aus dem Dorf und haben nichts besonderes an sich. Während ich nach 20 oder 30 Minuten gegessen habe und mich auf die Veranda in meine Hängematte zurückziehe um einen Verdauungsschlaf zu halten, schnattern die Frauen munter weiter. Das geht mindestens eine Stunde, bevor sie sich wieder trennen. Typisch Thai ist, dass sie es lieben, von Krebsen, Muscheln oder Knochen auch noch den kleinsten Teil Fleisch rauszupuhlen und zu verspeisen, vielleicht trifft der Ausdruck schlemmen das Ding viel besser. Es gibt so kleine Schnecken, die holen sie sich mit dem Zahnstocher aus dem Gehäuse, das ist dann ein kleiner Bissen, grösse von einem Nasenpopel. Für Thais ein Gourmetessen. Kein Wunder sind die alle so schlank.

Nach meinem Mittagsschläfchen verziehe ich mich in mein Büro, welches jetzt als Gamingzimmer fungiert. Ich habe da auch einen Gaming PC und Glasfaserinternet. Das ist sauschnell, genau gleich wie in der Schweiz. Ich habe mir sagen lassen, dass Deutschland heute noch zum Teil das Internet über Kupferkabel laufen lässt, ein Überbleibsel von Kanzler Kohl der, Gerüchten zufolge seinem Kumpel Kirsch einen Gefallen getan hat uns nicht auf die Glasfasertechnik gesetzt hat. Und Mutti Merkel hat diesen Fehler nicht korrigiert, weil sie dachte, Internet sei Neuland für die Deutschen. Das hat sie noch vor 10 Jahren behauptet.

Thailand ist Europa in einigen Themenbereichen meilenweit voraus. Wer hier ein Bankkonto eröffnet, hat nach 20 Minuten nicht nur das Konto und das Bankbüchlein. Nein er hat die ATM Karte, selbst die Visa Karte mit in der Tasche und die App funktionsbereit auf dem Smartphone. In der Schweiz, welche als Bankenland weltbekannt ist, dauert es fünf Arbeitstage, bis man den gleichen Service nutzen kann, wie in Thailand nach 20 Minuten.

Sorry fürs Abschweifen, wir waren beim Gaming. Ich spiele gerne alte Spiele wie etwa Command&Conquer, Ages of Empires und Minecraft. Bis vor einem Jahr auch das Onlinegame Rise of Kingdom, welches eigentlich ein Game für das Smartphone ist, aber dank einer App auf dem PC gespielt werden kann. Wenn nichts anderes anliegt mache ich das bis gegen 17 Uhr, dann geht es in den Garten. Oft nehme ich den Gartenschlauch und wässere unser Gemüse und die Kräuter.

Dann geht es unter die Dusche, weil das Abendessen schon breit steht. Im Hintergrund läuft Thaifernsehen, welches von uns nicht weiter beachtet wird. Wir sprechen beim Essen oft über unseren Tag und tauschen Informationen aus. Danach ist der Tag gelaufen. Kaum ist es dunkel wird auf dem Dorf nur noch gegessen und ferngesehen, die Gehwege sind schon hochgeklappt. Sobald Lek in ihr Haus zurückgeht, ist bei uns auch Schicht im Schacht. Manchmal schauen wir uns eine Netflixserie an oder streamen einen Kinofilm. Oder wir sitzen auf dem Sofa und sprechen über ein Thema, welches uns beschäftigt. Und dann geht es über die Dusche ins Bett. Und damit beenden wir auch unseren heutigen Bericht.


 

ed

Tipp-Ex
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21 Oktober 2008
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Ironien, nahe der sarkastischen Grenze
Als Beispiel seiner Analyse zu politischen Themen und deren Auswirkungen auf die Finanzwelt finde ich den Text ok.
Als Anlass zu einer politischen Diskussion eher nicht.
Daher werde ich zwar den Text so stehen lassen, die nachfolgende Diskussion jedoch löschen und euch bitten, keine weitere zu beginnen.

Da der Beitrag gemeldet wurde, gibt das Team intern noch seinen Senf dazu.
Wir werden sehen, wie's dann weitergeht.

:trinken
 

Pungparamee

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NRW und โกสุมพิสัย
@Sam4, schon dein erster Beitrag zu den Thai Chinesen hat mich voll von deinem Insider Wissen überzeugt. Der Rest nicht weniger. Auch ich hatte eine prägende Unterhaltung mit Walter vor gut 22, oder 23 Jahren die irgendwie meinen weiteren Weg geprägt hatte ;)
Jedenfalls ist dein Beitrag (mit dieser Richtung) mit das Beste, was ich die letzten Jahre hier gelesen habe. Vielen Dank dafür.
 
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Sam4

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... mit das Beste, was ich die letzten Jahre hier gelesen habe. Vielen Dank dafür.

Danke für das Lob, aber ich habe ja nicht DEN Thailanddurchblick schlecht hin. Weder bin ich, noch will ich ein Experte sein. Die reale Welt da draussen zeigt mir sehr deutlich, dass das Geheimnis Thailand für mich noch lange nicht gelüftet ist. Immer wenn ich gedacht habe "jetzt hab ich's" ist etwas passiert, was mir das Gegenteil bewiesen hat.
 
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Indy

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   Autor
29 Januar 2024
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Moin @Sam4 , auch wenn ich lange nicht so erfolgreich bin, oder sein werde, wie Du, habe ich mich in vielen Deiner Gedanken wiedergefunden.
Auch hast Du mir viele Denkanstösse gegeben, vielen Dank dafür.
 
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