Phnom Penh - Teil 5: Massage, Baby?
Tags darauf wollte ich einem Massageladen in der 252. Straße einen Besuch abstatten. Den Tipp hatte ich von einem Ami. Die Massage war gar nicht so leicht zu finden und lag in einem mehrstöckigen Haus, gleich zu Beginn der Straße, wenn man von der Preah Trasak Paem Str. aus hineingeht. Der Eingang ist seitlich am Haus, das ziemlich baufällig wirkt. Wären nicht zwei Jungs am Eingang gesessen, die mich lautstark begrüßten und hineinwinkten, wäre ich wohl dran vorbei gegangen.
Mir war nicht ganz klar, was die Jungs da machten. Beide mit viel gutem Willen vielleicht gerade volljährig und eher schmächtig, sahen nicht nach Pimps oder ähnlichem aus, eher nach Handlangern. Laufkundschaft zum anwerben gab es hier im Viertel keine und Ich fragte mich, wen oder was sie hier bewachten. Ging es nur darum, evtl. Zechpreller aufzuhalten oder - der Gedanke kam mir allerdings erst später - ging es darum, zu verhindern dass die Mädels ausbüxten? Oder ging es darum das Revier zu markieren, Schmiere zu stehen, für den Fall eines Besuchs von Rivalen oder einer Razzia? Viel weiter kam ich in meinen Gedanken jedoch nicht, denn die Hausdame, die mich hinter der Tür empfangen hatte, präsentierte mir einen kleinen, sogenannten Fishbowl, also eine Gruppe von Mädels aus der ich mir meine Masseuse aussuchen sollte. Etwa zehn Damen waren anwesend, ganz unterschiedlicher Altersklasse und Kajüte. Ich entschied mich für Nr. 32, eher zierlich, ziemlich jung (20 Jahre verriet sie mir später) und mit einem außerordentlich hübschen Gesicht.
Sie führte mich in die erste Etage. Hier drinnen sah es ähnlich baufälig aus wie draußen und es war extrem heiß. In den sichtlich runtergekommenen Zimmern gab es zwar Klimaanlagen, die sogar Geräusche von sich gaben, aber kaum Kühlung brachten. Ich sah besser nicht so genau hin, andernfalls bestand die Gefahr, dass ich mir ausmalte was diese Dinger so alles an Dreck und Keimen in die Luft pusten.
Meine Nr. 32 bot mir an, mich zu duschen. Angesichts der brutalen, schwül-feuchten Hitze willigte ich natürlich ein. Das hätte ich lassen sollen. Denn waren schon die Zimmer in erbärmlichen Zustand, wurden sie von den Bädern problemlos getoppt. Wobei man hier eigentlich nicht von Badezimmern sprechen kann. Eher von dunklen, heißen Räumen mit versifftem Kachelboden, einem Wasserschlauch und einem Ablauf im Boden der zum Himmel stinkt. Ich bin schon in einigen Ecken dieser Welt herumgekommen und war dabei nicht immer auf der Sonnenseite unterwegs, aber sowas habe ich echt selten gesehen. Nicht in Afrika, nicht in China, nicht in Indien. Das hier war echt ekelhaft.
Entsprechend kurz war auch das Duschvergnügen. Ich sparte mir das abtrocknen, auch mangels Handtuch. Das übernahm Nr. 32 als ich wieder ins Zimmer trat. Danach gab es eine kurze, wenig gekonnte Massage und die Frage “Want bum bum?”. Klar wollte ich, wenn ich schon mal hier war. Außerdem hatte ich gerade meine persönliche Ekelgrenze weit ausgereizt, das sollte sich jetzt wenigstens ein bisschen auszahlen.
Hatte ich schon erwähnt, dass meine Masseuse ausgesprochen gut aussah? Und zwar wirklich gut, will sagen: Schön im klassischen Sinne. Sie hatte einen leicht europäischen Zug im Gesicht und eine für hiesige Verhältnisse sehr schmale und lange Nase. Die Figur war wie gemalt, so weit ich das in ihrem knappen Jeansröckchen und dem gelben Top beurteilen konnte und wenn sie lächelte, ging die Sonne auf. Ein unglaublich krasser Kontrast zur Umgebung. Schneewittchen mitten im Sumpf.
Ein geschäftstüchtiges Schneewittchen. Sie rief 100 auf. Dollar. Letztlich einigten wir uns auf die Hälfte. Als Komplettpreis mit Massage und Zimmer. Die Verständigung war recht müsahm, ihr Englisch fast nicht vorhanden. Vermutlich war ich der erste Westler seit langer Zeit in diesem Haus.
Vielleicht lag es auch an diesen Verständigungschwierigkeiten dass sie überrascht war, dass für mich zu “Bum-Bum” auch noch ein paar andere Dinge gehören. Nix exotisches, eher so das übliche Vorspiel. Das sei aber nicht im Preis enthalten, das koste 10 Dollar Extra. Ich weiß dass mir in solchen Situationen sehr schnell die Lust vergeht und ich wollte mir diese Geschichte jetzt nicht ganz versauen, deshalb willigte ich ein.
Um es kurz zu machen: Die Sache lief insgesamt eher so mittel und bezog ihren Reiz vor allem aus ihrer Schönheit. Optiknummer wurde man dazu wohl sagen. Das Mädel aus der Bar war jedenfalls besser. Deshalb und vor allem auch wegen der extrem abgefuckten Umgebung und dem schlechten Gefühl im Nachhinein bezüglich der Jungs am Eingang besteht hier keinerlei Wiederholungsgefahr. Ein Erlebnis war es dennoch.
Die Alternativen sind in Phnom Penh im Übrigen auch durchaus da. Die erwähnten Bars sind sicher erste Anlaufstelle. Im Vergleich zu Patty hatte ich das Gefühl, dass es dort wesentlich entspannter und weniger abgezockt zugeht. Allerdings ist auch deutlich weniger los. Eine der wenigen Ausnahmen war während meines Besuchs die Cyrcee Secret Bar in der 49. Straße. Sie war bei meinem Besuch dort (unter der Woche, ca. gegen 8 Uhr Abends) propevoll und zwar sowohl mit Mädels als auch mit Westlern im mittleren Alter. Mann-Frau Verhältnis ca. 1:2. Stimmung gut, lohnt sicher einen Besuch.
Anders als in Saigon zuvor oder allgemein in den meisten Ländern, scheinen in Kambodscha Online-Dating, bzw. Dating-Apps nur begrenzt gut zu funktionieren. Badoo war zwar voll mit interessanten Profilen, so richtig was ergeben hat sich aber nicht. Muss aber auch einräumen dass ich es mangels Interesse auch nur halbherzig probiert habe. WeChat hingegen nahezu tot und tinder vor allem mit Expats und Touristinnen gespickt.