Gleichaltrig
5.12.12 – Bea hat mich gestern versetzt. Waren Mitternacht verabredet, und ihre Kolleginnen in der Bar sagten, sie sei weg, und sie wüssten nicht wo sie ist. Also hatte sie wohl einen anderen Kunden. Mir war’s recht. Aber bin mal gespannt, was für eine Legende ich heute hören werde.
Heute in ihrer Bar: Habe sie nicht gefragt, warum sie mich sitzen ließ, es ist mir egal, sie darf tun und lassen, was sie will. Sie sagte, ihre Kolleginnen in der Bar hätten gesagt, wir sähen gleichaltrig aus. Womit sie wohl meinten, dass wir aussehen wie ein Paar, das zusammen passt. So fühlt es sich auch an für mich, obwohl sie fast 45 Jahre jünger ist als ich.
Wieder ins 808 gegangen. Bea wollte wieder nicht mit mir auf die Bühne, also habe ich einfach das nächst stehende Mädel auf die Schulter getippt und gefragt, ob sie mit mir tanzt. Sie überlegte keine Sekunde und kam mit, als hätte sie die ganze Zeit darauf gewartet. Ihre Freundin kam auch gleich mit, obwohl ich die nicht gefragt hatte. Beim Tanzen boten sie mir an, mit mir ins Hotel zu gehen – beide! Sie hatten wohl nicht mitbekommen, dass ich mit Bea dort war. Ich werde ihr treu bleiben, ich mag sie jeden Tag mehr, es ist eine große Liebe, ich werde sie nie vergessen.
Danach draußen an eine Fressbude angestellt. Ein junger Schwarzer kam zu mir, gab mir die Hand und sagte: „Hey man, I wished I could dance like you.“ Tja, das ging dem alten Mann runter wie … äh, wie sagt man? Runter wie Butter, oder?
Sisters
Wir laufen über die Walkingstreet und treffen eine von Beas “Sisters”. Ich hatte mich darüber gewundert, wie viele Schwestern sie hat. Tatsächlich hat sie aber keine einzige, jedenfalls keine leibliche. Was sie als “Sisters” bezeichnet, sind enge Freundinnen. Die Sister auf der Walkingstreet steht mit einer Reklametafel vor einer Gogo-Bar und lockt Kunden an. Leichter Job, aber nicht gut bezahlt, sie kriegt 7000 Baht monatlich (173 €). Sie schaut mir mit einem rätselhaften Blick in die Augen. Es kommt mir vor, als flehe sie mich an um irgendwas, vielleicht um Geld oder ihre Bar zu besuchen oder ihr Boyfriend zu sein. Sie sagt, sie gehe nicht mit Kunden ins Hotel und lasse sich auch nicht in der Bar von ihnen befummeln. Das heißt, sie muss mit 7000 Baht auskommen.
Andere “Sisters” legen es darauf an, befummelt zu werden. Hätte ich Bea nicht mehrmals gesagt, ich zahle nicht für ihre Freundinnen, wäre es eine teure Nacht im Club geworden. Sie bestellen die Biere wieder eimerweise. Entsprechend ausgelassen werden sie. Ich dachte, die Sisters werden mir die kalte Schulter zeigen und mich einen „Kineau“ nennen, aber sie reiben beim Tanzen ihre Hintern an mir. Ich vermute, Bea muss für sie zahlen, weil sie ja einen Farang hat und Geld verdient. Ich muss also indirekt doch zahlen.
Später gibt es Unstimmigkeiten mit den Kellnerinnen. Es geht wohl darum, dass die Sisters den Aufpreis für die Ladydrinks nicht zahlen wollen, der nur dann berechnet wird, wenn ein Ausländer mit am Tisch steht. Ich hab mich da rausgehalten. Es ist aber ein guter Grund, ihr vorzuschlagen, sich von ihren Sisters fernzuhalten. Ich kann sie nicht leiden. Aber hat jemals einer auf mich gehört? Es ist wie mit dem Universum, ich bin ihnen wahrscheinlich egal.
Heute 17 Uhr: Wir ruhen noch immer von der anstrengenden Nacht, und Bea kriegt erste Anrufe von Sisters. Sie sagt, sie müsse heute arbeiten, soll heißen, ich soll sie nicht aus der Bar holen, sie will mich nicht sehen. Ich vermute, sie wird sich einen anderen angeln, mit dem sie den gestrigen Verlust wieder reinholen kann. Oder sie hat einen oder mehrere Kunden auf der „Reservebank“, die sie anruft, wenn sie Geld braucht. Das Beste ist, wenn etwas genau so passiert, wie ich es mir wünschte, ohne dass ich dafür etwas tun muss. Das ist jetzt passiert: ich wollte heute sowieso lieber allein bleiben. (Ich tue so, als wäre ich cool, aber ich liebe sie, und ich habe sie gern bei mir und wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie glücklich ist.)
Vor ein paar Tagen habe ich Bea von den Potenz-Pillen erzählt, und sie wollte sehen, ob das funktioniert. Sie wusste natürlich, dass es die gibt, aber keiner ihrer Kunden habe eine genommen. Aber die haben es ihr nur nicht gesagt, nehme ich an. Also habe ich eine Levitra eingeworfen, und wir sind essen gegangen. Danach stand er, und ich konnte sie ficken und am nächsten Tag noch mal. Fand sie lustig. Wir lachen überhaupt viel, und ihr ist nie was eklig, sie hat noch nie gesagt „I’m shy“. Darum liebe ich sie, aber nicht nur darum.