Um das Ende meiner kleinen Geschichte nicht vorwegzunehmen, werde ich auf die guten Ratschläge noch nicht eingehen. Hier nun erst einmal der dritte und letzte Teil meiner Urlaubsnachbetrachtung:
Es ist Sonntag morgen, 06:00 Uhr. Durch den Jetleg bin ich früh wach geworden, habe die Zähne geputzt, Kaffee gekocht und eine CD von Joe Cocker eingelegt, auf der sich meine Favoriten befinden. Nun sitze ich auf unserem Sofa, habe eine Tasse Kaffee in der Hand und denke über meinen Plan von gestern Abend nach.
„Tonight“ ist der erste Song der CD. Während meine Gedanken langsam klarer werden, betrachte ich den gestrigen Abend erst einmal recht nüchtern. Wieso bin ich mir sicher, dass diese Nummer der ganz große Wurf wird ?? Gibt es nicht eine Menge Dinge, die in der Phantasie besser sind, als in echt ?? So war z.B. mein erster Tittenfick eine richtige Enttäuschung. Nachdem auch der Zweite, mit einem anderen Paar Möpse, kein wirkliches Highlight darstellte, strich ich diese Stellung aus meinem Repertoire und habe kein Verlangen einen dritten Versuch zu unternehmen.
Ich schiebe diese Bedenken schnell in den Hintergrund. Zuerst will ich mich mit weiteren Details des Trips beschäftigen !!
Wie werde ich die 24 Stunden in Patty optimal nutzen ?? Zu „My fathers son“ stelle ich mir vor, dass ich gegen 18:00 Uhr dort eintreffen werde. Erst einmal ins Hotel, duschen und umziehen. Dann in die Soi 6. Vielleicht finde ich dort einen Engel, der mich verdient hat. Selbstverständlich werde ich nur Granaten nach oben begleiten und genauso selbstverständlich wird das Flötenkonzert ohne Gummi vorgetragen. Zum Finale erwarte ich, dass die Dame die Hand von der Wurzel nimmt und das Mundstück umso fester zwischen die Lippen presst. So hab ich es gern !!
Anschließend geht es zur Walkingstreet, Go-Go-Girls auf Knoten in der Brust abtasten. Man ist ja schließlich Entwicklungshelfer, also ein Guter. Die Damen sollen mir dann mal eine schöne Betreuung bieten, sonst wechsele ich zum nächsten Laden. Irgendwann im Morgengrauen geht es zurück ins Hotel, schön angedüst und mit einer lebenden Wärmflasche im Arm (die Klimaanlagen sind ja immer viel zu kalt gestellt). Eine Gute-Nacht-Nummer und das wars !!
Am nächsten Morgen fahre ich zum Flughafen und eine irrwitzige Geschichte wird ihrem Ende entgegen gehen. Damit werde ich sogar in Stalkers Augen zu den ganz Großen zählen. Ich muss halt nur dran denken, mein Handy auszustellen…………….
…… Now that the magic is gone …….
Wenn selbst einem Profi solch ein Fehler unterläuft, ……….. dann kann das auch mir passieren. Irgendeine Kleinigkeit, mit der man nicht rechnet. Ein Erdnuss-Tütchen mit TK-Schriftzug in meiner Jacke kann ich vielleicht noch mit der letzten gemeinsamen Reise erklären. Bei einem Sonnenbrand nach einem anstrengenden Tag in Besprechungsräumen, wird es schon schwieriger. Was, wenn der entscheidende Kreditkartenauszug in die falschen Hände gerät ??
„The simple things“ ist einer meiner Lieblingssongs von Cocker, ich höre ihn aber kaum, da mich eine leichte Panik ergriffen hat. Es könne so viele Dinge passieren, ein Nachbar oder Bekannter nimmt den gleichen Flug oder sieht mich in Thailand, ein Flugausfall, ein Unfall ………………………..
Und was ist eigentlich mit dem schlechten Gewissen ?? Ich habe während meiner Ehe ca. 7-8 Mal ein Laufhaus besucht – das letzte Mal liegt allerdings auch schon wieder mindestens 7 Jahre zurück. Aber es war jedes Mal mit einem extrem hohen Promille-Wert verbunden. Das schlechte Gewissen habe ich mir grundsätzlich mit der Unzurechnungsfähigkeit, die mehrere Liter Bier mit sich bringen, ausgeredet. Zweimal war mein kleiner Freund sogar zu betrunken, um stramm zu stehen. Die Damen haben sich redlich bemüht, es war aber nichts zu machen. Am Morgen nach solch einer Sauforgie tun mir die verplemperten 30,-, 40,- oder 50,- Euro extrem leid, ich hatte aber immer nur ganz kurz ein schlechtes Gewissen. Getreu dem Motto: „Mit Gummi ist es kein Fremdgehen“. Aber diese Geschichte plane und realisiere ich zum Großteil nüchtern, dass ist etwas anderes…………….. Und das Gummi wollte ich ja auch nicht bei allen Gelegenheiten zum Einsatz bringen ……………
Was ist, wenn mich das Single-Dasein in Pattaya richtig einfängt und ich gar nicht mehr zurück in mein altes Leben will ?? In diesem Forum gibt es einige Kollegen, die der Virus richtig gepackt hat !! Warum sollte ausgerechnet mir nicht das Gleiche passieren ?? Und …… ist das dann schlecht oder gut ??? Ist mein Leben wirklich so unglücklich, dass ich ein Neues suche ??
Ich erinnere mich an ein paar Tage vor 2 Monaten, als es mir gesundheitlich schlecht ging. Ich war damals unheimlich froh, jemanden an meiner Seite zu haben, auf den ich mich verlassen kann und sicher zu sein, dass ich aufgefangen werde, wenn ich mich fallen lasse. Denke ich gerade wirklich darüber nach, diesen Luxus, den einige Menschen ihr ganzes Leben lang vergeblich suchen, für ein bisschen oberflächlichen Sex aufzugeben ??
Mein bester Freund wurde neulich von seiner Frau verlassen. Daraufhin suchte er krampfhaft auf allen möglichen Wegen eine Ersatzfrau. Nun hat er Eine gefunden, die ganz passabel aussieht, aber ein Drachen ist. Die Beiden schreien sich fast täglich an und jedes Mal, wenn ich ihn besuche, versuche ich ihn in eine Kneipe zu locken, um der angespannten Atmosphäre in seiner Wohnung zu entkommen. Was tut man nicht alles, um nicht alleine zu sein ??
Ich spüre, wie mich die ganze Geschichte überfährt. Während „Feels like forever“ ertönt, verwerfe ich den gesamten Plan. Die Konsequenzen, die ich zu tragen hätte, falls mein Ausflug doch herauskommen sollte, sind mir einfach zu heftig. Im Grunde führe ich ein glückliches und erfülltes Leben, das ich für ein kurzes Abenteuer nicht aufs Spiel setzen werde. Bei dieser Geschichte kann ich eigentlich nur verlieren – ein oder zwei kurze Nummern gegen mein ganzes, geordnetes Leben, mit Eigentumswohnung (noch lange nicht abgezahlt) und Betriebsrente, die in ca. 15 Jahren einen recht komfortablen Ruhestand ermöglichen sollten ??? Was für ein Einsatz !!!
Es ist die Hölle von Pattaya, die einen aufrechten Mann zu allerlei verrückten Gedanken verführt. Ob ich mich in 20 Jahren darüber ärgern werde, dieses Abenteuer nicht gewagt zu haben, kann ich im Moment nicht beantworten. Aber in diesem Augenblick bin ich mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen und die Lasterhöhle Pattaya wird mich nie mehr wieder sehen. Im nächsten Urlaub werde ich mit meiner Frau nach Phuket, Hua Hin oder Samui fliegen.
Als ich den TUI-Katalog aufblättere, kommt meine Frau mit kleinen, verschlafenen Augen ins Wohnzimmer. Sie hat bis eben geschlafen und blinzelt in die Morgensonne. „Fliegen wir das nächste Mal nach Phuket?“, frage ich sie. Während sie mich in den Arm nimmt, flüstert sie mir ins Ohr: „Mit Dir fahre ich überall hin !!“
„You are so beautiful to me“
Und nach dem Frühstück werde ich anfangen, die Urlaubsbilder zu bearbeiten.