Im Scherz meinte ich zu Panthip, dass sie für meine Enthaltsamkeit verantwortlich ist und dies nach der Hochzeit zu spühren bekäme. Sie machte grosse Augen, was ich komplett falsch deutete, denn Thais verstehen diese Art des Humores nicht.
Genug für heute, beim nächsten Mal besuchen wir zum ersten Mal Panthips Vater.
Nik bereitete mich auf den Familienbesuch bei Panthips Eltern vor, Herr und Frau Minister. Solche Titel machten mich nicht nervös, ich kannte die Pendents aus Deutschland. Was mir nicht klar war war, dass es an jenem Wochenende nnicht nur um ein gegenseitiges Kennenlernen ging, sonder auch gleich um Hand anhalten und Vertragsdetails.
Nik riet mir, nicht selbst die Vertragsverhandlungen zu führen, sondern einen Freund dami zu betrauen, so dass ich mein Gesicht würde wahren können. Panthips Eltern würden auch einen Vermittler beiziehen.
Solche Verhandlungen sind sehr wichtig. Erstens, dass sie stattfinden, zweitens dass gefeilscht wird und drittens, dass man sein 'gutes Herz' zeigt, um mal die Wichtigsten aufzuzählen. Ok, vielleicht ist es auch noch wichtig, die ganze Familie einzubeziehen. Gesicht zu machen, respektive Gesicht zu verlieren, ist ein Tanz auf dem Hochseil. Ein heikler Tanz, den auch nicht alle Thais beherrschen. Deshalb beraten sie sich oft, wie sie vorgehen sollen.
Mein Vermittler war Nik, das ist ja klar. Er sagte mir aber, er bräuchte Verstärkung, denn alleine in die Hölle des Löwen wollte er nicht gehen. Nicht weil er Angst hatte, sondern weil er die Situation realistisch einschätzte. Auf der Gegnerseite der Minister und seine Entourage, auf der anderen Seite ein junger Anwalt, nicht aus der Hi-So, sondern aus dem unteren Mittelstand. So aufgestellt wäre er unterlegen. Also habe ich den Deutschen Botschafter, sowie meinen Bruder und meine Schwester zur Verstärkung hinzugezogen. Das war clever, wie sich später herausstellte. Damals war es eine Verzweiflungstat. Der Botschafter nicht, das war Berechnung, aber meine Geschwister, da hatte ich nicht bedacht, wie sehr die Thais ihre eigene Adelsfamilie verehren und das natürlich (fast) 1:1 auf andere Länder übertragen.
Wer mich als arrogant einschätzt, der muss meinen Bruder kennen lernen. Das erste was er auf thailändisch lernte war seinen Adelstitel. hehehe Ich glaube es war auch das Einzige. Aber es wirkte.
Die Vertragsverhandlungen sind zum grossen Teil reine Show, alle Beteiligten wissen das und alle machen mit. Panthip "verriet" mir, was ihre Eltern verlangten, ihren Eltern verriet sie, was ich zu bezahlen bereit bin. Das schon bevor das Treffen stattfindet. So können beide Seiten ihre Strategien festlegen.
Nik und ich haben lange beraten, ich hatte tausende Ideen, er hat die meisten verworfen. In Thailand nicht praktikabel. Ein paar, mir wichtige Dinge, haben wir eingebaut. Zum Beispiel, dass allfällige Kinder beide Staatsbürgerschaften erhalten.
Dann ging es ins Verhandlungswochenende. Am Samstag Kultur, Essen und Geselligkeit, am Sonntag dann das Feilschen. Ein wichtiges Detail hatte ich, ausser mit Panthip, mit niemandem besprochen und das kam mitten in den Verhandlungen zur Sprache. Als ich Nik informierte, er solle die Vorderung stellen, sah er mich überrascht an und wollte widersprechen. Ich würgte ihn ab und er ging zur Gegenseite. Als er geendet hatte, blickte mich Panthips Vater an, sein Blick hatte etwas von Abscheu und etwas von Respekt. Ohne dass er seine Verstärkung befragte, stimmte er zu. Mama sah mich stolz an, sie liebte mich sowieso von anfang an.
Um was ging es. Panthips Vater schickte sie auf die besten Schulen, auf die beste Universität und sogar für zwei Jahre in die USA auf eine sehr gute Uni. Als sie ihr Diplom in den Händen hielt, wollte sie ihren Doktor machen, aber Papa lehnte das strikte ab. Eine Frau braucht keinen Doktortitel, sondern einen guten Mann. Trotz mehrmaligem Nachhaken blieb er bei seiner Meinung.
Frauen stehen aber nicht nur auf Schmuck und schöne Kleider, sondern auch auf Titel. Der Doktortitel war Panthips grösster Wunsch, also sorgte ich dafür, dass er in Erfüllung ging. Das war eine Spielerei, aber eine äußerst wichtige. Alle mussten sehen, dass ich nun derjenige bin, der für Panthip sorgen würde, aber in wichtigen Dingen trotzdem Elterns Segen einholen wollte.
Vater hatte verloren, so oder so. Entweder wäre die Hochzeit geplatzt, oder er hätte sein Gesicht verloren. Deshalb hatte er mich auch so angeschaut, eine Mischung aus Abscheu und Bewunderung. Und damit er sofort wieder Gesicht hatte, lies ich Nik ihn bitten, seinen ersten Enkel nach ihm benennen zu dürfen.
Alle waren auf alle stolz, alle waren zufrieden, allen hatte die Show gut gefallen. Somit konnten wir zum leiblichen Wohl übergehen. Das Festlegen der Hochzeit, überliessen wir den Brauteltern, die kannten einen hohen Mönch, der das Datum bestimmen würde.
Somit waren wir offiziell verlobt, was offiziell noch nicht ein Freibrief zum Sex war. Daran hielt ich mich schweren Herzens. Noch liebte ich Panthip nicht, aber hey, ich war jung und hätte Entspannung gebraucht.
Mit meinen Geschwistern machten wir eine Rundreise, zuerst in den Norden, dann für eine Woche nach Phuket.
Über was ich das nächste Mal schreibe, weiss ich noch nicht, lassen wir uns einfach überraschen.
Gruß Sam