Die Strasse, die Bangkok zur Stadt machte
Einleitung
Kenne nun im Jahre 2016 Bangkok seit 31 Jahren. Habe während dieser Zeit die gigantische Entwicklung der Stadt mit ansehen können. Anfangs kannte ich Bangkok nur sehr oberflächlich und im Laufe der Zeit immer besser. Darüber hinaus, als alter Hobby-Historiker, hat mich natürlich auch die Zeit davor interessiert.
In meinem ersten Thailandurlaub 1985 hatte Bangkok noch keine Sky Line. Das Dusit Thani Hotel, Ecke Silom Road, Rama IV Road war derzeit eines der höchsten Gebäude in der Stadt.
In der Zeit mit meiner Ex aus Bangkok, 2002 – 2013, habe ich während meiner Besuche dort mit ihrer Hilfe Bangkok erkundet und später, als ich Ende 2011 nach Bangkok übersiedelte, bin ich tagsüber alleine auf Erkundungstour und nebenbei auch auf die Rolle gegangen, da sie Wochentags meist bis spät abends im Büro arbeitete.
Farangs, die verheiratet oder verbandelt in Pattaya leben, gehen auch gerne tagsüber auf die Rolle. In dem Falle sicherheitshalber auf der „Dark Site“, jenseits der Sukhumvit. Dort gibt es unzählige „Tagesstätten“ mit schummrigen Licht und verdunkelten Fenstern, wo der Friedel zu seinem ausserparlamentarischem Recht kommt.
Ab 2011 permanent in Bangkok lebend begab ich mich zunächst auf meine eigene Spurensuche nach mir selber.
Ende der 80er und Anfang der 90er hat mich meine damalige Holde aus dem Gewerbe erstens von Pattaya nach Bangkok während Kurztrips zum Shopping entführt und zweitens, während der Golfkrise Anfang der 90er, als wir schon verheiratet waren und zusammen in Saudi Arabien lebten, haben wir auf Firmenkosten 3 Monate in Bangkok und Pattaya bezahlten Urlaub verbracht, bis der Krieg zu ende war. Fällt unter das Motto „take care“ meiner Firma IBM, da uns in Saudi zu viele Saddam Raketen, namens „Scuds“, um die Ohren flogen.
Als ich dann ab Ende 2011 fest in Bangkok lebte, habe ich mich an diese Zeit erinnert. Besonders an eine bestimmte Strasse in Bangkok. Keine moderne Geschäftsstrasse, sondern zum Teil chinesisch geprägt und stellenweise von Häusern im europäischen Kolonialstil gesäumt. Es war damals die Lieblingseinkaufstrasse meiner Pattaya-Susi, wenn wir in Bangkok waren. Nur das MBK in der Innenstadt, welches es damals auch schon gab, konnte bei ihr mit dieser Strasse konkurrieren.
Irgend etwas hatte mich damals schon an dieser Strasse fasziniert, sodass ich sie immer im Hinterstübchen behielt. Irgend etwas zog mich zu ihr hin. Als ich dann ab 2011 unendlich viel Freizeit in Bangkok hatte, bin ich ihrem Ruf gefolgt, denn ich wollte mal wieder was wissen.
Nämlich, was es mit dieser Strasse auf sich hat, wie sie heisst und warum sie sich weigert, im grossen Stil an der Modernisierung teilzunehmen. Irgendwie fühlt man sich dort in eine andere Zeit versetzt.
Zunächst lernte ich den Namen dieser Strasse kennen: Thanon Charoen Krung, übersetzt: Strasse des aufstrebenden Wohlstandes. Im westlichen Sprachgebrauch wurde sie anfangs „New Road“ genannt und ist unter diesem Namen der Einfachheit halber auch heute noch bekannt.
Medium 399388 anzeigen
Später erfuhr ich, dass sie die erste und älteste nach westlichem Standard befestigte Strasse in Bangkok ist.
Da war es um mich geschehen. Ich nahm mir vor, sie von Anfang bis Ende zu Fuss zu erkunden. Natürlich stückchenweise, denn sie ist lang und alles Gesehene gab neue Rätsel auf und bedurfte eingehender Recherchen. Einige erklärende Touristentafeln in Englisch entlang des Weges gaben mir oft Hinweise und Anlass, noch näheres zu erfahren.
Medium 399389 anzeigen
Habe diesen Bericht über einen Zeitraum von mehreren Monaten schon vor ein paar Jahren geschrieben. Ausser den historischen Bildern sind alle von mir fotografiert.
Hier das Wahrzeichen der Strasse am Odeon Kreisel. Das China Gate. Im Hintergrund Wat Traimit während einer Renovierung.
Medium 399387 anzeigen
Medium 399386 anzeigen
Als ich mit dem Bericht anfing, wusste ich noch nicht, wie sehr sich die Stadt Bangkok anhand dieser Strasse bis weit in die heutige Innenstadt hinein erklären und aufrollen lässt.
Mit der Thanon Charoen Krung fing das echte Stadtleben in unserem westlichen Sinne in Bangkok an. Von ihr aus breitete sich die Stadt gen Osten aus.
Die Geburtsstunde der Strasse war um 1860. Erbaut wurde sie von 1861 – 1864. Sie wurde unter Anweisung von König Monkut, Rama IV, nach westlichem Standard errichtet. König Monkut, der erste Thai-König, der zaghaft damit begann, Bangkok zu modernisieren.
Diese Strasse ist etwa 8 km lang. Sie beginnt an der Sanam Chai Road, gleich hinter dem Grand Palace und Wat Po und endet im Süden Nähe Rama III Brücke. Dieser Endpunkt im Süden wurde damals „Thanon Tok“ genannt, wörtlich übersetzt: „die Strasse, die fällt“, in den Fluss in diesem Fall. Der Begriff „Tok“ kommt vielleicht einigen bekannt vor, nämlich aus dem Wort „Nam Tok“, Wasserfall.
Man folge der gelb gepunkteten Linie..
Medium 399385 anzeigen
Bis dahin gab es keine einzige wirklich befestigte Strasse in Bangkok, sondern nur Sandwege, die in der Regenzeit so gut wie unpassierbar waren. Auf Grund der vielen Kanäle damals allerdings kein Problem für die Bewohner.
Wer die meist gehfaulen Thais kennt, weiss ja, dass die sich schon damals sowieso bevorzugt bewegen liessen und zwar in Booten auf den unzähligen Kanälen. Heute eben in Autos und besonders auf Mopeds. Gibt es eigentlich noch Thais, die kein Moped haben?
Es waren die in Bangkok bereits damals ansässigen Briten, die einen Sonderwunsch gegenüber König Monkut äusserten. Sie würden gerne ein Strasse haben, auf der besonders die Damen im Sonntagskostüm, ohne sich schmutzig zu machen, flanieren und in Pferdekutschen hochherrschaftlich auf und ab fahren können. Britische HiSo halt, he he
Im nächsten Teil beginnen wir die Wanderschaft...
Einleitung
Kenne nun im Jahre 2016 Bangkok seit 31 Jahren. Habe während dieser Zeit die gigantische Entwicklung der Stadt mit ansehen können. Anfangs kannte ich Bangkok nur sehr oberflächlich und im Laufe der Zeit immer besser. Darüber hinaus, als alter Hobby-Historiker, hat mich natürlich auch die Zeit davor interessiert.
In meinem ersten Thailandurlaub 1985 hatte Bangkok noch keine Sky Line. Das Dusit Thani Hotel, Ecke Silom Road, Rama IV Road war derzeit eines der höchsten Gebäude in der Stadt.
In der Zeit mit meiner Ex aus Bangkok, 2002 – 2013, habe ich während meiner Besuche dort mit ihrer Hilfe Bangkok erkundet und später, als ich Ende 2011 nach Bangkok übersiedelte, bin ich tagsüber alleine auf Erkundungstour und nebenbei auch auf die Rolle gegangen, da sie Wochentags meist bis spät abends im Büro arbeitete.
Farangs, die verheiratet oder verbandelt in Pattaya leben, gehen auch gerne tagsüber auf die Rolle. In dem Falle sicherheitshalber auf der „Dark Site“, jenseits der Sukhumvit. Dort gibt es unzählige „Tagesstätten“ mit schummrigen Licht und verdunkelten Fenstern, wo der Friedel zu seinem ausserparlamentarischem Recht kommt.
Ab 2011 permanent in Bangkok lebend begab ich mich zunächst auf meine eigene Spurensuche nach mir selber.
Ende der 80er und Anfang der 90er hat mich meine damalige Holde aus dem Gewerbe erstens von Pattaya nach Bangkok während Kurztrips zum Shopping entführt und zweitens, während der Golfkrise Anfang der 90er, als wir schon verheiratet waren und zusammen in Saudi Arabien lebten, haben wir auf Firmenkosten 3 Monate in Bangkok und Pattaya bezahlten Urlaub verbracht, bis der Krieg zu ende war. Fällt unter das Motto „take care“ meiner Firma IBM, da uns in Saudi zu viele Saddam Raketen, namens „Scuds“, um die Ohren flogen.
Als ich dann ab Ende 2011 fest in Bangkok lebte, habe ich mich an diese Zeit erinnert. Besonders an eine bestimmte Strasse in Bangkok. Keine moderne Geschäftsstrasse, sondern zum Teil chinesisch geprägt und stellenweise von Häusern im europäischen Kolonialstil gesäumt. Es war damals die Lieblingseinkaufstrasse meiner Pattaya-Susi, wenn wir in Bangkok waren. Nur das MBK in der Innenstadt, welches es damals auch schon gab, konnte bei ihr mit dieser Strasse konkurrieren.
Irgend etwas hatte mich damals schon an dieser Strasse fasziniert, sodass ich sie immer im Hinterstübchen behielt. Irgend etwas zog mich zu ihr hin. Als ich dann ab 2011 unendlich viel Freizeit in Bangkok hatte, bin ich ihrem Ruf gefolgt, denn ich wollte mal wieder was wissen.
Nämlich, was es mit dieser Strasse auf sich hat, wie sie heisst und warum sie sich weigert, im grossen Stil an der Modernisierung teilzunehmen. Irgendwie fühlt man sich dort in eine andere Zeit versetzt.
Zunächst lernte ich den Namen dieser Strasse kennen: Thanon Charoen Krung, übersetzt: Strasse des aufstrebenden Wohlstandes. Im westlichen Sprachgebrauch wurde sie anfangs „New Road“ genannt und ist unter diesem Namen der Einfachheit halber auch heute noch bekannt.
Medium 399388 anzeigen
Später erfuhr ich, dass sie die erste und älteste nach westlichem Standard befestigte Strasse in Bangkok ist.
Da war es um mich geschehen. Ich nahm mir vor, sie von Anfang bis Ende zu Fuss zu erkunden. Natürlich stückchenweise, denn sie ist lang und alles Gesehene gab neue Rätsel auf und bedurfte eingehender Recherchen. Einige erklärende Touristentafeln in Englisch entlang des Weges gaben mir oft Hinweise und Anlass, noch näheres zu erfahren.
Medium 399389 anzeigen
Habe diesen Bericht über einen Zeitraum von mehreren Monaten schon vor ein paar Jahren geschrieben. Ausser den historischen Bildern sind alle von mir fotografiert.
Hier das Wahrzeichen der Strasse am Odeon Kreisel. Das China Gate. Im Hintergrund Wat Traimit während einer Renovierung.
Medium 399387 anzeigen
Medium 399386 anzeigen
Als ich mit dem Bericht anfing, wusste ich noch nicht, wie sehr sich die Stadt Bangkok anhand dieser Strasse bis weit in die heutige Innenstadt hinein erklären und aufrollen lässt.
Mit der Thanon Charoen Krung fing das echte Stadtleben in unserem westlichen Sinne in Bangkok an. Von ihr aus breitete sich die Stadt gen Osten aus.
Die Geburtsstunde der Strasse war um 1860. Erbaut wurde sie von 1861 – 1864. Sie wurde unter Anweisung von König Monkut, Rama IV, nach westlichem Standard errichtet. König Monkut, der erste Thai-König, der zaghaft damit begann, Bangkok zu modernisieren.
Diese Strasse ist etwa 8 km lang. Sie beginnt an der Sanam Chai Road, gleich hinter dem Grand Palace und Wat Po und endet im Süden Nähe Rama III Brücke. Dieser Endpunkt im Süden wurde damals „Thanon Tok“ genannt, wörtlich übersetzt: „die Strasse, die fällt“, in den Fluss in diesem Fall. Der Begriff „Tok“ kommt vielleicht einigen bekannt vor, nämlich aus dem Wort „Nam Tok“, Wasserfall.
Man folge der gelb gepunkteten Linie..
Medium 399385 anzeigen
Bis dahin gab es keine einzige wirklich befestigte Strasse in Bangkok, sondern nur Sandwege, die in der Regenzeit so gut wie unpassierbar waren. Auf Grund der vielen Kanäle damals allerdings kein Problem für die Bewohner.
Wer die meist gehfaulen Thais kennt, weiss ja, dass die sich schon damals sowieso bevorzugt bewegen liessen und zwar in Booten auf den unzähligen Kanälen. Heute eben in Autos und besonders auf Mopeds. Gibt es eigentlich noch Thais, die kein Moped haben?
Es waren die in Bangkok bereits damals ansässigen Briten, die einen Sonderwunsch gegenüber König Monkut äusserten. Sie würden gerne ein Strasse haben, auf der besonders die Damen im Sonntagskostüm, ohne sich schmutzig zu machen, flanieren und in Pferdekutschen hochherrschaftlich auf und ab fahren können. Britische HiSo halt, he he
Im nächsten Teil beginnen wir die Wanderschaft...