Der Alltag
Nachdem die Schwestern abgereist sind, kehrte langsam so etwas wie ein Alltag ein. Es war sehr schön, wie wir harmonierten. Anna hat mir jeden Morgen Kaffee gemacht und ich spürte auch, dass sie dankbar war, ein neues Leben beginnen zu können und das erste Mal in ihrem Leben so etwas wie eine Familie hatte.
Oft bedankte sie sich bei mir und sagte, ich hätte ihr Leben doch so sehr zum Positiven verändert, der einzige Mensch, auf den sie sich wirklich verlassen kann, wäre ich, ihr Mann. Wir drei wären jetzt ihre ganze Familie.
Da ich viel aus ihrer Kindheit erfahren habe (nicht nur aus ihren Erzählungen), bin ich mir ziemlich sicher, dass sie dies wirklich so empfand. Ihre ganze Haltung war positiv und euphorisch, dass sie jetzt ein normales Leben führen könnte. Sie gab sich immer sehr viel Mühe, dass ich mit ihrer Tochter ein gutes Verhältnis habe. Schnell schloss ich die Tochter ins Herz ein und die Tochter wohl auch mich. Sie nannte mich fortan Papa.
Ich genoss das Leben, so langsam beruhigte sich alles und der Alltag, das ganz normale Leben kehrte ein. Wir wohnten am Black Mountain, umgeben von Ananasplantagen, das Leben dort war eher dörflich. Nach dem Abendessen fuhren wir mit dem Roller durch die Ananasplantagen, der tolle Duft der Früchte und dann noch die Silhouetten von Palmen vor dem Sonnenuntergang, eingerahmt von einer Bergkulisse. Es war einfach nur wunderschön.
Anna und ich spielten Abends oft Badminton oder Billiard, es war ein wirklich sehr schönes Zusammenleben. Sehr harmonisch und abwechslungsreich, wir waren eine kleine glückliche Familie. Oft erzählten wir uns stundenlang von unserem Leben, wie unsere Kindheit war, welche Enttäuschungen wir erlitten, aber auch viele gute Dinge. Sie erzählte mir auch, dass ihre Arbeit nicht ungefährlich ist, es ist schon 2 mal vorgekommen, dass Freier sie hart verprügelt hätten, die Fotos von ihren blauen Flecken und Wunden zeigte sie mir auch. Mich machte das natürlich sehr traurig, aber jetzt wäre ich ja da um mich um sie zu kümmern. Wir schmiedeten auch gemeinsame Pläne für die Zukunft. Ihr großer Traum war es, irgendwann mal zu heiraten.
Eines Abends sagte Anna mir, dass ihr Hormonstäbchen aus dem Arm entfernt werden müsste, da die Haltbarkeit überschritten sei. Ich fragte, warum dies denn noch nicht passiert sei, da ich ihr doch Geld dafür gegeben habe. Aber anstatt das Stäbchen entfernt wurde, hat sie sich lieber das Rückentattoo fertig stechen lassen. Mir ging es absolut nicht in den Kopf rein, warum sie dies tat, aber es war erneut ein Vertrauensbruch. Hätte sie einfach gesagt, dass sie sich mit dem halbfertigen Tattoo unwohl fühlt, dann hätte ich ihr sicherlich das Geld dafür gegeben. Diese Trickserei war völlig überflüssig.
Leider gab es bei der Erziehung von der Tochter massive Defizite. Mir war klar, dass ich nicht unseren Standard erwarten konnte, aber ein Minimum an Engagement gegenüber ihrer Tochter hatte ich dennoch erwartet. Insbesondere, da Anna ja so sehr dafür gekämpft hatte, ihre Tochter zurückzubekommen und sie diese so sehr liebt. Die Tochter war erst dreieinhalb Jahre alt, ich war sehr erschrocken, wie Model jeden Tag 2 - 3 Liter Cola trank und mit Snacks gefüttert wurde. Das Kind war sehr übergewichtig und die Beine wiesen schon fleckige Stellen auf, so wie es bei Diabetikern der Fall ist. Ich zeigte Anna die Stellen und sie bestätigte mir, dass die Blutwerte von ihrer Tochter sehr schlecht seien. Da ich mich für meine Freundin, aber auch für ihre Tochter verantwortlich fühlte, sagte ich zu Anna, dass wir den Cola Konsum ihrer Tochter reduzieren müssten. Ich gab mir wirklich viel Mühe, kaufte jeden zweiten Tag frisches Obst und Gemüse vom Markt, schnitt es kindgerecht zu. Softdrinks kaufte ich keine mehr und bat Anna darum, dass sie auch keine mehr kauft. Meine Strategie war, die Tochter langsam von den Softdrinks wegzubekommen. Es dauerte zwar etwas, aber es funktionierte. Am Obst fand sie langsam gefallen und sie aß auch zu normalen Zeiten normales Essen. Dies ging auch alles gut, bis Anna wieder damit anfing Süßigkeiten und Cola zu kaufen. Dann hing die Tochter wieder an der Cola wie ein Junkie an der Spritze.
Auch gab es an einem Abend einen Streit, als ich sagte, dass Model krank werden würde, wenn sie so weiter lebt. Sie würde Zuckerkrank werden und wer soll denn bitte für die hohen Kosten für das Insulin aufkommen. Da ich einen Onkel habe, der schwer unter Diabetes leidet und ich auch weiß, wie die Versorgungslage in den USA aussieht, habe ich mir Sorgen gemacht. Stattdessen fing sie an zu weinen und sagte, es ginge mir nur ums Geld und dass ich so geizig sei. Sie würde dann schon selbst arbeiten, wenn es soweit wäre…
Bei mir setzte langsam aber sicher Resignation und Gleichgültigkeit ein.
Darüber hinaus war der Handykonsum, insbesondere TikTok der Tochter sehr extrem. Jeden Tag hatte sie das Smartphone 10 Stunden und mehr vor dem Gesicht, eigentlich kann man sagen, vom Aufstehen bis zum Schlaf. Anna hatte zwar 1 oder 2 mal versucht mit ihrer Tochter im Pool zu spielen, gab es dann aber schnell wieder auf, weil ihre Tochter sehr ängstlich war. Ich versuchte Anna zu erklären, dass dies ein völlig normales Verhalten ist, weil sie nichts anderes kennt. Sie muss geduldig und gutmütig sein, dann wird Model auch offener und keine Angst mehr haben. Dies war ihr wohl aber zu anstrengend, stattdessen gab sie ihr lieber das Handy in die Hand. Ich versuchte es dennoch weiter und forderte Anna auf, mit ihrer Tochter zu spielen oder zu malen. Ich kaufte dafür einige Malbücher, aber sie sagte nur, dass ihre Tochter nicht mitmachen würde. Deshalb setzte ich mich auf den Boden zu den beiden und zeigte dem Kind, wie toll man das Bild ausmalen kann. Erst war sie zögerlich, aber später machte sie sogar gut mit. Leider blieb es bis auf 1 weiteres mal bei dieser Ausnahme. Mir schien es so, dass die Tochter irgendwie in ihrer eigenen Welt lebt, oder sogar schon leicht autistische Züge hatte. Sie sprach kaum und wenn, dann nur einzelne Worte und schaute den Gesprächspartner nicht an. Sie sprach mehr in sich selbst hinein als zu anderen. Nach zahlreichen Bemühungen und obwohl ich wirklich sehr hartnäckig bin, gab ich auf und ließ die Dinge laufen.
Da wir viele Spiele spielten, unter anderem auch viele Strategiespiele, fiel mir auf, dass ich so gut wie nie eine Gewinnchance gegen Anna hatte. Zuerst dachte ich, dass ich einfach nur zu schlecht spiele, aber meine Freunde hatten auch keine Chance gegen sie. Deshalb kam ich auf die Idee, mit Anna mehrere Tests bezüglich des logischen und räumlichen Denkvermögens zu machen. Wow, sie erzielte durchgehend sehr gute Werte. Dumm war Anna nicht, aber es fehlte ihr leider massiv an Bildung, aber woher sollte sie diese erhalten haben.
Nachdem die erste Hochphase abgeklungen war, kehrte bei Anna die große Langeweile ein. Hua Hin ist sicherlich nicht Pattaya, aber dennoch gibt es viel zu unternehmen. Bis nachmittags 15 Uhr habe ich mich um die beiden gekümmert, wir sind mal ins Shoppingcenter gefahren, mal haben wir einen kleinen Ausflug gemacht oder sind ans Meer gefahren. Ab 15 Uhr musste ich mich jedoch um meine Angelegenheiten kümmern. Im Grunde hat sie dann immer bis 22 Uhr auf mich gewartet. Auch hier gab ich zahlreiche Anregungen, an Geld und Möglichkeiten mangelte es zum Glück nicht. Beispielsweise gab es unweit einen tollen Wasserpark. Gerade diese Zeit hätte Anna nutzen können, um mit ihrer Tochter wertvolle Zeit zu verbringen. Für meine Tochter gebe ich jeden Monat für Freizeitaktivitäten viel Geld aus, auch für Anna und Model war ich jederzeit dazu bereit, aber die Initiative muss schon selbst kommen.
Mehr und mehr fiel auf, dass Anna überhaupt nicht mit Geld umgehen kann. Sie hatte ihr Taschengeld wie versprochen regelmäßig erhalten, hin und wieder gab es noch etwas extra, so zum Beispiel als die Schwestern zu Besuch waren. Für alle anderen Kosten, Essen, Kleidung, Wohnen, kam ich ohnehin auf. Da sind 10.000 THB gar nicht mal so wenig. Aber meistens war schon innerhalb von 4 oder 5 Tagen das Taschengeld verbraucht. Da ich auch ihre Banking-App auf meinem Handy hatte, konnte ich dies gut nachvollziehen. Es wurde Geld für jeden Quatsch ausgegeben, so z.B. für einen Lottoschein über 2000 THB, der von einen ihrer Freundinnen vermittelt wurde, dieser sollte besonders hohe Gewinnchancen haben…
Oder aber für einen Duftspender mit Limettenduft für 1200 THB. Im Grunde war mir dies auch egal, aber ich fing natürlich auch an zu grübeln. Was würde Anna denn machen, wenn ich z.B. 3 Wochen in Deutschland bin, um meine Tochter zu besuchen und das Geld nach kurzer Zeit ausgegeben ist? Da ich in wusste, wie sie ihr Geld in der Vergangenheit verdiente, sorgte dies natürlich für Unbehagen bei mir.
Sidestory: Nicht alle Thais sind so
Zu Songkran fragte Anna mich, ob sie mit Model nach Cha Am zu Freunden fahren kann, weil sie dort feiern wollte. Natürlich konnte sie dort hinfahren, ich bestellte ihr ein Taxi und gab ihr etwas Taschengeld mit auf den Weg. Mich hat es sehr gefreut, dass sie langsam anfing, Kontakte zu knüpfen und auch Spaß zu haben. Gegen Mittag rief sie mich an und fragte, ob auch ein paar Freunde zu uns kommen könnten, um etwas zu feiern. Ich fand es nett, dass sie mich gefragt hatte, aber natürlich war ich einverstanden gewesen. Kurze Zeit später schrieb sie mir, es könnten auch ein paar Personen mehr werden. Ich sagte zu ihr, sie soll Spaß haben.
Mich traf der Schlag, 4 Pick Up Trucks voll mit Menschen, ungefähr 30 Personen. Ich habe es schon kommen sehen, der Kühlschrank leer gefressen, die Getränke leergesoffen, überall Dreck, Scherben und Müll. In meinem innerlichen Auge spielte sich schon alles ab, wie ich dann am Abend wieder alles alleine sauber machen darf, mich wieder ärgere, weil der Kühlschrank leer ist, die Toiletten vollgekotzt und vollpisst und die Nachbarn sich wegen des Lärms beschwerten.
Ich wollte jetzt aber nicht der Showstopper sein und ließ es einfach laufen. Gegen spät Nachmittag war plötzlich die Party vorbei. Das kann nicht sein, dachte ich mir. Es war überhaupt kein Müll vorhanden. Essen und Getränke hatten sie selbst organisiert und jeder hat seinen Obolus eingezahlt. Über die Tische wurde gewischt, sogar die Billardkugeln wurden auf den Tisch zurecht gerückt und am Ende ist noch jemand rumgegangen und hat die 2 oder 3 Pappbecher die umgefallen sind in einen Müllsack geschmissen und sogar noch diesen Müllsack mitgenommen.
Mein Gedanke war nur, wie kann es sein, dass jetzt hier 30 Personen gefeiert haben und überhaupt keine Arbeit hinterlassen haben und die 3 Schwestern so ein Chaos jeden Tag produziert haben…
Die Unordnung und die Verschwendung von Geld, Lebensmitteln und Energie störten mich gewaltig. Beispielsweise kaufte Anna gerne auch 3 Gerichte (Take Away), aß ein Gericht und die anderen beiden lagen später auf dem Küchentisch oder draußen und vergammelten. Natürlich sprach ich dies an und nein, es geht mir dabei nicht ums Geld, sondern um den Respekt mir gegenüber und den Respekt Lebensmitteln gegenüber. Von mir aus kann sie jeden Tag 20 Stunden essen, mir ist es egal, aber ich möchte nicht, dass Lebensmittel über ein vertretbares Maß weggeschmissen werden.
Ich hatte schon einiges versucht, meine Erwartungen auch klar kommuniziert, es gab eine Verhaltensänderung, aber die war je nach Tageslaune. Auch der Umgang mit ihrer Tochter, ich würde schon fast Vernachlässigung oder sogar Misshandlung sagen, störten mich gewaltig. Es hätte mir auch egal sein können, aber ich wollte für die Familie Verantwortung übernehmen und natürlich sollte die Tochter eine bessere Kindheit und auch Zukunft haben als die Mutter.
Leider wusste ich mir langsam nicht zu helfen, deshalb besprach ich meine Probleme mit einigen Freunden. Ein Freund ist im Bereich des psychologischen Coachings tätig. Er hat mir einige Tipps gegeben. Ein Tipp war, meine Erwartungshaltung zu kommunizieren und Konsequenzen aufzuzeigen. Dies tat ich dann auch, da ich jedoch Missverständnisse auf Grund der Sprache ausschließen wollte, schickte ich es ihr als Textnachricht.
“Anna, du erwartest von mir, dass ich mich um deine Tochter und um dich kümmere. Dies tue ich auch, wir haben ein schönes Haus, Model geht bald zur Schule und du bist finanziell abgesichert. Wir haben schon öfter gesprochen und ich erwarte folgendes von dir.
- Du musst dich besser um deine Tochter kümmern. Keine Softdrinks mehr, frisches Obst und Gemüse. 2 Mal am Tag solltest du mit ihr jeweils 1 Stunde spielen
- Du sollst kein Geld verschwenden. Mache die Klimaanlagen aus, wenn du nicht im Raum bist. Wenn du im Raum bist, dann sollten die Fenster zu sein.
- Helfe mir mit dem Haushalt. Den Außenbereich mache ich sauber, den Innenbereich teilen wir uns auf. Jeden zweiten Tag muss der Boden gewischt und gesaugt werden. Das Wäsche waschen teilen wir uns wechselseitig auf.
“
Statt Einsicht zu zeigen, war sie nur wieder bockig und meinte nur, was ich denn tun wollte. Sie fragte, ob es mein Ziel wäre, sie raus zu schmeißen und wenn ich dies denn so wollte, hätte sie ohnehin keine andere Wahl. Oh Mann, ich schlug vor, dass ich mal mit ihrer Tante sprechen werde. Daraufhin war sie extrem verärgert und meinte, wenn ich mit ihrer Tante Nu sprechen würde, dann würde sie nie wieder mit mir sprechen und die Beziehung beenden.
So langsam war ich mit meinem Latein am Ende, ich habe alles versucht, erklären, freundlich sein, belohnen, klare Ansagen machen, aber maximal für ein paar Tage trat eine Veränderung ein. Ein Freund meinte, ich soll doch eine Haushälterin einstellen und die Tochter wäre ja schließlich nicht meine, wenn sie halt dumm bleibt, dann soll es mir egal sein. Bezogen auf die Haushaltshilfe sah ich es einfach nicht ein. Ich kümmerte mich um alles, bezahlte alles und wenig Hausarbeit, ist dann schon zu viel. Etwas anderes wäre es, wenn sie gearbeitet hätte, dann hätte ich liebend gerne eine Haushälterin engagiert, damit die Familie entlastet wird und man mehr gemeinsame Zeit hat. Kurz gesagt, es blieb alles so wie es war.
So langsam flatterte auch die erste Nebenkostenabrechnung ins Haus. Mich traf der Schlag, zuerst habe ich gedacht, dass es sich um einen Fehler handelte, dann war ich mir sicher, in Thailand berechnet sich der Wasserverbrauch nicht aus Kubikmetern, sondern aus Hektolitern. Das war die einzige logische Erklärung. Bei dem Stromverbrauch musste auch ein Fehler vorliegen, sicherlich wurde der Anfangsbestand falsch übernommen, vielleicht ein Zahlendreher. Ja, die Tochter hatte ein paar Mal Wasser in den Pool laufen lassen, sodass alles in den Überlauf floss, aber so gravierend konnte es doch nicht sein. Ich prüfte die notierten Anfangsbestände, hmmmm… die passten. Vielleicht gab es da schon einen Fehler. Ich glich dies mit den Fotos ab, dort ebenfalls auf den Zählern die gleichen Werte. Das kann nicht sein, dachte ich mir. Deshalb fragte ich bei der Maklerin nach. Doch, es war alles richtig. Wir hatten in einem Monat 126 m³ Wasser und über 2200 Kwh verbraucht. Was für ein Wahnsinn.
Leider kamen zu dem ganzen Chaos noch weitere Probleme hinzu. Einen Abend rief mein Vater mich an und teilte mir mit, dass mein Onkel Gaetano gestorben ist. Er war schon viele Jahre krank, aber wie es bei einem Todesfall ist, kommt dieser doch in gewisser Weise immer plötzlich. Gerhard, ein sehr geschätzter Bekannter, lag im Sterben, am 6.7.2023 ist er von uns gegangen.
Einer meiner engsten Freunde Horst, welcher mich in Thailand besuchen wollte, ging es nicht gut. Ständig hatte er merkwürdige Probleme. Leider verstarb er mit nur 67 Jahren am 14.7.2023. Meinen Opa ging es ebenfalls nicht gut, er verstarb am 18.7.2023.
Schlüsselmomente
Ich bin ein sehr gutmütiger Mensch, versuche mich immer in die Lage des anderen zu versetzen und habe sehr, sehr viel Geduld. Man mag es kaum glauben, aber auch bei mir gibt es Grenzen. Hier schildere ich einige Schlüsselmomente, welche in mir etwas ausgelöst haben, oder anders gesagt, meine Zuversicht haben absterben lassen.
1. Ab in die Tonne
Trotz vorangegangener Gespräche über die Lebensmittelverschwendung, kam es auf einem Seafoodfest wieder zu so einer Situation. Die Tochter wurde den ganzen Tag mit Süßigkeiten gemästet, vor Ort hatte sie sich ein Gericht ausgesucht. Dies schmeckte ihr aber nicht. Sie wollte das Gleiche essen wie ihre Mama. Okay, es ist ein Kind, das passiert schon einmal. Ich sagte Anna, dass sie der Tochter doch etwas von ihrer Portion geben sollte, um zu probieren, ob sie es denn auch wirklich mag. Wenn sie es mag und isst, bestellen wir einfach noch eine Portion. Anna bestellte einfach noch eine Portion. Nach 2 kurzen Happen sagte die Tochter, das Essen sei zu scharf und sie könne es nicht essen. Woraufhin Anna noch ein anderes Gericht bestellte, davon aß die Tochter wieder 2 Happen und dann war sie satt. Im Grunde sind dann 3 Gerichte komplett in den Mülleimer gewandert. So etwas kann ich einfach nicht dulden.
2. So ein Brocken
Eines Abends, als Anna schon mit Ihrer Tochter im Bett lag, wischte ich einmal durchs Haus. Den Wischer wollte ich wieder hinter das Haus bringen, da bin ich fast in etwas reingetreten. Da es dunkel war, deshalb konnte ich es nicht genau identifizieren, zuerst dachte ich, dass es ein Erdklumpen ist, dann schaltete ich das Licht des Smartphones ein. Es war Kot, hmmm… , hat hier vielleicht ein Tier hier hingemacht, dachte ich mir, aber dann sah ich, dass dort Mais drin war. Nein, das kann nicht sein, oder doch. Gestern haben wir ja Mais gegessen. Doch, die Tochter hat da hingekackt.
Ich ging schockiert, aber ruhig zu Anna und sagte, sie soll bitte mitkommen, um sich etwas anzuschauen. Sie ekelte sich davor, trat den Kot mit den Füßen weg und ging wieder ins Haus. Im Schlafzimmer fragte ich Anna, ob es von Model sei, sie fragte das Kind und sie bestätigte es.
Da wir im Haus nur Türknäufe und keine Türgriffe hatten, ist es für ein dreieinhalbjähriges Kind schwierig, die Türen zu öffnen. Da Anna mal wieder am schlafen oder Smartphone daddeln war und sich nicht um ihre Tochter gekümmert hatte, diese aber dringend musste, hat sie etwas versteckt hinterm Haus gekackt.
Das Traurige dabei ist, dass das Kind nichts dafür kann, was sollte es denn tun, wenn keine Reaktion der Mutter kommt. Noch trauriger ist, dass die Kleine sich sicherlich nicht den Popo sauber gemacht hat und somit mit dem vollgeschissenen Hintern noch rumlief und schlief.
Irgendwie kreisten in meinem Kopf Gedanken, dass ich nicht zwei Menschen zu Hause habe, sondern zwei Tiere. Aber diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder, da es nicht meinem Menschenbild entspricht.
3. Der duftende Schmetterling
Als ich mich um meine Angelegenheiten im Büro kümmerte, schrieb Anna mir, dass die Vagina ihrer Tochter unangenehm riechen würde. Da so eine Entzündung sogar bis zur Unfruchtbarkeit einer Frau führen kann, ist natürlich nicht damit zu spaßen. Ich fragte meinen Freund, wo man für so einen Fall am besten hingeht. Er riet mir, ins Bangkok Hospital zu gehen. “Mark lass das Mädel dort behandeln, das sind die Besten, aber kauf die Medikamente dort nicht, weil die total überteuert sind”, war sein Ratschlag. Gesagt - getan, wir sind ins Krankenhaus gefahren, wobei ich Anna anwies, die Medikamente dort nicht zu kaufen. Dies würden wir in einer Apotheke auf dem Rückweg machen, da diese dort viel günstiger seien.
Die Tochter musste 3 Medikamente nehmen, aber was tat Anna, sie kaufte die Medikamente natürlich dort…
Ich biss mir wieder auf die Lippen und wollte nicht meckern, weil ich auch nicht wusste, wie teuer die Medikamente in einer Apotheke tatsächlich sind. Aber ich verlangte eine detaillierte Rechnung. Gegen Abend bin ich dann in eine Apotheke gefahren und habe gesagt, dass wir die Medikamente für nächste Woche erneut bräuchten. Der Preisunterschied war gewaltig, es lagen 60 Euro dazwischen. Ich notierte die Preise und zeigte sie Anna, sie nahm es zur Kenntnis, woraufhin ich sie erneut dazu aufforderte, dass wir das nächste Mal die Medikamente in der Apotheke kaufen werden.
Die Entzündung der Tochter wurde nicht besser. Dies lag unter anderem daran, dass Anna die Tochter untenrum nicht wusch und die Tochter oft ohne Schlüpfer auf dem Fußboden saß, den Anna auch nie sauber gemacht hatte. Trotz mehrerer Anmerkungen, dass es für die Tochter ungesund ist und gravierende Folgen haben kann, Unfruchtbarkeit oder sogar eine Blutvergiftung, passierte nichts. "Ja, sie trägt den Schlüpfer nicht”, war immer ihre Ausrede. Ich bezweifle auch, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen wurden.
Nach 7 Tagen sollten wir wieder ins Krankenhaus kommen zur Überprüfung, der Arzt verschrieb weitere und vor allem stärkere Medikamente, trotz meiner Erklärungen und Bitten, kaufte sie erneut im Krankenhaus die Medikamente.
4. Prosecco naturale
Anna schlief zumeist mit ihrer Tochter in einem anderen Zimmer. Eines Morgens ging ich ins Zimmer, um mit Anna über die heutigen Freizeitaktivitäten zu sprechen. Irgendwie roch es unangenehm. Der Tochter ging es über Nacht nicht so gut, sodass sie ins Bett gepinkelt hatte.
Okay, es ist ein Kind, dies kann schon mal passieren. Anna tippte fröhlich auf ihrem Handy rum und machte keine Anstalten, mal das stinkende Bettlaken zu wechseln. Ich forderte sie dazu auf, die Sachen in die Wäsche zu schmeißen, ja das würde sie bald machen, war ihre Aussage.
Nach dem Mittagessen ging ich ins Zimmer und es roch immer noch unangenehm, das Laken war immer noch nicht gewechselt worden, beide fröhlich am Smartphone. Ich sagte Anna, so geht das nicht, das ganze Haus roch schon unangenehm nach Urin. Ja, sie würde sich sofort darum kümmern.
Gegen Abend lagen die Tochter und Anna fröhlich auf dem Bett, aber das Laken war noch immer nicht gewechselt. Der Geruch wurde schon richtig beißend und erinnerte an Ammoniak. Ich forderte Anna auf, dass sie jetzt sofort das Laken wechselt, aber sie machte keine Anstalten und sagte mir, sie hätte es versucht, aber sie kann es nicht. Da ich den Gestank nicht mehr aushielt, machte ich es kurzerhand selbst. Die Matratze brachte ich nach draußen und reinigte diese, die Bettlaken kamen in die Waschmaschine. Arbeitsaufwand 3 - 5 Minuten.
Die beiden schliefen dann auf den harten Holzboxen, die das Untergestell des Bettes ausmachten. Es schien ihnen nicht viel auszumachen.
Die Entscheidung
Es ging so nicht weiter, ich machte es mir wirklich nicht leicht. Ich liebte Anna wirklich von ganzem Herzen, auch Model habe ich ins Herz geschlossen, die mich immer Papa nannte. Aber es konnte so einfach nicht weitergehen. Da ich jedoch keine Verbesserung oder zumindest Einsicht sehen konnte, beriet ich mich mit meinem Vater und mit Horst. Die Probleme zu Hause waren alles andere als klein und ich machte mir auch ernsthafte Sorgen um meine Tochter. Die schulischen Leistungen fielen rapide und psychologisch machte meine Tochter keinen guten Eindruck.
Die Entscheidung musste schnell fallen, denn sonst würde das Schuljahr von Model beginnen und die Tochter würde bei einer Trennung ein komplettes Schuljahr verpassen, was ich natürlich nicht wollte.
Horst und mein Vater hatten komplett konträre Meinungen, mein Vater plädierte dafür, dass ich zurückkommen sollte. Horst hingegen, dass ich ein letztes Mal mit Anna sprechen sollte und ihr den Ernst der Lage verdeutlichen muss. Falls sie es dann noch nicht rafft, sollte ich in Thailand bleiben und Anna rausschmeißen. Horst hatte immer ein sehr großes Herz, er erkannte auch die guten Seiten von Anna und wollte auf keinen Fall, dass ich sie zurück in die Prostitution schicke. Ich war im Zwiespalt, meine Gedanken gingen mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es war wirklich der absolute Horror. Eine Achterbahn der Gefühle, mal ein wildes hin- und her argumentieren, dann wieder absolute Leere und Traurigkeit.
Die Abwägung fiel mir extrem schwer, da ich auch wusste, welches Chaos mich zu Hause erwartet. Außerdem habe ich mich nicht nur in Anna, sondern auch in Thailand verliebt.
In Deutschland würde ich dann mit meiner Ehefrau zusammenleben, welche ein Kind von einem anderen Mann erwartet. Nur meiner Tochter zur liebe, würden wir weiterhin zusammenleben, aber meine Ehefrau würde weiterhin mit ihrem Cousin zusammen bleiben. Es war alles nur eine Farce.
Diesen Status dauerhaft zu erhalten, erforderte von mir eine extreme Aufopferung.
Hinzu kommt noch, dass aufgrund diverser Umstände fast kein kompletter Freundeskreis nicht mehr existent war und selbst meine Eltern im September 2023 auswandern würden.
Letzten Endes entschied ich mich dennoch für meine Tochter, zumindest für eine Weile, bis sie wieder auf Spur gekommen ist.
Anna war psychologisch auch labil und ich überlegte mindestens genau so lange, was ich ihr sagen sollte, wie über die eigentliche Entscheidung. Ich bin mir im Nachhinein sicher, wäre ich mit Anna nur einigermaßen zufrieden gewesen, wäre ich damals in Thailand geblieben. Aber die Umstände übermannten mich einfach, es war für mich einfach zu viel auf einmal.
Eines Abends brachte Anna ihre Tochter ins Bett, nachdem die Kleine eingeschlafen war, sagte ich zu Anna, welche neben ihr lag und am Smartphone datteln war, ich müsse etwas Wichtiges mit ihr besprechen. Ich wartete, aber sie kam nicht…
Also ging ich erneut zu ihr und sagte, dass sie doch bitte kommen soll. Als sie sich auf das Sofa gesetzt hat im Wohnzimmer, spielte sie noch weiter mit ihrem Handy, obwohl ich schon anfing zu sprechen. Dies nervte mich, da ich solch eine Entscheidung auch einen entsprechenden Rahmen geben wollte. Endlich, nachdem ich sie aufgefordert habe, legte sie das Telefon zur Seite. Es platzte aus mir heraus “Ich werde zurück nach Deutschland fliegen”, Stille, sie schaute geschockt “für wie lange, wann kommst du wieder?”, “für immer” sagte ich.
Es war hart, sehr hart für mich. Sie fragte, warum ich denn zurück müsse und ich sagte wegen meiner Tochter. Dies war nicht die ganze Wahrheit, denn ein Hauptgrund war, dass ich mich mit ihr einfach nicht wohlfühlte. Ganz im Gegenteil, so sehr ich ihre guten Seiten liebte, so katastrophal und zerstörerisch sind ihre schlechten Seiten.
Sie weinte sehr und auch bei mir flossen die Tränen. Sie fragte mich immer und immer wieder, ob ich mir denn wirklich sicher sei. Sie wollte dieses Leben so sehr, sie wollte endlich eine richtige Familie haben. Sie möchte nicht mehr in ihr altes Leben zurückkehren und sie fragte mich, was der wahre Grund sei, warum ich zurück möchte. Ich sagte jedoch, dass es wegen meiner Tochter ist. Auch sagte sie, dass sie jetzt große Probleme hätte, ihre Tochter zu ernähren, da sie nur eingeschränkt arbeiten könnte oder das Risiko besteht, dass die Großeltern ihre Tochter wieder zurückholen, denn ich war ja überhaupt der Grund, warum sie ihre Tochter überhaupt zurückbekommen hat.
So gerne wäre ich auf ihre Argumente eingegangen, aber ich konnte es einfach nicht mehr. Seit Monaten, immer und immer wieder habe ich es versucht. Habe ihr gezeigt, was für ein schönes Leben wir zusammen haben können, dass wir uns etwas aufbauen werden, die Tochter erhält bessere Bildung, einen normalen Beruf und auch Anna würde endlich eine Familie haben. Aber es kam viel zu wenig Einsatz von ihr. Selbst als ich gesagt habe, dass ich mit ihr etwas Wichtiges besprechen muss, hat sie mich respektlos behandelt. All die Lügen, all das Hinterherlaufen, all ihr Egoismus haben die Grundlage unserer Beziehung komplett zerstört. Der Zugang zu mir war durchtrennt.
Ein letzter Ausflug
In ungefähr 2 Wochen würde ich wohl meinen Rückflug antreten, aber der Flug war noch nicht gebucht. Dies gab ihr wohl noch etwas Hoffnung. Das nächste Wochenende nahte und da die Luft zu Hause sehr dick war, kam uns die Idee noch einen letzten Ausflug zu machen. Wir reisten etwas südlich nach Ao Manao. Das Resort, in dem wir waren, war wirklich schön. Es lag direkt am Meer und die Mitarbeiter waren sehr freundlich und hilfsbereit. Wir machten tolle Ausflüge und hatten eine Menge Spaß. In ihrem Gesicht stand jedoch tiefe Traurigkeit geschrieben.
Am ersten Abend, als ihre Tochter schlief, kuschelte sie sich bei mir an. Sie fragte mich, ob denn meine Tochter wirklich der einzige Grund ist, warum ich abreisen wollte. Ich öffnete mich und sagte ihr die Wahrheit. Ich wollte keine ganz alten Geschichten mehr hervorholen, all die Lügen, sondern konzentriere mich auf das Zusammenleben in Huahin. Sie meinte, ich sollte nicht schimpfen, ich sollte sie nicht so hart kritisieren. Sie hätte sich Mühe gegeben, aber ihre Tochter wäre so anstrengend gewesen, sie ist es einfach nicht gewohnt, Mutter zu sein. Leider sei sie kein guter Mensch und auch keine gute Mutter. Sie war wirklich in einem erbärmlichen Zustand. Fast so schlimm wie damals in Pattaya, als sie unten in der Lobby auf mich wartete. Aber was hätte es gebracht, ihr nochmal eine Chance zu geben? Sie hatte so viele Chancen bekommen, es immer und immer wieder hatte sie alles bitterlich bereut, aber letzten Endes hat es nichts gebracht und sie hat immer und immer wieder die gleichen Fehler gemacht.
Tagsüber war es mit Anna und Model wirklich wunderschön gewesen. Spaß haben konnte man mit Anna und die Aktivitäten waren immer sehr lustig und abwechslungsreich. Abends aber, flehte sie mich immer und immer wieder an, ob ich ihr denn nicht noch eine letzte Chance geben könnte. Kurz war ich in der Tat am grübeln gewesen, aber die Erfahrung hatte leider gezeigt, dass es keine Veränderung gab und falls doch, dann nur für sehr kurze Zeit.
Mir brach es wirklich das Herz, aber eine Perspektive sah ich leider wirklich nicht mehr.
Nach unserem Ausflug waren wir noch 10 Tage in Huahin. Anna war ein komplett anderer Mensch geworden. Alle 2 - 3 Tage machte sie die Wäsche (ich half beim Aufhängen mit), wischte bei Bedarf den Boden und spielte auch etwas mit ihrer Tochter. Ich war wirklich sehr zufrieden. Da ich mich ab 15 Uhr immer um meine Angelegenheiten kümmern musste, wusste ich nicht genau, wie viel Zeit sie dafür aufwendte um alles in Schuss zu halten. Sie sagte ungefähr 15 - 20 Minuten täglich.
Wir diskutierten und stritten also Monate, nur für 15 - 20 Minuten tägliche Hausarbeit. Lächerlicher konnte es doch kaum sein.
Dennoch, da ich ihr bereits so viele Chancen gegeben hatte, bestand meinerseits wirklich keine Hoffnung mehr. Ich wollte die Geschichte nur noch abwickeln. Deshalb buchte ich den Flug nach Deutschland und auch das Taxi, welches sie nach Pattaya bringen sollte. Natürlich war sie sehr aufgebracht, vermutlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich so konsequent sein werde.
Morgens um 7 Uhr sollte das Taxi Anna und ihre Tochter abholen und nach Pattaya bringen. Es war merkwürdig. In der ganzen Zeit, in der ich in Huahin war, hatte es morgens nicht geregnet, aber genau an diesem Tag regnete es. Unsere traurige Stimmung wurde somit perfekt vom tristen Wetter eingefangen.
Abends fühlte ich mich schrecklich alleine. Das Haus war leer, es herrschte kein Leben mehr. Anna und ihre Tochter waren weg und das Kapitel Huahin schloss sich langsam. Irgendwie wollte ich es nicht so recht wahrhaben, was alles in so kurzer Zeit passiert ist. Ich lief ständig um den Pool herum, immer und immer wieder. Ich musste meinen Kopf frei bekommen und deshalb ging ich in die Bar, um meinen Kumpel Paul zu besuchen.
Auf dem Rückweg mit dem Roller passierte etwas eigenartiges. Da in der Gegend um den Black Mountain einige Seen waren, war auch der ein oder andere Frosch auf der Straße. Aber an diesem Abend war auf den letzten Kilometer zum Haus die Luft voll von Insekten. So viele Insekten habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Es waren Millionen über Millionen von Insekten in der Luft. Die Straßen waren voll von Fröschen. Für mich war diese Szenerie gerade an diesem Tag total gruselig.
Am nächsten Morgen war der Spuk komischerweise vorbei.
Ganz loslassen konnte ich irgendwie doch nicht und im Haus fühlte ich mich schrecklich unwohl. Deshalb beschlossen wir, dass wir die letzten 3 Tage bis zum Abflug noch in Pattaya zusammen verbringen würden.
Abschied in Pattaya
In Pattaya in ihrem Zimmer angekommen, nahm ich einen bekannten Geruch wahr. Anna erzählte mir, dass ihre Tochter gestern Nacht ins Bett gemacht hatte. Da ich es schon gewohnt war und nicht in dem vollgepissten Bett schlafen wollte, habe ich das Laken gewechselt und das Bett gereinigt.
Ich war von dem Zustand des Zimmers erschrocken. Es war total heruntergekommen, feucht und gammelig. In mir kam Mitleid auf. Annas Gesicht war von der Enttäuschung gezeichnet.
Anna hatte mir in Huahin erzählt, dass sie als Freelancer nicht jeden Tag einen Kunden hat. Manchmal - insbesondere in der Offseason - hat sie manchmal nur alle 2 oder 3 Tage einen Kunden und wenig Geld. Im Schnitt bekommt sie pro Kunde 1500 THB, manchmal auch nur 1000 THB. Sie würde dann stundenlang Nachrichten von Thaifriendly abarbeiten, auf 100 Nachrichten kommt circa ein Kunde. Ich stellte mir vor, welch erbärmliches Leben dies ist, stundenlang in einem versifften Zimmer zu hocken und zu warten, dass man sich für 1500 THB von einem Fremden vögeln lassen kann.
Aber gerade, weil sie eine Familie wollte, ein Zuhause für ihre Tochter, einen Ehemann, der sie wirklich liebt, kann ich umso weniger verstehen, dass sie sich so wenig Mühe gegeben hat, trotz häufiger Warnungen meinerseits.
Wir machten noch zwei Ausflüge. Der eine Ausflug ging zum Floating Market und am letzten Tag besuchten wir den Wasserpark Ramayana Wasserpark. Einen interessanten Moment gab es. Als ich am rutschen war und das Handy bei Anna lag, rief mich Bella (die Frau von Fabrizio an). Anna war total eifersüchtig und bockig. Ich erklärte ihr, dass ich Bella beim Billard spielen kennen gelernt habe und sie einen italienischen Mann hat und die beiden auf Phuket leben. Aber innerlich musste ich auch schmunzeln, da war sie getroffen, aber selbst hatte sie mich ständig betrügt, welche Doppelmoral.
In ihrem Zimmer packte ich den letzten Sachen zusammen und wir bestellten ein Taxi, welches mich zum Flughafen bringen sollte. Wir verabschiedeten uns mit einer herzlichen Umarmung und sie sagte mir, dass sie mich wirklich lieben würden und noch nie einen Mann so sehr geliebt hat wie mich.
Auf der Fahrt zum Flughafen kamen mir viele Zweifel. Mein Freund Horst riet mir, dass ich doch besser in Thailand bleiben sollte, zu Hause würde mich nur das völlige Chaos erwarten. Ich war ständig am hin und her überlegen. Was ist richtig, was ist falsch, ich wusste es nicht. Aber letzten Endes war es einfach so, dass es mit Anna einfach nicht passte. Ich war müde und ich war es leid, dass ich immer und immer das Gleiche sagen musste und nichts passiert.
Angekommen am Flughafen war ich sehr zögerlich. Mehrmals legte ich das Gepäck auf das Selfcheckin Gepäckband und nahm es wieder herunter. Die Zeit drängte schon, aber am Ende konnte ich nicht mehr zurück.
Der Cousin meiner Ehefrau zog einen Tag vor meiner Ankunft wieder aus.
Anruf Tante Nu
Zwischenzeitlich schrieb ich immer mal mit Tante Nu, aber ich erzähle ihr nie von den massiven Problemen zwischen Anna und mir, rückblickend war dies ein Fehler. Einige Tage nach meiner Ankunft fragte sie, ob wir denn glücklich sind und uns gut in Huahin eingelebt hätte.
Anscheinend hatte Anna ihr gar nicht erzählt, dass ich nicht mehr in Thailand bin. Ich erzählte Tante Nu die ganze Geschichte und sie stimmt mir in allen Punkten zu. Sie sagte, ich soll Anna auf gar keinen Fall Geld schicken, sie würde es nur für unnützliche Dinge verplempern.
Außerdem sei Anna sehr stur und eine extrem schmutzige Frau. Deshalb hatte sie mit Anna, bevor ich nach Thailand gekommen bin, gesprochen, um ihr den Kopf zu richten. Außerdem sagte sie, dass Anna im Dorf kein gutes Ansehen hat und dafür bekannt sei, sehr oft zu lügen. Sie drückte ihr Verständnis aus und sagte mir, dass sie meine Entscheidung absolut nachvollziehen kann und es ihr leid tut, dass die Dinge sich so entwickelt haben.
Ich sollte Anna schnell vergessen und mir eine seriöse Frau suchen.
Fazit
Der Hauptgrund, warum ich das Erlebte runtergeschrieben habe ist, dass ich tatsächlich Probleme hatte alles zu verarbeiten. Es war nicht nur der Umstand mit Anna, sondern, dass ich ein neues Leben beginnen wollte, ich den Kontakt zu meiner Tochter verloren habe, meine Frau mich seit 5 Jahren betrügt und die ganzen Todesfälle. Tatsächlich hat mir das Niederschreiben große Klarheit in meinem Geiste gebracht. Wenn das Erzählte für den ein oder anderen Leser auch noch interessant war, dann habe ich ja alles richtig gemacht.
Ein weiterer Grund, diese Geschichte niederzuschreiben war auch, dass die Erinnerungen mit der Zeit verblassen, es treten mit fortschreitender Zeit gehäuft Erinnerungslücken ein und irgendwann hat man viele Eckpunkte vergessen. Viele Menschen fangen dann an zu romantisieren und trauern dieser Zeit hinterher. Ich wollte aber mit diesem Lebenskapitel abschließen und ich glaube es ist mir auch ganz gut hiermit gelungen.
Schwer fiel mir auch, das Verhalten von Anna einzuordnen. Ich glaube, man kann einfach sagen, dass sie psychologisch gestört ist. Anders kann ich mir dieses Verhalten nicht erklären. Auf der einen Seite extreme Dankbarkeit und Nähe, auf der anderen Seite absolutes Desinteresse, mir und ihrer eigenen Tochter gegenüber.
Weder von der finanziellen Seite, noch von der emotionalen Seite lässt sich ihr Verhalten halbwegs rational erklären.
Bevor ich diese Reise angetreten habe, habe ich meinem Freund im Oktober 2022 noch vor die Gefahren des sich verliebens gewarnt, da ich viele Geschichten in diese Richtung gelesen habe und bis auf wenige Ausnahmen sind diese Geschichten traurig ausgegangen. Bin ich deshalb in eine Falle getappt? Nein, weil ich mir des Risikos bewusst war und ich es aber dennoch probieren wollte.
Ich bereue auch nichts, klar hat es Geld gekostet und auch emotional hat es mich sehr belastet. Hätte ich es aber nicht getan, hätte ich nie herausgefunden, dass meine Ehefrau mich seit langem betrügt, und ich hätte so oder so gelitten.
Außerdem habe ich eine Menge über mich selbst gelernt und einige meiner Schwächen wurden mir bewusster. Viele von uns wurden in der Kindheit von Disney Filmen stark geprägt. Der Prinz heiratet die arme Schneiderin. Dies hat leider nichts mit der Realität zu tun und funktioniert in den meisten Fällen leider nicht langfristig. Eine Beziehung sollte einigermaßen auf Augenhöhe sein und das idealerweise in allen Belangen. Dies ist auch der Grund, warum sich unterschiedliche Gesellschaftsschichten nur selten vermischen.
Des Weiteren ist mir bewusst geworden, dass ich viel zu gutmütig bin. Ich weiß zwar, was ich möchte, wenn jedoch Personen meine Werte verletzen, warte ich viel zu lange, bis ich konsequent bin. Darüber hinaus sollte ich mich emotional nicht zu sehr an andere Menschen binden, weil es mich zu verletzlich und angreifbar macht. Eine gewisse Nüchternheit tut mir da gut.
Ist dies eine ganz gewöhnliche Geschichte, wie man sie schon so oft gelesen hat? Ja und Nein, viele Verhaltensmustern von Anna findet man auch in anderen Geschichten wieder. Dies lässt vielleicht den Schluss zu, dass viele Frauen aus diesem Gewerbe auch eine spezielle Lebenseinstellung haben, einen sehr schweren Background oder gar psychische Probleme.
Darüber hinaus sind wenige Erfahrungsberichte so detailliert niedergeschrieben worden und viele Ereignisse um die eigentliche Beziehung zu Anna sind schon sehr speziell. Mir war es wichtig, den Leser mitzunehmen, sodass er das emotionale Hoch und Tief miterleben konnte, welches ich durchgemacht habe. Auch um zu verstehen, warum gewisse Entscheidungen so getroffen wurden, wie sie nun einmal getroffen wurden und welchen Leidensdruck ich durchleben musste.
Mich hatte auch immer sehr gewundert, warum Annas Expartner oder auch die Kindsgroßeltern sie mieden wie der Teufel das Weihwasser. Jetzt weiß ich es.
Was hätte ich anders machen sollen?
Über diesen langen Zeitraum sind in der Rückschau einige massive Fehler passiert. Ein Hauptfehler war, dass wir die Tochter geholt haben. Die Kindsgroßeltern waren zwar nicht perfekt, aber sie haben sich viel besser um Model gekümmert, als es die ganze Zeit über in Huahin der Fall war, geschweige denn jetzt. Dazu komme ich aber später noch.
Nach wie vor bin ich froh, dass ich Anna kennengelernt habe und auch, dass meine Frau es rausbekommen hat. Die Beziehung war eh am Ende und irgendwann wäre meine Frau von ihrem Cousin schwanger geworden und ich hätte weitere Lebensjahre vergeudet. Auch bin ich der Meinung, dass Anna eine zweite Chance verdient hatte, nachdem sie trotzdem weiterhin bei Thaifriendly im November 2022 aktiv war. Aber eine dritte Chance hatte sie nicht verdient. Als sie in der Lobby auf mich wartete, hätte ich mit ihr abschließen müssen. Es wäre mir in dem Moment leichter gefallen und hätte mich vor vielen weiteren Enttäuschungen bewahrt. Außerdem wäre es für Anna ein gutes Learning gewesen, falls sie dies angenommen hätte.
Spätestens in Huahin, als ich merkte, es geht komplett in die falsche Richtung, hätte ich die Reißleine ziehen müssen. Nachdem ich ihr schriftlich mitgeteilt hatte, was ich erwarte, hätte ich ihr auch eine Frist setzen müssen und ganz klar die Konsequenz aufzeigen müssen, dass sie sonst das Haus verlassen muss. Ich bin mir sicher, dass dies nichts gebracht hätte, aber dann hätte ich sie gehen lassen sollen und Platz geschaffen für eine Partnerin, die vielleicht zu schätzen weiß, was ich ihr zu bieten habe. Leider habe ich den Ärger gescheut und wollte auch nicht so richtig wahrhaben, dass mein Projekt eine neue Familie zu haben scheiterte.
Wäre ich Konsequent gewesen, dann säße ich jetzt noch in der Sonne und am Pool und würde mein Leben genießen. Ich bin auch nachdem alles niedergeschrieben wurde und alles habe Revue passieren lassen überzeugt, dass ich in der Beziehung keine gravierenden Fehler gemacht habe
Aktuelle Situation Mark
Der ein oder andere fragt sich vielleicht, wie denn meine aktuelle Situation ist. Kurz gesagt, es ist nicht so toll. Nach wie vor bin ich noch mit meiner Ehefrau verheiratet, ich schlafe im Zimmer meiner Tochter. Das uneheliche Kind ist auf die Welt gekommen und wir haben uns über die letzten Monate sehr oft gestritten. Erst seit 2 Monaten ist etwas Ruhe eingekehrt und wir leben aneinander vorbei. So richtig wohl fühle ich mich zu Hause natürlich nicht, weil fast täglich entweder der Cousin oder aber die Oma, oft sogar beide, zu besuch sind.
Für meine Zukunft ist wichtig, dass ich Planungssicherheit habe und diese wollte ich mir mit dem Elitevisum (20 Jahre) erkaufen. Mich stört bei vielen Visaarten einfach, dass ich nicht für die nächsten 10 Jahre planen kann, auf wenige Jahre beschränkt bin oder mir die Wiedereinreise genehmigen lassen muss. Leider wurde mein Elitevisum abgelehnt, da ich das Bildungsvisum zwar beantragt hatte. Dass ich das Bildungsvisum nie in Anspruch genommen oder gar abgeholt habe, interessierte nicht.
Jedoch habe ich einen Weg gefunden, wie ich wohl die nächsten 3 Jahre in Thailand überbrücken kann, sodass ich später erneut versuche, das Elite Visum zu dem viel höheren Preis zu erhalten. Die finale Entscheidung dazu ist jedoch noch nicht gefallen.
Aktuelle Situation Anna
Kurze Zeit nach meiner Rückkehr in Deutschland schrieben mich die Kindsgroßmutter an und fragten, ob ich denn noch mit Anna zusammen sei, denn sie hätte erfahren, dass Anna wieder in Pattaya ist. Ich habe darauf nicht geantwortet. Anna machte eine riesige Szene und sagte mir, dass die Großmutter versucht, die Tochter wieder zurückzubekommen.
In der Anfangszeit hatte Anna in einer Bar gearbeitet, jetzt ist sie wieder als Freelancerin tätig. Ihre Tochter hat sie bei einer Nanny abgeschoben. Diese spielt aber auch nur die ganze Zeit am Handy und kümmert sich überhaupt nicht um die zu beaufsichtigenden Kinder.
In der Anfangszeit holte Anna die Tochter noch öfter zu sich, jetzt zunehmend weniger. Mein Gefühl sagt mir, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Tochter wieder bei den Großeltern ablädt. Spätestens, wenn die Hauptsaison vorbei ist, die Kosten wird sie kaum alleine tragen können.
Die großen Probleme kommen aber noch, Anna hat massiv an Attraktivität verloren durch weitere 10 Kilogramm. In 3 oder 4 Jahren wird es ihr schwer fallen, noch ausreichend Kundschaft zu finden. Die Kosten steigen ja bekanntlich auch, umso älter das Kind wird.
Mir tut die Tochter leid, welche Zukunft soll so ein Kind haben, dass unter solchen Umständen aufwächst. Welchen Berufsweg sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einschlagen wird, ist jetzt schon absehbar.
Für Anna war dies eine große Chance auf ein gutes und geregeltes Leben.
Die Suche nach einem Mann, der über eine derart bemerkenswerte Geduld verfügt, dass er bereit ist, ihre Makel (Aussehen, zwei Kinder, begrenzte Bildung, Faulheit) zu akzeptieren, der nicht zu alt ist und vor allem standortunabhängig und finanziell unabhängig ist, wird äußerst schwierig werden.
Eine letzte verrückte Geschichte
Vor einigen Jahren hatte ich aus einem Notverkauf eine Wohnung von einem labilen Kurden erworben. Er war der Meinung, dass ich ihn betrogen hatte. Deshalb erstattete er Strafanzeige, aber das Verfahren wurde nicht ausgerollt, da es auf der Hand lag, dass alles korrekt abgelaufen ist. Auch ein zivilrechtlicher wurde von seinem Verteidiger eingestellt. Nachdem er auf diesem Wege nicht weiter gekommen ist, drohte er mir auf allen Kanälen, dass er mir “den Kopf abschneiden” werde, sobald er mich in die Finger bekommt. Da er in der Vergangenheit wegen schwerer Körperverletzung einsaß, habe ich natürlich vor solch einer Aussage einen gewissen Respekt.
Ende September rief mich mein Notar an, der die Wohnung beurkundet hatte und sagte mir, dass der Kurde sich nach meinem neuen Wohnort erkundigt hatte. Ihm waren die Probleme bekannt, sodass seine Mitteilung als Warnung zu verstehen war. Natürlich hatte er keine Daten weitergegeben.
Am 4.10.2023 kam ich spätabends nach einer Shoppingtour mit meiner Ehefrau und meiner Tochter zurück nach Hause, als ich plötzlich eine Vollbremsung auf dem Schotterstreifen vor meinem Haus vernahm. Zuerst ging ich davon aus, dass jemand einem anderen Auto ausgewichen ist. Plötzlich klingelte es an unserer Haustür. Ich fragte durch die Tür, wer wenn da ist. Es kam keine Antwort.
Plötzlich schlug jemand wie wild gegen die Tür, es klingelte im Sturm, ich hörte Stimmen. Mich packte die Angst, ich dachte der Kurde hatte uns aufgelauert, deshalb die Vollbremsung. Jetzt bin ich dran und er löst sein Versprechen ein. Ich nahm meine Tochter und versteckte sie im Kinderzimmer, sie verschloss die Tür von innen. Schnell bin ich in mein Büro gegangen und holte die große Dose Pfefferspray. Die Carporttür mit Zugang zu meiner Terrasse ging auf. Die Gartenstühle wurden durch die Gegend geschmissen. Jemand trat wie wild gegen die Terrassentür. Meine Ehefrau war noch unten, deshalb beeilte ich mich. Plötzlich steht ihr Cousin in meinem Wohnzimmer.
Ich fragte ihn, was denn dieses Verhalten soll und er schrie mich an, dass die Spülmaschine schon seit 2 Tagen kaputt sei und ich diese reparieren habe. Mein Geduld war am Ende und ich war kurz davor ihm eins über die Mütze zu hauen oder ihm die Ladung Pfefferspray ins Gesicht zu sprühen. Sollte er noch ein Wort sagen, warnte ich ihn, haue ich ihm eins auf Maul. Daraufhin ging er zu Boden und machte einen Koutou und ging dann endlich.
3 Tage später rief uns seine Mutter an, ihr Sohn sei verschwunden. Da er schon mehrmals angekündigt hat, dass er Selbstmord begehen wollte sind wir vom schlimmsten ausgegangen. Wir verständigten die Polizei.
Nach einem weiteren Tag konnten wir ihn ausfindig machen. Er hat in Bielefeld rum randaliert und wurde daraufhin in die Psychiatrie gebracht. Es gab eine einstweilige Verfügung, dass er 5 Punkt fixiert wird und für mindestens einen Monat in der Anstalt bleiben muss.
Als meine Frau ihn fragte, wie es dazu gekommen sei, sagte er, dass sein Stiefvater ihm gewarnt hatte, dass ich eine Bombe in der Spülmaschine platziert hätte um seine Freundin (meine Ehefrau) und sein noch ungeborenes Kind zu töten.
Sein Stiefvater war jedoch schon vor einem halben Jahr verstorben…
... ENDE