AW: Bangkok Girl - Jordan Clark
Vorab: sorry für die Länge dieses Posts, Lektüre freiwillig!
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Ich habe diesen schon vor längere Zeit gesehen und danach etwas recherchiert über den Autor. Zunächst muss man fest halten, dass es sich um selbstgedrehtes und produziertes Erstlingswerk handelt. Das muss noch nichts direkt über die Qualität der Arbeit aussagen. Wer aber die Branche von innen kennt und weiss, wie schwierig es ist, sich zu etablieren, um dann irgendwann an Budgets zu kommen, seien das nun Gelder von TV-Stationen oder wie in Europa öffentliche Fördergelder. Also ist es wichtig, wie und womit sich ein Neuling positioniert. Und da liegt er mit seiner Themenwahl schon mal gar nicht schlecht für westliche Augen und Ohren.
In einer auf Englisch geführten Diskussion in einem Forum hat sich Clark selber zu Wort gemeldet, nicht unsympathisch, hat aber offen zugegeben, dass er den Tod Plas suggeriert hat, ohne in Wirklichkeit zu wissen, was geschah. Die Diskussion wurde, ich glaube mich zu erinnern, ausgelöst durch die Aussage von jemandem der behauptet Pla zu kennen und sie nun glücklich im Ausland verheiratet wissen wollte.
Wie auch immer, der Regisseur hat seinen dramaturgischen Kniff gerechtfertigt mit einer ethischen Haltung, er wollte den Zuschauer emotional stärker berühren und glaubt, dass der Zweck hier die Mittel heiligt, schliesslich geht es um Ausbeutung. Und sollte es im Falle Plas vielleicht auch nicht ganz stimmen, so stimmt es seiner Auffassung nach doch in der Tendenz.
Ich habe das hier frei zitierend aus meiner Erinnerung wiedergegeben, denn zumindest nach meiner kleinen Wieder-Recherche eben, ist sein Statement nicht mehr zu finden. Kann gut sein, dass jetzt wo der Film auch bei imdb (eine der weltweit wichtigesten Datenbanken zu Filmen) aufgeführt ist, der Produzent für die Entfernung gesorgt hat. Könnte sein, würde ich zumindest tun, wenn ich Produzent wäre. Und meinem Regisseur ans Herz legen, solche Dinge künftig für sich zu behalten, um dem Film nicht zu schaden.
Ich will jetzt da nicht näher darauf eingehen, aber es gibt verschiedenste Elemente in dem Film, die in keiner Weise seriösen und professionellen Ansprüchen genügen. Und damit meine ich nicht solche Dinge wie Kameraführung oder ähnliches. Es geht zum Beispiel um Interviewtechniken, die suggestiv sind, es geht um solche "dramaturgischen Tricks" wie Blas wahrscheinlicher Tod, den jeder normale Zuschauer aber wohl als geschehen in Erinnerung behalten wird. Gerade letzteres ist ein absolutes No-Go. Die Glaubwürdigkeit des Filmemachers ist damit gebrochen, und zwar schwerwiegend (vgl Michael Moore)
Insofern gebe ich aber Bundy sehr Recht mit seiner Einschätzung, dass das etwas mit Boulevard-Techniken zu tun hat. Von den lauteren Absichten des Regisseurs bin ich absolut überzeugt. Sein moralisches Engagement ist sicher echt, ebenso seine Empathie für Pla. Insofern unterscheidet er sich natürlich wieder vom kruden Bild-Journalismus. Aber sein handwerkliches Können und seine Ethik als Filmemacher sind fragwürdig bis unprofessionell. Der Film kommt aber, anders als die Bild-Zeitung, mit diesem Anspruch daher.
Das von ihm gesprochene Voice-Over verstärkt für mich diesen Eindruck noch. Mir signalisiert diese betroffene melancholische Stimmführung: hier werde ich etwas erfahren über die emotionale Aufgewühltheit des Autors, aber wenig über die Wahrheit des Protagonisten, Pla in diesem Falle. Hier gibt jemand sein Statement ab, und verfügt nicht über die psychologischen Fähigkeiten die Welt aus der Sicht Plas zu zeigen.
Zum Abschluss einfach noch ein subjektiver Eindruck meinerseits. Wer schon öfters und intensiver Zeit mit Thailänderinnen verbracht hat, vor allem auch in der Vertikalen , wird mir vielleicht beipflichten, dass die vom Clark als Verletzlichkeit etc. interpretierte Haltung Plas in Wirklichkeit auch zunehmende Langeweile und Desinteresse gelesen werden kann. Vielleicht sogar Enttäuschung, dass für ihre Arbeit mit dem Filmemacher nichts dabei rausspringt...? Und als er dann wieder kam, wer weiss, vielleicht hatte Pla einfach keinen Bock mehr, Herrn Clark nochmals "ihr Bangkok" zu zeigen.
Ich zumindest habe den Eindruck, dass der Regisseur ein extrem limitiertes Wissen über Thailand, Asien, Working Girls etc. hat. Gerade da finde ich die Einschätzung von Bundys thailändischer Gefährtin sehr aufschlussreich: "Why we look this shit!?! She lie all the time - you know, I know..." Ich würde diese Aussage einer Thailänderin nicht einfach so vom Tisch wischen wie ein Vorredner hier. Könnte gut sein, dass sie mit ihrer Einschätzung ins Schwarze trifft... Und der Filmemacher Pla genauso auf den Leim geht, wie der 140 Kilo sexy Määän, der es dann doch irgendwo glaubt, dass er der beste war beim Boom Boom Pla ist Asiatin und Pla arbeitet in der Bar, sie wird ein gutes Sensorium dafür haben, was dieser etwas spezielle Customer von ihr will.
Nur damit man mich nicht falsch versteht: Ich habe höchsten Respekt vor Frauen wie Pla, und mein Herz schlägt immer ganz auf der Seite dieser wunderbaren Frauen, ich mache weite Bögen um respektlose Engländer, die sich so aufführen wie der im Film gezeigte, egal woher sie kommen, ich habe keinerlei Grund, schlecht über working girls oder freelancer oder Agogos zu denken, ganz im Gegenteil - Aber ich finde es auch eine versteckte Form von Respektlosigkeit, diese Frauen für die unendlich naiven Opfer zu halten. Sehr oft ist das nur die Projektion unserer kulturellen Wertvorstellungen auf eine sehr viel fremdere Welt als man auf den zweiten Blick denkt.
Plas traurige Geschichte wird es geben irgendwo hier in dieser unglaublichen Stadt Bangkok, zweifellos. Und es wäre besser, wenn dem nicht so wäre. Aber in der Tendenz halte ich die Aussage dieses Films für falsch.
Vorab: sorry für die Länge dieses Posts, Lektüre freiwillig!
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Ich habe diesen schon vor längere Zeit gesehen und danach etwas recherchiert über den Autor. Zunächst muss man fest halten, dass es sich um selbstgedrehtes und produziertes Erstlingswerk handelt. Das muss noch nichts direkt über die Qualität der Arbeit aussagen. Wer aber die Branche von innen kennt und weiss, wie schwierig es ist, sich zu etablieren, um dann irgendwann an Budgets zu kommen, seien das nun Gelder von TV-Stationen oder wie in Europa öffentliche Fördergelder. Also ist es wichtig, wie und womit sich ein Neuling positioniert. Und da liegt er mit seiner Themenwahl schon mal gar nicht schlecht für westliche Augen und Ohren.
In einer auf Englisch geführten Diskussion in einem Forum hat sich Clark selber zu Wort gemeldet, nicht unsympathisch, hat aber offen zugegeben, dass er den Tod Plas suggeriert hat, ohne in Wirklichkeit zu wissen, was geschah. Die Diskussion wurde, ich glaube mich zu erinnern, ausgelöst durch die Aussage von jemandem der behauptet Pla zu kennen und sie nun glücklich im Ausland verheiratet wissen wollte.
Wie auch immer, der Regisseur hat seinen dramaturgischen Kniff gerechtfertigt mit einer ethischen Haltung, er wollte den Zuschauer emotional stärker berühren und glaubt, dass der Zweck hier die Mittel heiligt, schliesslich geht es um Ausbeutung. Und sollte es im Falle Plas vielleicht auch nicht ganz stimmen, so stimmt es seiner Auffassung nach doch in der Tendenz.
Ich habe das hier frei zitierend aus meiner Erinnerung wiedergegeben, denn zumindest nach meiner kleinen Wieder-Recherche eben, ist sein Statement nicht mehr zu finden. Kann gut sein, dass jetzt wo der Film auch bei imdb (eine der weltweit wichtigesten Datenbanken zu Filmen) aufgeführt ist, der Produzent für die Entfernung gesorgt hat. Könnte sein, würde ich zumindest tun, wenn ich Produzent wäre. Und meinem Regisseur ans Herz legen, solche Dinge künftig für sich zu behalten, um dem Film nicht zu schaden.
Ich will jetzt da nicht näher darauf eingehen, aber es gibt verschiedenste Elemente in dem Film, die in keiner Weise seriösen und professionellen Ansprüchen genügen. Und damit meine ich nicht solche Dinge wie Kameraführung oder ähnliches. Es geht zum Beispiel um Interviewtechniken, die suggestiv sind, es geht um solche "dramaturgischen Tricks" wie Blas wahrscheinlicher Tod, den jeder normale Zuschauer aber wohl als geschehen in Erinnerung behalten wird. Gerade letzteres ist ein absolutes No-Go. Die Glaubwürdigkeit des Filmemachers ist damit gebrochen, und zwar schwerwiegend (vgl Michael Moore)
Insofern gebe ich aber Bundy sehr Recht mit seiner Einschätzung, dass das etwas mit Boulevard-Techniken zu tun hat. Von den lauteren Absichten des Regisseurs bin ich absolut überzeugt. Sein moralisches Engagement ist sicher echt, ebenso seine Empathie für Pla. Insofern unterscheidet er sich natürlich wieder vom kruden Bild-Journalismus. Aber sein handwerkliches Können und seine Ethik als Filmemacher sind fragwürdig bis unprofessionell. Der Film kommt aber, anders als die Bild-Zeitung, mit diesem Anspruch daher.
Das von ihm gesprochene Voice-Over verstärkt für mich diesen Eindruck noch. Mir signalisiert diese betroffene melancholische Stimmführung: hier werde ich etwas erfahren über die emotionale Aufgewühltheit des Autors, aber wenig über die Wahrheit des Protagonisten, Pla in diesem Falle. Hier gibt jemand sein Statement ab, und verfügt nicht über die psychologischen Fähigkeiten die Welt aus der Sicht Plas zu zeigen.
Zum Abschluss einfach noch ein subjektiver Eindruck meinerseits. Wer schon öfters und intensiver Zeit mit Thailänderinnen verbracht hat, vor allem auch in der Vertikalen , wird mir vielleicht beipflichten, dass die vom Clark als Verletzlichkeit etc. interpretierte Haltung Plas in Wirklichkeit auch zunehmende Langeweile und Desinteresse gelesen werden kann. Vielleicht sogar Enttäuschung, dass für ihre Arbeit mit dem Filmemacher nichts dabei rausspringt...? Und als er dann wieder kam, wer weiss, vielleicht hatte Pla einfach keinen Bock mehr, Herrn Clark nochmals "ihr Bangkok" zu zeigen.
Ich zumindest habe den Eindruck, dass der Regisseur ein extrem limitiertes Wissen über Thailand, Asien, Working Girls etc. hat. Gerade da finde ich die Einschätzung von Bundys thailändischer Gefährtin sehr aufschlussreich: "Why we look this shit!?! She lie all the time - you know, I know..." Ich würde diese Aussage einer Thailänderin nicht einfach so vom Tisch wischen wie ein Vorredner hier. Könnte gut sein, dass sie mit ihrer Einschätzung ins Schwarze trifft... Und der Filmemacher Pla genauso auf den Leim geht, wie der 140 Kilo sexy Määän, der es dann doch irgendwo glaubt, dass er der beste war beim Boom Boom Pla ist Asiatin und Pla arbeitet in der Bar, sie wird ein gutes Sensorium dafür haben, was dieser etwas spezielle Customer von ihr will.
Nur damit man mich nicht falsch versteht: Ich habe höchsten Respekt vor Frauen wie Pla, und mein Herz schlägt immer ganz auf der Seite dieser wunderbaren Frauen, ich mache weite Bögen um respektlose Engländer, die sich so aufführen wie der im Film gezeigte, egal woher sie kommen, ich habe keinerlei Grund, schlecht über working girls oder freelancer oder Agogos zu denken, ganz im Gegenteil - Aber ich finde es auch eine versteckte Form von Respektlosigkeit, diese Frauen für die unendlich naiven Opfer zu halten. Sehr oft ist das nur die Projektion unserer kulturellen Wertvorstellungen auf eine sehr viel fremdere Welt als man auf den zweiten Blick denkt.
Plas traurige Geschichte wird es geben irgendwo hier in dieser unglaublichen Stadt Bangkok, zweifellos. Und es wäre besser, wenn dem nicht so wäre. Aber in der Tendenz halte ich die Aussage dieses Films für falsch.