Der nächste Tag.
Eine Mauer. Ungarn und Bulgarien haben eine. Donald will, Erich hatte eine. Ich habe manchmal eine im Kopf. Wir brauchen eine?
Die Chinesen haben ihre Mauer schon lange. Sie sollte das chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen. Mit ihrem Bau wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen. Sie erstreckt sich nach neuesten Erhebungen über 21.196,18 Kilometer. Ich will diese Mauer sehen. Auch wenn ich bereits ein Fazit vorwegnehme, alleine dafür hat sich die Reise nach Peking gelohnt.
Nun muss ich gestehen, ich habe vergessen, welchen Teil der Mauer ich besucht habe. In der Regel stehen Badaling, 70 km nordwestlich von Peking und Mutianyu zur Wahl. Ich vermute, es war Badaling.
In einem „Gemischtwarenladen“ mitten auf der Einkaufsstrasse Wangfujing, unmittelbar vom Hilton Hotel entfernt, buchte ich meinen Tagesausflug mit Abholung vom Hotel und zur Hälfte des Preises, den der freundliche Herr im Hotel mir genannt hatte. Ein Schnäppchen. Allerdings beschäftigte mich seine Warnung, ich solle auf keine Fall den Preis vor Ende der Reise zahlen und der Hinweis auf eine möglicherweise fehlende Lizenz, noch eine Weile.
Pünktlich
um 7:30 erfolgte die Abholung im Hotel. Die Fahrt im Minibus führte uns zunächst in eine Jadefabrik. Willensstark wie ich nun einmal bin, konnte ich mich allen Verkaufsoffensiven widersetzen, erfreute mich am Warenangebot und schaute den lustigen Schnäppchenjägern aus aller Herren Länder bei ihren Verhandlungen und Abschlüssen zu.
Kurz vor Abfahrt gab es dann weder Verhandlungen für mich, noch konnte mir meine unglaubliche Willensstärke weiterhelfen. Ich möge doch den Fahrtpreis zahlen und zwar voll und sofort, wurde ich deutlich aufgefordert. Der Hinweis auf den freundlichen Herrn im Hotel und seine Warnung, eröffnete mir die Alternative auf der Stelle den Ausflug abzubrechen und mich für den Rest des Tages mit Jade einzudecken, ohne die Mauer gesehen zu haben. Ich sah ein, dass die widerstreitenden Interessen nicht übereinkommen werden. Gab auf, zahlte, stieg ein und strich gedanklich jegliches Trinkgeld.
Weiter ging die wilde Fahrt durch China. Hatte man die Stadt verlassen, sogar über freie und gut ausgebaute Straßen und durch interessante Landschaften.
Hoppla, hatte da nicht jemand am Straßenrand gewunken? War das nicht? Na klar. Auwei, Polizei. Den Streifenwagen hinter sich, entschloss sich unser Fahrer nun doch anzuhalten. Es folgte eine recht einseitige Kommunikation auf Chinesisch zwischen Staatsmacht und Bürger, der wir alle gespannt folgten. Mehrfach wurde mit dem Finger auf uns gezeigt. Meinen Ausweis hatte ich dabei und nichts unterschreiben, was du nicht lesen kannst, sagte ich mir.
Schließlich erfuhren auch wir was passiert war. Der Bus hatte keine Lizenz. Ohne Lizenz, keine Betriebserlaubnis mit der Folge der sofortigen Stilllegung. Na toll, aber auch nicht anders als bei uns. Also zumindest nachvollziehbar. Und die Mauer? Nach 2 Stunden hatte der Reiseführer dann einen Bus mit Lizenz organisiert, die Reise konnte weitergehen. Trinkgeld hatte ich ja schon gestrichen.