[FONT="]Hunger hat sie schon wieder, sie will Fisch. Da gäbe es viele Möglichkeiten, aber weil es gerade schräg gegenüber der Strandpromenade liegt, schlendern wir ins Mabs.
[/FONT] [FONT="]Auf dem kurzen Weg erkläre ich ihr, dass die Terrasse des Mabs als Kontaktbörse für Gringos und der Putaria funktioniert, die Küche aber ausgezeichnet sei.
[/FONT] [FONT="]Ein Imbiss oder eine Promenadenbarracke wäre mir zu schäbig, ein Spitzenlokal, nun ja, wie soll ich sagen, angemessene Perlen für eine echte Prinzessin vielleicht, aber in ihrem Fall auch irgendwie Perlen für die nubische Sau.
[/FONT] [FONT="]Normalerweise suche ich mir irgendwo einen Platz am Rand, zur besseren Übersicht und sozusagen um möglichst nach am Notausgang zu sitzen. Zum Essen, was ich damals eher selten machte, gehe ich in das Lokal hinein. Sonst findet man keine Ruhe, isst man alleine, bleibt man das nicht lange und es setzen sich bald ein eine oder mehrere Schwutten dazu. Hat man Begleitung, bestellt man (ich zumindest) keine Hauptgerichte, weils im Imbiss um die Ecke wesentlich günstiger ist, und im Prinzip egal, wo sie ihr Reis-und-Bohnen-Frass zu sich nimm.
[/FONT] [FONT="]Aber ihr, diesem ungeschliffenen Diamanten, will etwas bieten, etwas zeigen, auch meine Wertschätzung, so nehmen wir den uns angebotenen Platz in der Mitte der Terrasse.
[/FONT] [FONT="]Der Oberkellner, der seit dem ersten Besuch vor Jahren so tut, als wäre er ein Freund, riecht den Braten, schubst den für diesen Tisch eigentlich zuständigen Pinguin zur Seite und übernimmt das Beratungsgespräch höchtpersönlich. Er spürt, diesen Gringo will heute Geld ausgeben![/FONT]
[FONT="]Er weiss genau, sie, dieses Mädchen, wurde nicht von den Palmen der Zona Sul gepflückt, ist keine typische Copacabana-Schwutte, auch wenn sie eine Schwutte ist, wenn auch blutjung, formbar, frisch, vielleicht etwas kindlich und naiv, und aus irgendeiner Müllhalde der Ghettos aus dem Norden der Stadt gezogen, die ist etwas ganz besonderes, sie ist „anders“, und sei es nur die Meinung ihres Sponsors, also meine. [/FONT]
[FONT="]Er empfiehlt Paella. Barbara hat keinen Peil, um was es sich dabei handelt. Aber Reis und Meeresfrüchte, das klingt nach ihrem Geschmack. Als die Riesenpfanne kommt, fragt sie sich innerlich bestimmt, warum die Bohnen fehlen ... die Portion, die Gerichte in Restaurants sind fast grundsätzlich für zwei Personen ausgelegt, soll 60 Reais kosten. Ein stolzer Preis, und wenn man ihn in Relation zu ihren Einnahmequellen setzt, erst recht. Dafür muss sie im worst case für vier Kunden zwei Stunden Programa machen, sich vögeln lassen, Schwänze blasen, und so unerfahren, naiv und unbekümmert, wie sie ist, macht sie mindestens letzteres auch bei den anderen Freiern blank und wird nicht nur mein Sperma schlucken. Zuzüglich der Akquisezeit im Barbereich, wobei sie bei meinen Stippvisiten nie lange auf Interessenten warten musste.[/FONT]
[FONT="]Normalerweise hätte ich bereits ein zerknischtes Gesicht aufgelegt, aber heute ist mir alles egal. Vorher gibt es einen grünen Salat (für unglaublich unverschämte 25 Reais) und ich lasse mir noch einen, wie nicht anders erwartet, fürchterlichen Riesling aus Santa Catarina aufschwatzen. Zur Krönung gibt es Eis.[/FONT]
[FONT="]Immerhin, Barbara kann sich benehmen. Mit einigen Ghetto-Brasilianerinnen verlaufen derartige Experimente peinlich.[/FONT]
[FONT="]Da sitzt sie mir nun gegenüber, meine nubische Prinzessin, 90 % nackt, im String und einem Faden, der die Nippel ihrer kaum handgrossen, aber wohl geformten, leicht nach oben gerichteten Tittchen bedeckt, mindestens grenzwertig, selbst im Mabs auf der Terrasse, aber niemand scheint zu reklamieren. [/FONT]
[FONT="]Ich lasse die Rechnung kommen, 136 Reais, 10 % eigentlich freiwillig zu entrichtendes Trinkgeld bereits eingerechnet. Das zeigt sich mal wieder die Schizophrenie, meine sonstige Knauserigkeit ist durch solche Momente des Geldverprassens begründet, zugleich werden derartige Exzesse ab und an gefördert, weil ich ja sonst auf den Pfennig achte.[/FONT]
[FONT="]Ich runde grosskotzig auf 150 Reais auf. Seit diesem Moment bin ich offenbar wirklich der beste Freund des Oberkellners.[/FONT]
[FONT="]Beschwingt laufen wir zur Busstation. Der Ausflug hat Barbara augenscheinlich sehr gefallen. Sie bittet um 20 Reais, als Sicherheit, falls wir uns verlieren sollten. Wenn auch innerlich kopfschüttelnd, leiste ich ihrer Bitte widerstandslos Folge. Der Geizhals wird das später mit dem Salär verrechnen.[/FONT]
[FONT="]In der Nacht lernen wir uns etwas näher kennen. Sie plaudert erstmals Details aus ihrem Leben und der Vergangenheit, gesteht, oder vielmehr behauptet, sie würde mich sehr mögen. Ich spüre, dass sie schwindelt, aber will es trotzdem glauben.[/FONT]
[FONT="]Die Wahrheit ist, endlich nähere ich mich dem Level, auf dem ich sie zu haben gedachte. Mit Potential zum Ausbau. Anders, als ihre Vorgängerin aus dem äussersten Westen der Stadt, anders als Vanessa von der Ilha Governador, anders als alle vorherigen Favelamädchen und anders als alle, die noch folgen sollten, letztendlich aber doch letzlich lediglich Ersatz für meine „Namorada“ aus Sepetiba, ein neues Spielzeug eben.[/FONT]
[FONT="]In Deutschland, was sollte ich in meiner Heimat mit ihr anstellen? Sollte ich sie, während ich mein Brot verdiene, in die Kiste stecken, und diese, bevor ich das Haus verlasse, zurück an den angestammten Platz unter das Ehebett schieben? Das Anforderungsprofil eines Zuhälters besitze ich nicht, sonst verfolgte ich vielleicht eine andere Strategie.[/FONT]
[FONT="]Aber endlich gab sie mir das, was ich auch hätte für 15 Reais haben könnte, aber dann eben nur in einen engen Zeitrahmen auf maximal 30 Minuten abgesteckt, in schäbiger Umgebung, in der man völlig zurecht befürchten muss, sich jede auf diesem Planeten existente Krankheit einzufangen, in einem stickigen und engen Kabuff und einer Pritsche, die nur einen begrenzten Rahmen an Aktivitäten zugelassen hatte. Jetzt hatten wir Platz, Klimaanlage, ein geräumiges Badezimmer, und vor allem Zeit, wenn sie diese Nacht Müdigkeit oder sonstige Gebrechen vorgetäuscht hätte, wäre es mir egal gewesen, diese Nacht ist sie meins, gehört mir, muss nach meiner Flöte tanzen und ich muss nicht mal pfeifen, scheinbar versteht sich das auch für sie von selbst.[/FONT][FONT="]
Vieles hatte ich richtig gemacht, bin meinen Weg gegangen, andere beschreiten abweichende und vielleicht zielführendere Pfade, aber auch mit meiner Vorgehensweise hatte ich das Ziel erreicht, aber doch den falschen Ansatz gefunden, denn ich sah es nur als eine Etappe. Statt es mit der Nacht zu belassen, einzusehen, dass mir diese nubische Prinzessin alles gegeben hatte, was sie in der Lage war (mir) zu geben, zu kapieren, dass sie sich nicht in mich verlieben KANN, aufgrund meines Alters, meines Aussehens, meines Charakter oder meiner Herkunft, oder deshalb, weil sie nicht in der Lage ist, sich überhaupt in irgendjemanden zu verlieben, sei es, weil sie narzistisch nur sich selber liebt oder aus einem anderen Grund, Traumatisierung beipielsweise.[/FONT]
[FONT="]Stattdessen will ich meinen Leitstern nicht verlieren, noch mehr Besitz ergreifen. Unerträglich, dass sie sich nicht verlieben will, als könnte man das erzwingen. Die eindeutigen Zeichen, das Kapitel besser zu beenden, werden von meiner Seite ignoriert.[/FONT]
[FONT="]Nach zunächst harmonischem Verlauf des Morgens wird Barbara plötzlich ungemütlich und hektisch. [/FONT]
[FONT="]Sie müsse arbeiten und ich solle ihr bitte eine Tasche kaufen. Sie bräuchte dringend eine große Tasche. Aha. Das war mir neu, auch wenn sie bei unserer Einkaufstour nach einer Tasche schaute.[/FONT]
[FONT="]Ich lege 80 Reais auf den Tisch, verabschiede mich von Barbara, die ausgiebig duscht.[/FONT]
[FONT="]„Und das Geld?“, fragte sie.[/FONT][FONT="]“[/FONT]
[FONT="]„Liegt auf dem Tisch!“
[/FONT] [FONT="]„Wie viel?“
[/FONT] [FONT="]„80.“
[/FONT] [FONT="]„Wir hatten aber 100 ausgemacht!“
[/FONT] [FONT="]„Stimmt! Gestern 20 an der Bushaltestelle und jetzt die restlichen 80.“[/FONT]
[FONT="]In Wahrheit hatten wir gar keine Pauschale vereinbart, ENTGEGEN meiner normalerweise strikt eingehaltenen Philosophie war ich dennoch bereit, ihr Geld zu geben. Für sie aber offensichtlich eine Selbstverständlichkeit, ein Muss.[/FONT]
[FONT="]„Kann ich das Motelzimmer ohne Probleme verlassen?“[/FONT]
[FONT="]„Ja, ich zahle jetzt gleich die Rechnung und gebe unten Bescheid.“[/FONT]
[FONT="]Die Fixierung auf „meine“ nubische Prinzessin war mir damals gar nicht bewusst. Ich bin in die Geschichte irgendwie hineingeschlittert, so, wie das immer irgendwie passiert, und war nicht in der Lage, die Position der Vogelperspektive einzunehmen. Eigentlich tanzte ich auf drei Hochzeiten gleichzeitig. Meine „Namorada“ in Sepetiba wartete auf mich und war auch für mich noch nicht endgültig abgeschrieben. Ausserdem hatte ich eigentlich vor, den benachbarten Bundesstaat Espirito Santo eine erstmaligen Besuch abzustatten, eine Reise, die schon eine ganze Weile auf meinem Zettel stand, aber immer irgendwas dazwischen kam.[/FONT]
[FONT="]Ich nahm meine Sachen, ging zur Rezeption, zahlte die Rechnung, stieg in den Bus in Richtung Sepetiba. Der Empfang ist nicht gerade von Begeisterung geprägt, die Stimmung ist bedrückt. Heute hatte ich auch keine Schokoladentorte mitgebracht. Man hätte sich Sorgen gemacht, eigentlich hatte man meine Rückkehr bereits am gestrigen Abend erwartet. Ich lobte die frisch frisierten Haare, aber das Kompliment wurde nur skeptisch und sogar etwas gelangweilt zur Kenntnis genommen. Die verständliche und sogar verständnisvolle Reaktion der Familie nahm ich zum Anlass, noch weniger Lust zu verspüren, in Sepetiba zu bleiben. Die angedachte Reise nach Vitória (Hauptstadt des Bundesstaates Espirito Santo) diente nur als Vorwand.[/FONT]
[FONT="]Ich packe meine Koffer, stecke meiner „Namorada“ diskret 200 Reais in die Handtasche, verrate nur, dass sie dort eine Kleinigkeit finden würde. In etwa einer Woche käme ich zurück. Jeder spürt wahrscheinlich, dass ich lüge.[/FONT]