Kommunist Buddha
Letzte Vorbereitungen
Mir kommt plötzlich eine Idee. Vielleicht können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. In der absoluten Unberechenbarkeit des Lebens wurden es mehr als zwei, von den unerwarteten später mehr. Also frage ich unseren Stasimetzger einfach mal ins Blaue:
„Wie ich dich kenne, willste bestimmt nicht die ganze Nacht mit einer Susi verbringen, stimmts?“
„Wo kämen wir denn da hin! Ein, zwei Stunden, falls der Schnarchsack einverstanden ist.“
antwortet der Stasi Fan ganz in meinem Sinne. Hans weiß noch nicht, wie er darauf reagieren soll.
„Na komm Hans. Das muss ja mal drin sein. Gehst halt in der Zeit mit uns ein Bier in angenehmer Gesellschaft trinken“
stürzen sich die anderen in froher Erwartung auf ihn. Der lässt sich überreden, nicht ganz ohne ein fernes Leuchten in seinen Augen, wegen der Erinnerungen an die letzten zwei Abende.
Wir wissen nun, dass wir nur noch an den Feinheiten unseres gemeinen Planes für die „Stasi“ arbeiten müssen.
Zwischendurch übersetze ich alles für meine Holde ins Englische. Sie spricht nämlich kein Wort Deutsch. Sie lebt schon seit über zwei Jahren mit mir in Saudi Arabien. Unsere Nachbarn und Freunde dort kommen aus aller Herren Länder. Da bietet sich automatisch eine einzige Sprache zur Verständigung an. Englisch. Meine Muttersprache wäre dort reine Verschwendung für sie. Dafür hat sich ihr typisch sprachlich unvollkommenes Thai-Schulenglisch, das hauptsächlich aus Schreib- und Stumm-Leseübungen besteht, in Rekordzeit so verbessert, dass sie schon nach einem halben Jahr nicht mehr in thailändisch vordenken musste, sondern spontan in Englisch heraussprudelt. Well, Gentlemen, das hört sich vielversprechend an, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das meiner Gesundheit auf die Dauer gut tut. Durch ihren permanenten Umgang mit nachbarschaftlichen Ehefrauen, darunter manche aus USA oder UK, während Koch- Häkel- Stick- Schneider- Kosmetik und Tennisübungen beeindruckte sie schließlich nach zwei Jahren einige Urlaubsbekanntschaften, denen Englisch in die Wiege gelegt wird.
Sie kennt mich gut und merkt bald, wo der Hase lang läuft. Sie wird ganz zappelig, denn die Aussicht auf einen wenigsten mittleren Skandal, hautnah erlebt, ist die Krönung des Sanuk für eine Thailänderin mit Sinn für die Stolpersteine des Lebens.
„Hans, we take care of you tonight. Don’t worry. You will be in good hands. Remember yesterday?“
sagt sie lachend, ohne das der was versteht. Aber ich weiß jetzt, dass sie Feuer und Flamme ist und ausnahmsweise heute mal auf ihr Skandal-Rainbow-Press-Magazin verzichten wird.
„Darauf kannste dir verlassen.“
fügt unser Berliner noch hinzu. Kurz vorher beim gemeinsamen Pinkeln haben wir ein paar Einzelheiten besprochen. Radio freies Berlin setzt nun die Theorie in die Praxis um:
„Tschuldigung, muss dir noch wat sajen. Det kannste eijentlich nich wissen, da ene Thaispezialität.“
wendet er sich an unseren Stasi Fan namens Wilhelm. Der ist froh, dass wir alle so nett zu ihm sind, die Sache mit dem Zimmer als temporär sturmfreie Bude geregelt haben und ist deshalb bereit, auch mal einen Rat anzunehmen. Er nickt wohlwollend.
„Ja stimmt!“ mischt sich die Bundesliga ein. „Die baggern dich nicht so an, wie die ständig animierenden Barmädels. Die lächeln nur. Dann kannste einfach hingehen, oder sie zu dir rüberwinken. Wenn sie dann noch sagt: handsome man, I like you, haste se schon am Wickel.“
Währendessen schreib ich das schon mal in Lautschrift auf einen Bierdeckel: „händzam män, ei leik ju“, damit er es sich besser einprägen kann und mach gleich weiter:
„Wenn se dat zu dir sagt, haste ne gute Chance, dass se nur ganz ganz wenig Geld will. Dann steht se auf dich. Sagst einfach was von Hotel, das Wort versteht sie, und bringse hier her. Glänz bloß nich mit deinem Russisch! Das iss liebestötend in diesen Breitengraden. Außerdem müssen wir noch ne ungefähre Zeit ausmachen, damit du ungestört auf dem Zimmer bist.“
und ich schreibe zusätzlich auf den Deckel, was er sagen soll, damit auch sie happy ist: „ju ah werri bjutifull lädie“
Wilhelm ist ganz Ohr und übt sogar mit uns. Für eine billige Nummer mit den unzivilisierten Eingeborenen würde der Eroberer aus dem Deutschen Osten sogar wieder in die Schule gehen. Wir erzählen ihm, dass vor 23 Uhr dort kaum was läuft, aber er solle ruhig früher dort hingehen, sich mit der Ecke vertraut machen und sich den strategischen Überblick verschaffen. Wir warnen ihn noch einmal vor den Barmädels, damit nur ja nichts schief geht.
Nach unserer Kalkulation dürfte Wilhelm schon ab 21:00 Uhr zwecks Mutantrinken unterwegs sein und dann spätestens um 24:00 Uhr wieder im Hotel sein. Hans käme spätestens um 3:00 Uhr morgens ins Bettchen. Solange hat unser Coffee Shop manchmal auf. Falls Hans seine letzte Zurückhaltung wg. zwischenzeitlich sturmfreier Bude überwindet, darf auch er seine ersten exotischen Erfahrungen machen, bevor Wilhelm beweibt zurückkehrt. Das Schicksal dieser einen Fliege ist im Prinzip schon vorbestimmt. Dafür werden wir schon sorgen.
Das mit der zweiten Fliege ist noch unberechenbar, aber der Dünnschiss für sie ist schon ausgelegt. Sie wird bald unentrinnbar in der Sosse kleben, falls Wilhelm der Stasi Knecht in unserem Sinne mitspielt.